Zum 31. Januar soll die Jugendherberge in Königsberg schließen. Diesen Beschluss hat der Landesverband Bayern des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) am 22. Januar gefasst. Als Grund dafür nennt der Betreiber die "anhaltend schlechte wirtschaftliche Situation" des Hauses in Königsberg.
Wie die Königsberger Mitarbeiter berichten, begann alles mit der Kündigung von Margit Krines. Diese war jahrelang die Leiterin der Jugendherberge am Schlossberg. Ihre Mitarbeiter loben sie als fähige Chefin, mit der man gut zusammenarbeiten konnte. Dennoch kündigte sie zum Ende des Jahres 2018; nicht ohne vorher die Verträge ihrer Mitarbeiter noch einmal zu verlängern. Doch am 22. Dezember habe es einen Termin mit Vertretern des Jugendherbergswerks gegeben, berichten drei Mitarbeiter des Hauses, die nicht namentlich genannt werden wollen. Dabei sei von einem Vertreter des Landesverbandes gesagt worden, dass nun einige Zahlen geprüft werden sollen.
Nur fünf Tage habe es bis zur ersten schriftlichen Kündigung gedauert, die nach den Weihnachtsfeiertagen bei einer Mitarbeiterin im Briefkasten lag - den Vertragsverlängerungen, die noch mit Margit Krines ausgemacht und unterschrieben waren, zum Trotz. So habe das DJH Mitarbeiter in der Probezeit entlassen und einen ohnehin endenden Zeitvertrag auslaufen lassen. Lediglich die Mitarbeiter mit unbefristeten Verträgen seien damit noch beim Jugendherbergswerk angestellt; ab Februar wohl mit der einzigen Aufgabe, in dem dann leerstehenden Gebäude nach dem Rechten zu sehen.
Wieder auf Arbeitssuche
Fünf Mitarbeiter hatte das Haus in Königsberg noch nach dem Weggang von Margit Krines. Von den dreien, die am Mittwoch mit dieser Redaktion sprachen, sind zwei nun wieder auf Arbeitssuche – zwei junge Frauen in ihren Zwanzigern. Ein Umzug in eine andere Region, um vielleicht in einer anderen DJH-Jugendherberge weiterarbeiten zu können, komme für sie nicht in Frage. Der dritte, ein Mann um die 60, gehört zu denen, die einen unbefristeten Vertrag hatten. Anne Jonigkeit, Pressereferentin des Landesverbandes Bayern beim Deutschen Jugendherbergswerk, berichtet, für zwei Mitarbeiter sei mit dem Betriebsrat ein Sozialplan ausgearbeitet worden.

Nach Angaben der Mitarbeiter habe bei dem Termin am 22. Dezember auch einer der Vertreter des DJH über die bisherige Leiterin Krines gesagt: "Wenn sie nicht gekündigt hätte, wäre das weitergelaufen." Dazu passt auch eine Pressemitteilung des Jugendherbergswerks, in der neben der schlechten wirtschaftlichen Situation der Jugendherberge auch die Schwierigkeit, offene Stellen zu besetzen, als Grund angeführt wird: "Aufgrund des in der Region bestehenden akuten Personalmangels wird sich in absehbarer Zeit die Nichtbesetzung der Stellen weiter verschärfen."
Dem widersprechen allerdings sowohl die Mitarbeiter der Jugendherberge, als auch der Königsberger Bürgermeister Claus Bittenbrünn. Nach einem möglichen neuen Herbergsleiter als Nachfolger von Margit Krines sei gar nicht gesucht worden, berichtet Bittenbrünn. "In der Main-Post stand nichts davon", meint der Bürgermeister, der zumindest erwartet hätte, dass das DJH mit Stellenanzeigen oder Inseraten in der Zeitung nach einer geeigneten Person hätte suchen können.
Personalmangel oder nicht?
Anne Jonigkeit kontert, das Problem habe nicht nur bei der Suche nach einem neuen Chef gelegen. Auch bei den Mitarbeitern habe Personalmangel geherrscht. "Selbst wenn wir jetzt eine neue Leitung gefunden hätten, hätte die große Schwierigkeiten gehabt, die Stellen zu besetzen." Das sehen die bisherigen Mitarbeiter allerdings anders. Eine der beiden Frauen berichtet, sie kenne durchaus Leute, die Interesse gehabt hätten, in der Jugendherberge zu arbeiten. Personalmangel habe es nur im Sommer 2018 für kurze Zeit gegeben, als mehrere Mitarbeiter gleichzeitig an einem Magen-Darm-Virus erkrankten, doch das sei eine absolute Ausnahme gewesen.
