Wenn ein Lehrer als Kabarettist den Schulalltag thematisiert – wer hört dann am liebsten zu? Natürlich seine Leidensgenossen, die Lehrer. So hätte man das Publikum beim Auftritt des Kabarettisten und Lehrers im Ruhestand, Han‘s Klaffl, am Mittwochabend beim Kulturamt Haßfurt live in der Stadthalle großzügig auch als „Lehrerkollegium“ bezeichnen können. Doch ob nun Lehrer oder nicht, die Besucher konnten an diesem Abend einmal so richtig herzlich lachen.
Eigentlich in Ruhestand
Denn was Han‘s Klaffl in seinem „Frontalunterricht“ so humorvoll, aber auch zynisch, so lebendig und unvergleichlich erzählte, kennt wohl ein jeder, der einmal die Schulbank gedrückt oder vor einer Schulklasse gestanden hat. Dass sich der Kabarettist, der sich als Musiklehrer auch gekonnt am Klavier und am Kontrabass begleiten kann, mittlerweile im Ruhestand befindet, tat dabei nichts zur Sache.
Was der ehemalige Gymnasiallehrer so alles mit Schülern und Eltern sowie dem Kultusministerium erlebt hat, schilderte er mit schonungsloser Offenheit, feinsinnigem Humor und großer sprachlicher Gewandtheit in seinem Programm „Schul-Aufgabe. Ein schöner Abgang ziert die Übung“.
Gisela Schott, Rektorin der Grundschule Haßfurt, war besonders von der Karikatur der verschiedenen Schülertypen in der Grund-, Mittel- und Oberstufe begeistert und lobte sie als „genial“. So hatte Han‘s Klaffl eine Unterrichtsstunde in der Unterstufe nachgespielt, in der die Schüler den Lehrer mit unzähligen und unmöglichen Fragen löchern, aber auch mit einigen Aktionen stören, bis der Gong den eigentlichen Unterrichtsbeginn vorzeitig beendet.
„Das nennt man erschöpfende Behandlung des Lehrstoffs und des Lehrkörpers“, merkte der Kabarettist schmunzelnd an, der die Unterstufe „geliebt“ hatte. Doch die „artgerechte Haltung“ von Schülern in der Mittelstufe bezeichnete er als Problem, da dort das Geschehen hauptsächlich von der Pubertät der Jugendlichen bestimmt wird.
„Die eine wird zur Lethargie, die andere wandelt sich zur Demenz“
Han's Klaffl zur Hochbegabung vieler Schüler und Eltern
Mokierte er sich zwischendurch noch darüber, dass die Zahl der Hochbegabten immer mehr zunimmt – „Nicht nur die der Schüler, auch wenn man im Unterricht nichts davon merkt, sondern auch die der Eltern“ – so hat er festgestellt, dass in der Oberstufe Pubertät und Hochbegabung wieder abnehmen.
„Die eine wird zur Lethargie, die andere wandelt sich zur Demenz“, brachte er es auf den Punkt. Jetzt, als Lehrer im Ruhestand, kann er natürlich auch wütend und genüsslich zugleich die 17 Jahre andauernden G8-Reformen samt Flexijahr und die Rückkehr zu G9 nach Herzenslust kritisieren. „Gegen das Chaos bei der Einführung des G8 läuft am Berliner Flughafen alles planmäßig“, stellte er fest. „Ich bin gespannt, wie es weitergeht mit dem G9 und der Möglichkeit, das Gymnasium auch in acht Jahren zu absolvieren. Das ist einer der seltenen Momente, in denen ich froh bin, im Ruhestand zu sein“, betonte er.
Die To-do-Liste
Apropos Ruhestand: was macht eigentlich ein Lehrer, der keiner mehr ist? Er macht eine To-do-Liste, kämpft dabei mit der Excel-Liste, checkt seine E-Mails – fast nur Spam – und er beglückt andere Menschen wie den Hausarzt oder den Baumarktleiter mit seinen pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten. Nach gut zwei Stunden Programm, bei dem sich die Zuhörer kringelig lachten, nach einem lustigen, kritischen und auch ein wenig melancholischen Rückblick auf über 40 Jahre Lehrertätigkeit, kam Han?s Klaffl ein wenig seufzend in seinem letzten Lied zu dem Schluss: „Es geht mir gut!“ Zum Abschluss gab es dann noch einmal einen stürmischen Applaus.
Übrigens, die Schreibweise seines Vornamens erklärte Han?s Klaffl folgendermaßen: „Der sogenannte Deppenapostroph ist ein sehr schönes Beispiel für Sprachentwicklung: Vor der Rechtschreibreform von 1996 war er verboten, seither ist er erlaubt. Weil aber erfahrungsgemäß alles, was zuerst verboten, dann aber erlaubt war, im nächsten Schritt Pflicht wird, eile ich dieser Entwicklung voraus.“