Schwere Vorwürfe erhebt der Hauptgesellschafter der RW Agrar GmbH Haßberge, die Beiselen GmbH in Ulm, gegen den langjährigen Geschäftsführer des Hofheimer Unternehmens. In den vergangenen zwei Jahren sei es zu einem „gravierenden Fehlverhalten“ des Geschäftsführers gekommen. Vor Kurzem wurde der Geschäftsführer fristlos gekündigt. Inzwischen wurde Strafanzeige gegen ihn gestellt. Im Gespräch mit der Redaktion weist er die Vorwürfe zurück.
Dass inzwischen Strafanzeige gestellt wurde, bestätigt auf Anfrage der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Bamberg, Christopher Rosenbusch. Vorgeworfen werden dem früheren Geschäftsführer Bilanzfälschung und Sozialversicherungsbetrug. Nachdem der Vorwurf der Bilanzfälschung im Raum stehe, werde das Verfahren an die Staatsanwaltschaft in Hof weitergeleitet. Dort ist die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität.
Für einen Paukenschlag in Landwirtschaftskreisen hatte vor wenigen Wochen ein Brief der Beiselen GmbH gesorgt, als Kunden bekannt gegeben wurde, dass das Anstellungsverhältnis mit dem Geschäftsführer „mit sofortiger Wirkung“ beendet worden sei. Seitens des Geschäftsführers sei es „in den vergangenen zwei Jahren zu einem gravierenden Fehlverhalten gekommen“. Dadurch sei das Vertrauen in den Geschäftsführer „sehr stark und nachhaltig beeinträchtigt worden“, heißt es im Brief, der der Redaktion vorliegt. Bei diesem gravierenden Fehlverhalten handele es sich um Bilanzfälschung, Sozialversicherungsbetrug und Verstoß gegen die Vermögensbetreuungspflicht, berichtet das Unternehmen auf Anfrage der Redaktion. Im Rahmen der Jahresabschlussprüfung seien die Unregelmäßigkeiten aufgetreten, die der Geschäftsführer zu verantworten habe, heißt es weiter.
In seinem Brief an die Kunden hatte das Unternehmen auch darüber informiert, dass der entlassene Geschäftsführer „nur seinem Gesellschafter gegenüber ein Fehlverhalten an den Tag gelegt hat, nicht den Kunden oder Geschäftspartnern gegenüber“.
Rund 50 Millionen Jahresumsatz macht die im Jahr 2004 gegründete RW Agrar GmbH Haßberge in Hofheim. Hauptsitz ist Hofheim, Filialbetriebe gibt es unter anderem in Südthüringen und in Oberfranken. Seit Gründung war der jetzt Entlassene Geschäftsführer. Und dieser zeigte sich angesichts der Vorwürfe verbittert. Zugleich aber sieht der 60-Jährige einem möglichen Verfahren „gelassen“ entgegen. Zum Vorwurf der Bilanzfälschung wolle er sich nicht äußern, aber: „Ich habe nichts entnommen und mich nicht bereichert“, sagte er gegenüber der Redaktion. Vielmehr habe er sich immer für den Betrieb eingesetzt.
Diesen Einsatz hatte das Unternehmen in dem Schreiben gewürdigt: Man bedanke sich für die „jahrzehntelange erfolgreiche Arbeit“, heißt es, und man bedaure sehr, dass „mit dieser Entwicklung“ die Ära des Geschäftsführers ein jähes Ende gefunden habe. Die Ära wäre jedoch wohl eh zu Ende gegangen, denn wie der ehemalige Geschäftsführer berichtet, hatte er zum 31. Mai dieses Jahres gekündigt, er wollte „in einer neuen Aufgabe in der Branche tätig werden“.
Stellung nahm er zum Vorwurf des Sozialversicherungsbetrugs. Dabei handele es sich um „eine Sache zwischen der Rentenversicherung und mir“. Für ihn gehe das Wort „Betrug“ weit an der Sache vorbei. „Das hat mit Betrug nichts zu tun. Wenn, dann habe ich mich höchstens selbst geschädigt, weil ich Geld, statt in meine Rente, in die Firma gesteckt habe.“
Die Beiselen GmbH ist laut Mitteilung des Unternehmens mit rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz und rund 600 Mitarbeitern das führende Familienunternehmen im deutschen Agrarhandel. Die RW Agrar GmbH Haßberge ist seit Ende 2004 eine 90-prozentige Tochter der Beiselen GmbH.