Eine richtige Büttensitzung veranstalten die Ebelsbacher nicht. Warum auch? Sie haben ja ihren traditionellen Pfarreifasching. Und der hatte es auch in diesem Jahr wieder in sich. Martin Wasser, sozusagen Sitzungspräsident, Elferrat, Showmaster und Bühnenhelfer in einem, hatte alle Hände voll zu tun, um gekonnt durch ein mehrstündiges Programm ordnungsgemäß zu leiten. Er tat es mit Bravour.
Wasser war auch noch höchstpersönlich aktiv, um die Närrinnen und Narren im vollen Pfarrsaal zu unterhalten. Zusammen mit Roland „Placido“ Metzner, und Stefan „Jose“ Kreuzer stellte er unter starkem Jubel der binnen Sekunden zu wahren Opernfans mutierten Zuschauer unter Beweis, dass der gute alte Luciano Pavarotti in den Herzen seiner Fans weiterlebt. Weil sich die drei „Gesangswunder“ bei „Aber dich ...“ sprichwörtlich in die Kurven legten und sich anschließend – in erster Linie für die Damenwelt – beim „Fliegerlied“ noch als Beach-Boys-Unterwäsche-Models präsentierten, gab es tosenden Applaus.
Ebenso demonstrierte Martin Wasser sein schauspielerisches Talent als Frau Posposchil, die mit ihrer Freundin Frau Hawlischek (Georg Engel) über allerlei Wehwechen sprach. Gott sei Dank lebten die beiden Tschechinnen in Deutschland, wo es viele Experten gibt: Für „firchterliche“ Schmerzen in den Ohren ist der Ohruloge zuständig, für ein steifes Genick der Gyneckologe, bei Blähungen der Därmathologe. Und bei „Hörmorieden“ geht es nach Ägypten, denn da sind die besten Arschologen der Welt zuhause.
Natürlich hatte der Pfarrfasching, musikalisch gestaltet vom „Ein-Mann-Haus- und Hof-Orchester“ Johannes Eirich, noch weitaus mehr zu bieten. Eine Bergwanderin (Maria Dietz) etwa, die bei ihrer Tour mit ihrem Hans nur Stress hatte, eine schwäbische „Power-Nordic-Walkerin“ (Heidernei, desch war doch die Gaby Wolff), die beiden Ratschkattln Monika Gerbig und Marga Hoch sowie Leiterin Gaby Wolff mit einigen hochbetagten Damen, welche die Sparmaßnahmen im Ebelsbacher Seniorenheim gnadenlos aufgezeigt bekamen und vor allem selbst erlebten.
Quasi zur Abwechslung stellten die Organisatoren zwischendurch auch drei Fernseher bereit. Dumm nur, dass alle drei Geräte auf einmal liefen und sich die Zuschauer nicht entscheiden konnten, ob sie lieber die Kochshow mit Annika Bühl, die Olympiaübertragung mit Lukas Schöpplein oder das von Tobias Schöpplein moderierte Fußballderby zwischen Ebelsbach und Eltmann verfolgen sollten. Wer alles auf einmal versuchte, musste feststellen, dass Pastoralreferent Johannes Eirich den Ball nach dem Anstoß in die Suppe geschossen hat und man mit Hilfe eines Kochlöffels locker 5,90 Meter überspringen kann. Beim Anlauf ist aber aufzupassen, sonst bleiben die Eier oben. Aber da hilft wieder ein Kochlöffel mit Elfmeter, was Georg Engel zum Anlass nahm, den Schiedsrichter als Schweinskopf zu bezeichnen.
Mit dem neu konzipierten Gotteslob beschäftigte sich derweil der Kirchenchor, der doch um 20 vor zehn tatsächlich noch einen Abendgottesdienst gestalten wollte. Doch beim Üben einzelner neuer Stücke in dem 1200-Seitenwerk wurde fest gelacht. Wo allerdings das Lied „Heiliger Mathias sei gegrüßt, der du Pfarrer von Ebelsbach bist. Helf uns hier im Jammerthal, für uns zum Himmel allemal“ zu finden ist, darauf gab es keine Antwort. Trotzdem bekam Pfarrer Dr. Mathias Rusin von seinen singenden Schäflein einen (ersten) kleinen Heiligenschein.
Ganz nach dem Motto „das Beste zum Schluss“ durfte beziehungsweise muste Herta Dietz, die aufgrund ihrer guten Ohren bei der NSA sicher einen festen Arbeitsplatz hätte, noch in die Bütt. „Ich muss jetzt hochdeutsch sprechen beziehungsweise nach der Schrift. Sonst versteht mich nämlich der Herr Pfarrer nicht“, sorgte das Ebelsbacher Original von Anbeginn für viele Lacher. Querbeet waren ihre Themen gestreut: 50 Jahre Müttergruppe, 650 Jahre Gleisenau, die anstehenden Kommunalwahlen, die neuen Gesangsbücher in der Kirche, das Liebes-Etablissement in der Herrensteige oder das geplante Eltmanner Einkaufsgebiet – nichts war sicher vor ihr. Dass Pfarrer Rusin sein Wohlwollen mit einem Zwischenruf ausdrückte, nahm ihm Herta Dietz dann aber doch krumm: „Dazwischengerufen hat er öfter schon. Aber ich hab's gleich gesagt, jetzt red ich, jetzt bin ich am Mikrofon. Ja wo gibt's denn sowas, was fällt ihm denn ei. Ich schrei am Sonntag, wenn er predigt, auch net nei.“
Weil auch die drei Tanzeilagen von verschiedenen Gruppen der „Rapid-Jazz-Dance-Company“ nicht nur ein Augen-, sondern auch ein Ohrenschmaus waren, stand nach mehreren kurzweiligen Stunden die Entscheidung einstimmig fest: Der Ebelsbacher Pfarreifasching 2014 war wieder einmal „Spitze.“