Rosl, hast scho ghört, da war doch neulich des Topmodel der bayerischen Landwirtschaft im Landkreis und hat denna Bauern aweng zughört."
"Ach, Lubber" – mein Nachbar ist heute wohl wieder etwas anzüglich –, "wenn Du mit Deinen despektierlichen Äußerungen den Besuch der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber meinst, ja, darüber habe ich in der Zeitung gelesen."
"Also, des war ja schö, dassa sich die Zeit genumma hat. Aber im großn und ganzn glääb ich, war des eher aweng a Mogelpackung."
"Wie kommst Du denn darauf?"
"Naja, nehm doch amal als Beispiel die fettn Gäns, wo im Maintal denna Bauern die Blätter vo die Pflänzlich fressen. Des is a gewaltichs Problem. Da entsteht auf jeden Acker, wo die Vögel besuchn, a Riesenschadn. Der geht in die Zehntausende. Des is aber kee lokals Problem. Wenn jetzt nach dem Motto ,Jäger der Welt vereinigt Euch' alle Waidleut die Piepmatzn in die ewichn Vochljagdgründe ballern täten, käma innerhalb vo a poar Wochen wieder neua Gäns aus Thüringen und Hessen nachgerückt. Die Logistik bei denna Flattermänner funktioniert subber."
"Aber dafür kann doch die Ministerin nichts..."
"Kloar net. Aber die hat sich noghöckt und sich alles aufgschriem und so getan, als tät sa jetzt was gecher die Viecher unternämm. Dabei kannsa gecher so a Invasion eefach nix ausricht. Erschwerend kummt ja dazu, dass die es halba Jahr gschützt sin. Und alles, was aweng Erfolg versprechert, übrigens aa nur auf europäischer Ebene, dörfst net mach. Und des eenzich, was sa mach könnert, nämlich die Bauern a Entschädigung zahln, hat der Rechnungshof verbotn."
"Lubber, das ist gerade dünnes Eis, auf dem Du Dich bewegst. Lege Dich nie mit den Naturschützern an..."
"Naja. Jedenfalls is bei dem Besuch vo der Ministerin noch deutlich worn, die Interessen vo denne klenn Bauern sin der großn Politik ziemlich schnurz. Des Interesse geht hin zu Großbetrieben. Dabei hab ich mir gedacht, sowas hat's doch scho amal ghäm. Da hat's nuch LPG ghääßn. Und des weist erstaunliche Paralleln zu denna klenna Krankenhäuser auf. Überleg doch amal: die Haßberg-Kliniken ham früher schönna schwarza Zahln gschriem."
"Ich erinnere mich. Ist aber schon eine Zeit her."
"Und warum? Weil irgnd so a schlaus Kerlchen auf die Idee kumma is, dass es besser wär, die Krankenkassn tätn mehr Geld verdien statt die Krankenhäuser, dafür könnert man die Kosten in denne klenna Kliniken soweit deckeln, bis sa dick in die rotn Zahl rutschen. Des bedeut aber, dass die Landkreise – oder wer aa immer als Träger betroffen is – langsam aber sicher kee Geld mehr für annere Aufgaben ham, oder doch Zug um Zug die Häuser dicht machen müssen. Siehe Hofinga und Ebern."
"Hmmm..."
"Und die Hausärzt wern aa immer mehr drangsaliert und dezimiert, bis denna Leut nix anners übrig bleibt, als in die Klinik zu gehn. Hammer aa scho amal ghat. Da hat's Poliklinik ghääßn. LPG und Poliklinik - warn des net typische DDR-Errungenschaften? Und ich hab damals gedacht, der Westen hätt den Osten übernommen..."