Wie viele andere Ortschaften hat auch Goßmannsdorf viele Baustellen. Stadtrat Burkard Mantel brachte es bei der ersten Infoveranstaltung der neu gegründeten „Zukunftswerkstatt Goßmannsdorf“ auf den Punkt: In absehbarer Zeit wird sein Heimatort weniger als 700 Erstwohnsitze haben. Die Geburten gehen seit Jahren zurück. Das Durchschnittsalter der Bewohner liegt zwischen 50 und 70 Jahren. Die Anbindung an öffentlichen Nahverkehr ist schlecht, die Attraktivität gering, das Vereinsleben zunehmend schwierig. Bei der Ortsbegehung im vergangenen Jahr wurden Bürgermeister Wolfgang Borst die Probleme dargelegt. Daraufhin stellte die Stadt einen Antrag beim Amt für ländliche Entwicklung (ALE) auf eine Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm. Als ersten Schritt nahmen 15 Bürgerinnen und Bürger im Mai dieses Jahres an einer Fortbildung in Klosterlangheim teil. Sie gründeten im Anschluss die „Zukunftswerkstatt Goßmannsdorf“ und arbeiteten mehrere Themen aus, die unter Beteiligung aller Bürger umgesetzt werden sollen.
Svenja Jung und Michael Walter stellten das erste Projekt vor, ein gemeinsames Dorffest. Voraussetzung sei, dass alle Vereinsvorstände hinter dem Fest stehen. Es solle ein zweitägiges Fest der Generationen werden, das auch Auswärtige anzieht. Als Termin wurde der Juni 2015 ins Auge gefasst. Als Veranstaltungsort sei die Ortsmitte rund um die Kirchenburg ideal. Die meisten Anwohner hätten bereits ihr Einverständnis gegeben. Es solle weniger Feste geben, dafür aber ein richtiges Dorffest. Aus dem Publikum kam die Gegenstimme, dass wohl jeder Verein auf die Einnahmen aus dem Festbetrieb angewiesen sei.
Pilotprojekt gemeinsames Fest
Stadträtin und dritte Bürgermeisterin Julitta Ott konterte, dass der Erlös des Festes der Dorferneuerung zugute komme und die Vereine darauf Rücksicht nehmen sollten. Zudem werde die Dorfgemeinschaft gestärkt. Es handele sich um ein Pilotprojekt. Man müsse erst mal sehen, wie es läuft, meinte Ott. Der nächste Treffpunkt der Projektgruppe Dorffest ist am Donnerstag, 5. Dezember, um 19 Uhr im Gasthaus Krone.
Michael Wüchner präsentierte das zweite Projekt, die Nahversorgung durch einen Dorfladen. Zusammen mit Werner Betz, Doris und Werner Becht und Franz Laubender besuchte er Dorfläden in der näheren Umgebung und prüfte die „Randbedingungen“ für die Umsetzung. Auf einer Fläche von 120 bis 150 Quadratmetern soll eine Back- und Wurstwarentheke integriert werden, die besonders gewinnbringend seien. Im Gegensatz zu einem Supermarkt mit mehr als 3500 Artikeln sollen rund 800 Artikel angeboten werden.
Als zusätzliche Dienstleistungen seien ein Bürgerbüro, eine Koordinationsstelle für Nachbarschaftshilfe, ein Fahrdienst mit Hol- und Bringservice sowie ein Gastronomie-Angebot, wie ein Stehcafe oder Bistro denkbar. Der Dorfladen solle Geschäft, vor allem aber Treffpunkt sein, so Wüchner. Eine der wichtigsten Voraussetzungen sei, dass die Bürger den Laden wollen. Darum wird es eine Fragebogenaktion geben. Wenn 340 Kunden wöchentlich für 17 Euro einkaufen, sei der Betrieb kostendeckend, rechnete Wüchner vor. Falls die Fragebogenaktion positiv verläuft, werde eine „Machbarkeitsstudie“ in Auftrag gegeben. Fällt diese positiv aus, müsse eine geeignete Immobilie gefunden werden, wobei der Mietpreis 250 Euro monatlich nicht übersteigen sollte. Bei einer Veranstaltung Anfang nächsten Jahres soll ein Unternehmensberater informieren. Rund 40 000 Euro müssten die Bürger durch Zeichnen von Anteilen an Eigenkapital aufbringen, meinte Burkard Mantel.
Zuhörer prophezeiten ein Scheitern des Ladens, da Hofheim mit mehreren Supermärkten nur drei Kilometer entfernt sei. Wüchner entgegnete, dass die Entfernung zweitrangig sei. In Heilgersdorf gebe es beispielsweise einen erfolgreichen Dorfladen, obwohl Seßlach mit Einkaufsmöglichkeiten nur einen Kilometer weg sei. Mit wachsendem Durchschnittsalter der Bevölkerung sinke deren Mobilität. Zudem würden regionale Produkte angeboten, die Käufer von auswärts anlocken.
Das Ortsbild aufwerten
Christian Guschker beschäftigte sich mit der Aufwertung des Ortsbildes. Vieles sei erreicht, wie die Sanierung der Kirchenburg, des Dorfbrunnens, des Spielplatzes oder des Seeumfelds. Defizite gebe es bei Hausleerständen. Sechs bis acht Häuser stünden derzeit leer. Guschker bemängelte die übermäßige Flächenversiegelung. Platz für weitere Begrünung sei vorhanden. In den Ortseinfahrten sei eine Verkehrsberuhigung wünschenswert, beispielsweise durch das Pflanzen von Bäumen. Der Ortskern solle zur generationsübergreifenden Begegnungsstätte werden. Goßmannsdorf solle für Jung und Alt, Einheimische und Fremde lebenswert und zukunftsfähig sein.
Werner Kaffer referierte über das Projekt „Nachbarschaftshilfe“, über das er sich zusammen mit Roswitha Schuler, Ingrid Fella, Monika Ullrich und Edith Wahl-Kuhn Gedanken gemacht hatte. Als Aufgabengebiete nannte er Besorgungen, Fahrdienste, Behördengänge, stundenweise Kinderbetreuung oder die Begrüßung von Neubürgern. Sie sei ehrenamtlich, unentgeltlich und unbürokratisch. Vertraulichkeit sei oberstes Gebot. Eine Info-Veranstaltung sei Anfang 2014 geplant, Start im Herbst 2014. Möglicher Träger sei beispielsweise die Pfarrgemeinde. Das Projekt werde durch den Freistaat Bayern mit bis zu 10 000 Euro gefördert.
Als weitere Projektpunkte nannte Burkard Mantel unter anderem den Internetauftritt, besseren öffentlichen Personennahverkehrs die Erdverkabelung von Strom, Breitband, eine erweiterte Nutzung der alten Schule und einen Erholungsbereich am Längenbach. Mantel dankte Nadja Rosatti für den Entwurf des Logos der Zukunftswerkstatt und lud zum Stammtisch ein, der sich jeden ersten Sonntag im Monat um 19 Uhr im Gasthaus Krone trifft.