Auch das Argument der Unwirtschaftlichkeit des Hauses können die Mitarbeiter nicht nachvollziehen. Von den rund 9000 Übernachtungen, die es im Jahr 2018 in Königsberg insgesamt gegeben hatte, entfielen 6000 auf die Jugendherberge. Und auch für das Jahr 2019 gebe es schon wieder 4000 Buchungen.
Wofür der Bürgermeister und die Herbergsmitarbeiter besonders wenig Verständnis haben, ist die Geschwindigkeit der Schließung und der Entlassungen. Pressereferentin Jonigkeit erklärt dagegen, die schnelle Entscheidung liege auch an den bereits gebuchten Übernachtungen. Die Königsberger Jugendherberge ist nicht ganzjährig geöffnet und wäre im Januar und Februar ohnehin geschlossen gewesen, doch für März gibt es wieder die ersten Buchungen. Dann sollen die Gäste nicht erst zwei Tage vorher erfahren, dass sie nicht nach Königsberg kommen können. Eine frühzeitige Entscheidung lasse den Kunden mehr Zeit, sich auf die Veränderung einzustellen. "Alle Gäste, die bereits eine Buchung in der Jugendherberge Königsberg haben, werden oder wurden bereits vom Service Center der Jugendherbergen kontaktiert und erhalten Alternativangebote für Standorte in der Region", heißt es in der Pressemitteilung des DJH. "Die nächste Jugendherberge mit nur 30 km Entfernung ist die neue Jugendherberge in Schweinfurt, die seit Sommer 2018 zum Netz der bayerischen Jugendherbergen gehört."
Nicht kampflos aufgeben
Doch in Königsberg gibt es Bestrebungen, der Schließung entgegenzuwirken. Die Mitarbeiter haben bereits den Landtagsabgeordneten Steffen Vogel kontaktiert. "Kampflos werden wir das auf keinen Fall hinnehmen", kommentiert Claus Bittenbrünn die geplante Schließung. Für den 8. Februar sei nun ein Treffen in Königsberg geplant, bei dem MdL Vogel, Bürgermeister Bittenbrünn und Landrat Wilhelm Schneider mit dem DJH-Landesvorsitzenden Michael Gößl sprechen wollen. Bürgermeister Bittenbrünn berichtet schon jetzt, dass es sein Bestreben sei, dass die Einrichtung weitergeführt wird. Sollte das mit dem Jugendherbergswerk nicht machbar sein, dann möglicherweise mit einem anderen Betreiber oder in einer anderen Form.
"Für den ganzen Landkreistourismus ist das sehr schade", sagt der Bürgermeister. Oft komme es vor, dass Leute, mit denen er sich auf Messen unterhält, ihm erzählen, dass sie Königsberg von einem Jugendherbergsaufenthalt kennen. Auch die bisherigen Beschäftigten des DJH in Königsberg trauern nicht nur ihrem Arbeitsplatz nach. "Wir finden das Haus sehr schön", sagt der Mitarbeiter, der auch den Kontakt zu den Politikern aufgenommen hat. Zudem sei das Gebäude erst vor kurzer Zeit renoviert worden und habe unter anderem neue Fenster erhalten.
Ruhig aber attraktiv
Widersinnig finde er auch, dass aus der Politik zwar oft zu hören sei, man müsse den ländlichen Raum voranbringen und beispielsweise Dorfläden neu gründen, wenn dann eine Einrichtung geschlossen werde, die Gäste in die Region bringt. Eine seiner Kolleginnen sagt, bei dem Treffen im Dezember sei auch von einem DJH-Vertreter die Aussage gefallen, Königsberg sei "tot". Dabei sei die Kleinstadt zwar durchaus ruhig, aber dennoch attraktiv. Und so mancher Gast komme ja gerade, um die Ruhe zu genießen. Bürgermeister Bittenbrünn spricht von den vielen Aktivitäten, mit denen Schulklassen den Ort erkundeten. "Es wäre schade, wenn es das nicht mehr gäbe", meint er.
"Natürlich ist das für die Haßberge und Königsberg ein Verlust", sagt Susanne Volkheimer, Geschäftsführerin von Haßberge-Tourismus. Zwar sei eine Jugendherberge vor allem auf eine "spezielle Zielgruppe" – Schulklassen und Gruppenreisen – gerichtet, während der Tourismusverband einen stärkeren Fokus auf Familienreisen legt. Dennoch hätten die Gäste der Jugendherberge auch Einrichtungen im Landkreis genutzt wie etwa Schwimmbäder. Mit dem Jugendherbergsverband als Leistungspartner habe die Zusammenarbeit immer gut funktioniert.