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HASSFURT: Grünes Zuhause

HASSFURT

Grünes Zuhause

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    Daten am Laptop einsehen: Hilmar Wasser kann mit dem digitalen Stromzähler „Smart Meter“ (hinten links) seinen Stromverbrauch individuell messen.
    Daten am Laptop einsehen: Hilmar Wasser kann mit dem digitalen Stromzähler „Smart Meter“ (hinten links) seinen Stromverbrauch individuell messen. Foto: Foto: Julia Knetzger

    Mindestens einmal am Tag schaut Hilmar Wasser aus Haßfurt auf seinen Stromverbrauch. Hat er am Vortag ungewöhnlich viel konsumiert? Oder konnte er sogar Kosten sparen? Um das herauszufinden, muss der Haßfurter aber nicht extra in den Keller gehen, wo sein digitaler Stromzähler installiert ist. Er verfolgt bequem von seinem Computer oder seinem iPhone aus, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten seine Familie besonders viel Strom verbraucht. Dazu muss er nur einen Blick auf die übersichtlichen Grafiken und Tabellen werfen, die ihm seinen Verbrauch wahlweise in Kilowattstunden, Euro oder Emissionen ausdrücken.

    Die Familie Wasser gehört zu den Haushalten in Haßfurt und seinen Ortsteilen, die bereits mit dem intelligenten Stromzähler Smart Meter ausgestattet sind. Rund 7500 Zähler habe man bereits installiert, informiert Norbert Zösch, Geschäftsführer des Stadtwerks Haßfurt. Das seien 99 Prozent aller Haushalte. Erst im Frühjahr 2012 wollte man ursprünglich mit der flächendeckenden Einrichtung des Smart Meters fertig werden. Jetzt aber sind bis auf Einzelfälle schon alle mit der neuen Technik ausgerüstet.

    Hilmar Wasser steigt die Treppenstufen zu seinem Keller hinab und zeigt seinen Smart Meter, ein weißer Kasten mit abgerundeten Ecken. Statt sich langsam drehender Zahlen auf schwarzem und rotem Untergrund sieht man hier ein Display, auf dem man den Stromverbrauch, getrennt nach Tarifen, und die Leistung ablesen kann. Auf einem Laptop, den Wasser zur Ansicht mitgebracht hat, ist ein Programm geöffnet, das die Energiebilanz des Hauses aufzeigt: Strom, Wasser, Gas und Wärme sind hier einzeln aufrufbar. Ein auffällig hoher Verbrauch nachts um zwei Uhr? Das sei so gewollt, meint Hilmar Wasser. Denn da er zusätzlich zum Normalstromtarif auch einen günstigeren Nachttarif nutzt, habe er seine Spülmaschine auf diese späte Uhrzeit programmiert. Und Wäsche werde, wenn möglich, am ebenso günstigen Wochenende gewaschen. Damit allein spare die Familie schon bis zu 150 Euro im Jahr. Ähnlich wie durch das Austauschen von alten, aber stromfressenden Haushaltsgeräten durch sparsame Modelle.

    Das Einsparen von Energie und Kosten durch intelligente Zähler ist nur ein Schritt des Stadtwerks Haßfurt hin zu einer dienstleistungsorientierten und nachhaltigen Energieversorgung. Wie Stadtwerksleiter Zösch erklärt, soll nach dem Einbau der Smart Meters bald schon die nächste Phase starten, nämlich die der Smart Homes. Was man darunter versteht? Durch die digitale Steuerung von Haushaltsgeräten und der Heizung soll es möglich sein, Energie dann zu beziehen und zu nutzen, wenn sie günstig ist und wenn es Sinn macht. So könnten moderne Kühlschränke beispielsweise auch einmal drei Stunden ohne Strom auskommen, ohne dass sich an der Kühltemperatur etwas Entscheidendes ändert, meint Zösch.

    Das Stadtwerk suche jetzt 20 interessierte Haushalte, die das Smart Home-Paket für eine Testphase von einem Jahr installieren – ein Grundpaket aus zwei Thermostatventilen, mit der die Heiztemperatur programmierbar wird, einer schaltbaren Steckdose, um Geräte im Standby-Modus komplett ausschalten zu können, einer Steckdose mit der Anzeige des Verbrauchs in Kilowattstunden sowie einem Rauch- und Feuchtigkeitsmelder. Zusammen mit einem Smart Meter habe man damit, so Zösch, eine „perfekte Kombination“. Wenn die Ergebnisse positiv sind, werde das Smart Home-Modell für einen Großteil der Kunden interessant sein. Dann werde man die intelligente Steuerungstechnik ins Produktportfolio aufnehmen. Neben den Smart Meters und Smart Homes hat das Stadtwerk langfristig aber noch etwas anderes vor, nämlich Energie in Speichermedien unterzubringen – vor allem dann, wenn sie günstig ist. Momentan, so Zösch, lägen zwar noch keine konkreten Planungen vor, aber es sei richtig: „Speicherfähigkeit ist ein Schlüsselthema für die ökologische Energiegewinnung.“

    Nicht nur das Stadtwerk möchte mit seinem Ökokurs die eigene Wertschöpfung ankurbeln. Auch für die Stadt bedeutet die Innovationsbereitschaft des Energiedienstleisters Profit. Wie Erster Bürgermeister Rudi Eck erklärt, sei das Stadtwerk mit seinem Nachhaltigkeitsstreben ein wichtiger Standortfaktor für Haßfurt. Denn nicht nur neue Unternehmen, sondern auch künftige Bewohner würden Wert auf ökologische Energieversorgung legen. Sogar bis in den Bundestag reicht das Lob für die Haßfurter. Wie Grünen-Abgeordneter Hans-Josef Fell erklärt, sei das Stadtwerk Haßfurt seines Wissens nach das erste Stadtwerk deutschlandweit, das flächendeckend Smart Meter eingebaut hat. Sein Statement: „Das Stadtwerk Haßfurt hat damit eine Strukturvorbereitung für viele Energieeffizienzmaßnahmen und die Integration erneuerbarer Energien geschaffen, wie zum Beispiel Windräder und Solarkraftwerke.“

    Das Stadtwerk in Zahlen

    Als Mehrspartenversorger bietet das Stadtwerk Haßfurt Strom, Wasser und Erdgas. Es betreibt auch eine Erdgastankstelle. Das Stadtwerk beschäftigt 35 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von 20 Millionen Euro. Derzeit werden 87 Gigawatt/Stunden Strom erzeugt, beim Gas sind es 136 Gigawatt/Stunden. Die Eigenerzeugung teilt sich wie folgt auf: 1800 Kilowatt/Stunden entstehen durch Kraft-Wärme-Kopplung, 6500 Kilowatt/Stunden durch Fotovoltaik, 6900 Kilowatt/Stunden durch Windkraft und 1450 Kilowatt/Stunden durch Biogas.

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