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UNFINDEN: Holunder – mystisch, lecker und gesund

UNFINDEN

Holunder – mystisch, lecker und gesund

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    „Es war einfach mal eine Idee, die wir vergangenes Jahr ausprobiert haben“, sagt die 49-jährige Heidrun Großkreutz. Mit Erfolg. Der Holunder-Likör und der Holunder-Saft, den sie gekocht hatte, schmeckten nicht nur ihr und ihrem 52-jährigen Mann Klaus, sondern allen, die ihn gekostet hatten. So gut, dass sie in den letzten Tagen gleich 30 Liter Likör und knapp 15 Liter Saft gemacht hat – deutlich mehr als im Vorjahr.

    „Eine Woche lang waren wir jeden Abend unterwegs, um die Beeren rund um Unfinden zu sammeln. Es war eine Riesenarbeit, hat aber doch Spaß gemacht“, berichtet Klaus Großkreutz. Zwischenzeitlich waren seiner Frau sogar die Flaschen ausgegangen, um die flüssigen Leckereien abzufüllen und darin zu lagern. „Auf dem Flohmarkt haben wir dann Nachschub gefunden“, so Großkreutz.

    Das Rezept, nach dem die beiden den Likör gemacht haben (siehe nebenstehende Rezepte), sei „uralt“. „Wir haben von mehreren Dorfbewohnern Holunder-Rezepte erhalten“, sagt Heidrun Großkreutz. Dennoch kenne sie niemanden mehr, der selbst Holunder zu Saft oder Likör verarbeitet. „Es ist aber auch eine arge Sauerei damit verbunden. Man muss sehr aufpassen, dass man die Saftflecken in der Küche gleich weg wischt, sonst bleiben sie für immer.“

    Dass es beim Holunder-Saft und seinen vielen Möglichkeiten der Verarbeitung nicht um reinen Trinkgenuss geht, beweist unter anderem eine Studie der Universität von Jerusalem. Diese hat nämlich das bestätigt, was den Menschen gerade auf dem Land seit langer Zeit bekannt ist: Holunder wirkt heilend und beugt Krankheiten, insbesondere Erkältungen, vor. Die Forscher haben herausgefunden, dass die Eiweißstoffe aus dem Holunder Krankheitserreger abfangen, bevor diese die Zellen des Körpers angreifen können.

    Der Schwarze Holunder (siehe Stichwort) ist überhaupt einer der am vielseitigsten verwendbaren Wildsträucher, dessen Ansprüche an das Klima gering sind und der in vielen Hecken und auch in Gärten wächst. Der Saft, der aus den kugeligen kleinen Beeren gewonnen wird, ist säurearm, reich an Vitaminen (besonders Vitamin C und A) und Mineralstoffen (Kalium, Kalzium, Phosphor). Holunder wirkt schweißtreibend und blutreinigend und stärkt den Herz-Kreislauf. Rohe Beeren bekommen nicht allen Menschen. Den Verzehr unreifer Früchte sollte man vermeiden und die Reifezeit bis Ende August abwarten, da der darin enthaltene Giftstoff Sambunigrin zu Erbrechen, leichten Krämpfen und Durchfall führen kann. Werden Beeren und Saft auf 80 Grad Celsius erhitzt, ist von dem Stoff jedoch nichts mehr zu spüren.

    Sind die Nutzungsmöglichkeiten des Holunders heute weitgehend vergessen, sprachen die Menschen in alter Zeit der Pflanze dank ihrer beeindruckenden Kräfte mythologische Eigenschaften zu. Dem Verständnis der Germanen nach wohnte in Holunderbüschen ihre Hauptgöttin „Holda“ (oder „Holder“), die das Leben der Pflanzen und Tiere beschützte. Im Mittelalter waren die Menschen fest davon überzeugt, dass der „Hollerbusch“ mit bösem Zauber und Hexerei in Verbindung stehe. Aus seinem markigen Holz wurden keine Möbel gefertigt, die für das Haus bestimmt waren. Allein Hexenbesen sollten angeblich aus den Ästen eines Holunderbaums gefertigt werden.

    Bis in die Neuzeit hinein hatte sich dagegen die Volksmeinung erhalten, dass man vor einem Holunderbusch „den Hut ziehen sollte“. Diese ehrfürchtige Einstellung ist heute quasi verloren gegangen. Zu schnell greifen viele Gartenbesitzer rabiat zu Säge und Gartenschere und stutzen den Holunder wie Unkraut, ohne zu wissen, welchen Schatz der Natur sie vor sich haben.

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