Selten konnte man im Schüttbau eine solch unter die Haut gehende Szenerie erleben: Vorne auf der Bühne steht ein dunkel gekleideter Mann. Sonor und leise singt er. Seine Hände umfassen ausnahmsweise kein Trinkglas, sondern geben beiläufig den Takt an. Und an diesen Fingern kleben die Blicke der Menschen und alle stimmen voll Wehmut in ein unbekanntes Lied ein, gerade so, als ob sie es von Kindheit an kennen: „Tooralooraly, Tooralooraley“.
Der Mann, von dem sich die Menschen nur zu gerne in seinen Bann ziehen ließen, hieß John Wright und wuchs über viele Jahre hinweg zum Synonym von schottischer Folk-Music im Haßbergkreis. Jetzt erreicht seine Fan-Familie die Nachricht, dass der englische Sänger vor wenigen Tagen im Alter von nur 60 Jahren gestorben ist. Er hatte am vergangenen Wochenende einen Schlaganfall erlitten.
„Tief getroffen“ vom Tod des Sängers zeigte sich am Dienstagnachmittag Johannes Häfner. Der Rektor der Burgpreppacher Grundschule erinnert sich an die ersten Begegnungen – bei einem Fest in Holzhausen, wo er und Georg Krebs auf Wright als Straßenmusikanten aufmerksam wurden und auch an den denkwürdigen Auftritt des Musikers in der Burgpreppacher Schule. Wie später im Schüttbau war es auch dort diese ganz besondere Atmosphäre, die John Wright bei seinen Konzerten schuf. Wright sang nicht Lieder, er durchlebte eher jedes Lied neu – ohne dass es aufgesetzt oder gar gespielt wirkte.
Und diese ganz besondere Art dürfte es auch gewesen sein, dass ihn Landsmann Kenny Spiers, ein bekannter Musiker und Begleiter bei vielen Konzerten im Haßbergkreis, entdeckte und förderte. So wurden seine Konzerte im Haßbergkreis zu ganz besonderen Erlebnissen. „Family“ – so hieß ein Lied, das er fast immer vortrug. Und zu einer richtigen „Family“ wurde auch seine Fangemeinde. Im Mittelpunkt dennoch immer die Musik, wie sie John Wright interpretierte, im unverwechselbaren Stil aus keltisch-caledonischen Folk. Mit seiner rauen einfühlsamen Stimme interpretierte er Lieder aus den Highlands. Zwei Jahrzehnte hatte er viele der Szenen, die er singend erzählte, selbst erlebt: Er hütete Schafe und züchtete Hunde im englisch-schottischen Grenzland.
Viele Fans bekundeten in den vergangenen Tagen ihre Trauer über den Tod John Wrights auf dessen Homepage im Internet. Und viele fühlen ähnlich wie ein Fan aus Holland, der schrieb: „Er hat unser Herz berührt“ und ein weiblicher Fan weiter: „Wir hoffen, dass wir uns eines Tages wieder treffen irgendwo auf einer Wolke im Himmel, und wir hoffen, dass Sie immer die Lieder singen, die für uns ein Teil unseres Lebens sind.“