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. . . hat sie den Förster umgebracht

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. . . hat sie den Förster umgebracht

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    Auch zur siebten Lesenacht im Regiomontanuskeller in Königsberg, die in zweifacher Hinsicht aus dem üblichen Rahmen fiel, kamen wieder 30 Frauen. So durften die Zuhörerinnen das erste Mal auf Stühlen sitzen, anstatt wie bisher, es sich auf Kissen am Boden gemütlich zu machen. Und zum zweiten streifte diese Lesenacht diesmal nicht ein bestimmtes Land, seine Autorinnen und ihr Geschichten, sondern war eine "Krimi-Lesenacht".

    Wie Nina Lorenz, Regisseurin an der Theaterwerkstatt Haßfurt, zu Beginn erläuterte, wollte man einmal unbekannte Kriminalautorinnen vorstellen. Sie verwies auf die Vereinigung "sisters in crime" (siehe nebenstehenden Kasten), die ebenfalls unbekannte Kriminalautorinnen fördert. Für diese Lesenacht seien Kurzgeschichten ausgewählt worden, die einem nicht nur eine Gänsehaut bereiten sollten, sondern manchmal auch zum Lachen anregten.

    Mit dem alten Schlager "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" eröffnete Gabriele Marquardt, am Klavier begleitet von Monika Appl, die spannende Krimi-Nacht.

    Danach zog Nina Lorenz mit der Geschichte "Bis der Tod uns scheidet" von Madelaine Duke ihre Zuhörerinnen in den Bann. Darin vermutet eine Frau, dass ihr Mann sie vergiften will. Jeden Abend bringt er ihr und sich selbst ein Glas Tee ans Bett. Während der Mann im Bad ist, vertauscht die Frau die Gläser. So geht es zwei Jahre lang, bis er ihr gesteht, dass er von dem Gläsertausch weiß. Da wird der Frau klar: ihr Mann hat das Gift stets in sein Glas Tee geschüttet, weil er wusste, dass sie die Gläser vertauschen würde. "Also hat er mich nicht umgebracht", gesteht sie ihrer Tochter kurz vor dem Tod, "ich habe Selbstmord begangen".

    Von einem Briefdialog zwischen der dicken Berta Lorbeer, die verzweifelt einen Ehemann sucht, und der Briefkastentante "Frau Augustin" handelte eine Geschichte von Susanne Mischke, die Barbara Rittel zu Gehör brachte. Auf die wenig ernstgemeinten und wenig hilfreichen Ratschläge von Frau Augustin handelt Berta Lorbeer im wahrsten Sinn des Wortes. Drei Männer, die sie nur ausnutzen wollte, wirft sie aus ihrer Wohnung - in den Tod, was ihr Frau Augustin kurzerhand nachmacht: sie wirft ihren eigenen Mann vom Balkon.

    Ein Krimi ganz anderer Art ist "Ein Fall für Lucie" von Ulla Lessmann, den Regina Jans-Uhl für ihren Vortrag ausgewählt hatte. Der Mörder in dieser spannenden Geschichte ist eine Spinne, die am Ende ihren eigenen "Auftraggeber" schmerzvoll in den Tod schickt.

    Auf den ersten Blick schien das Gedicht "Advent" von Loriot gar nicht zu der Krimilesenacht zu passen. Doch auch wenn dieses Stück mit dem trauten Titel nicht von einer Frau geschrieben wurde, so offenbarte sich in der Lesung von Andrea Tiessen-Lehmann doch, dass es zu Recht ausgewählt worden war. Loriot, beziehungsweise Victor von Bülow, hat darin die stimmungsvolle Beschreibung eines schönen Adventstages in einen krassen Gegensatz zu blutigen Ereignissen in einem Försterhaus gestellt: "Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer, die Försterin im Herrenzimmer. In dieser wunderschönen Nacht, hat sie den Förster umgebracht."

    Nach viel Applaus für die Lektorinnen und einer Pause wartete Annerose Simon mit einer eher traurigen Kurzgeschichte auf. "Das fremde Kissen" von Alida Baxter führte den Zuhörerinnen ein Ehepaar vor Augen, das sich allem Anschein nach sehr liebt. Nach und nach stellt sich jedoch heraus, dass die Frau den Mann nur geheiratet hat, um den Selbstmord ihrer Schwester Hilde an ihm zu rächen. Er hatte Hilde im Alter von neun Jahren missbraucht, so dass diese aus der Bahn geworfen wurde. Die Frau suchte nach dem Mann, heiratete ihn und wollte ihn zunächst umbringen. Doch dann fand sie heraus, dass ihr eigener Selbstmord ihn noch viel schlimmer strafen würde. Kurz vor ihrem Tod berichtete sie ihm dann von ihren Überlegungen und ließ ihn für immer allein. Passend zum Thema des Abends intonierte danach Gabriele Marquardt den bekannten "Kriminaltango", wiederum mit Monika Appl am Klavier.

    Zum Abschluss hatten sich Annerose Simon, Andrea Tiessen-Lehmann und Gabriele Marquardt noch etwas Besonderes ausgedacht: sie setzten die Geschichte "Rheinfall" von Martina Bick in Szene. Drei Kriminalautorinnen, mit denen die Fantasie etwas durchgeht, stehen im Mittelpunkt. Doch nur in ihrer Fantasie passieren die furchtbarsten Verbrechen - die Wirklichkeit stellt sich als absolut harmlos heraus. Damit war auch die siebte, schöne und spannende Lesenacht zu Ende. Mit viel Applaus verabschiedeten die Zuhörerinnen alle Lektorinnen, die Sängerin und die Pianistin.

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