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EICHELSDORF: Im Schlafzimmer der Fledermäuse

EICHELSDORF

Im Schlafzimmer der Fledermäuse

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    Überwintert auch in den Eichelsdorfer Felsenkellern: das Große Mausohr. Das Foto entstand an anderer Stelle.
    Überwintert auch in den Eichelsdorfer Felsenkellern: das Große Mausohr. Das Foto entstand an anderer Stelle. Foto: Foto: Patrick Pleul/DPA

    Bewaffnet mit Taschenlampen schleichen die Eindringlinge durch den Keller. Um niemanden zu wecken, flüstern sie leise miteinander. Es handelt sich allerdings nicht um vorsichtige Einbrecher auf der Suche nach Beute. Die Menschen, die die Decke des Felsenkellers ableuchten, halten in den Spalten und Ritzen des Felsenkellers Ausschau nach kleinen pelzigen Tieren: den Fledermäusen.

    Mitglieder des Arbeitskreises Fledermaus (AK) des Bund Naturschutz, Kreisgruppe Haßberge, sind zusammen mit anderen Fledermausliebhabern unterwegs, um die Winterquartiere der fliegenden Säugetiere zu kontrollieren. Etwa 200 Unterkünfte inspizieren die Naturschützer im Landkreis, eingeteilt in die fünf Touren Ebelsbach, Ebern-Maroldsweisach, Hofheim-Königsberg, Steigerwald und Haßfurt-Maintal.

    Arthur Scholl, AK-Verantwortlicher für den Bereich Hofheim-Königsberg, nutzt den Kontrollgang, um eine Auszeichnung „für die vorbildlichen Leistungen zum Schutz bedrohter Tierarten“ zu verleihen. Der Forstbetrieb Bad Königshofen erneuerte eine defekte Holztüre an einem Felsenkeller am Ortsausgang von Eichelsdorf nach Stöckach (wir berichteten). Kofinanziert wurde das Projekt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

    „Wir stellen auch künftige gerne unsere Hilfe für solche Maßnahmen zur Verfügung“, versicherte der Kimmelsbacher Revierleiter Rainer Fehn, der die Plakette „Fledermäuse willkommen“ und die Urkunde vom bayerischen Umweltministerium entgegennahm.

    „Die Fledermäuse selbst bräuchten die Türe nicht“, erläutert Manfred Husslein von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Haßfurt, „aber dadurch werden Störungen vermieden“.

    Weil sie in der kalten Jahreszeit keine Nahrung finden, schalten die Insektenjäger ihre sämtlichen Lebensfunktionen während des Winterschlafes auf Sparflamme. Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen, ist der Stoffwechsel heruntergefahren, die Atemfrequenz geht stark zurück und der Herzschlag fällt von ungefähr 600 auf nur 10 Schläge pro Minute ab. Trotzdem registrieren die Fledermäuse alles, was in ihrer Umgebung passiert. Würden sie im Winterschlaf gestört werden und aufwachen, könnte sie das so viel Energie kosten, dass sie sterben.

    Deshalb bewegen sich die Teilnehmer der Kontrollgruppe möglichst lautlos durch den Keller. Kurz und systematisch leuchten sie die Decke ab, um die Arten und die Anzahl der Fledermäuse zu registrieren. Zwei Exemplare vom „Großen Mausohr“ und eine Bechsteinfledermaus hängen kopfüber von der Decke. Doch die geübten Augen der Tierschützer entdecken noch zahlreiche Vertreter der Nachtflugkünstler zwischen den Sandsteinen. „Man kann davon ausgehen, dass doppelt so viele Fledermäuse in einem Keller sind, wie man zählt“, sagt Tourenführer Scholl.

    Die Keller sind von Ende Oktober bis Ende März – je nach Temperatur – ein ideales Schlafzimmer für die pelzigen Flugtiere. Die hohe Luftfeuchtigkeit verhindert, dass sie austrocknen und die gleichbleibend niedrige Temperatur hilft, ihre Körpertemperatur im Energiesparmodus zu halten. Sechs Arten konnten die Fledermausschützer an diesem Tag in ihre Listen eintragen: Großes Mausohr, Wasserfledermaus, Bechsteinfledermaus, Braunes Langohr und Fransenfledermaus. Gespannt sind alle darauf, wie viele dieser faszinierenden Tiere sie auf der Tour durch die 41 Keller des Gebietes Hofheim-Königsberg noch zu sehen bekommen.

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