Spannend wie ein Krimi, erschreckend wie ein Horrorfilm und informativ wie ein Dokumentarfilm war der Vortrag des IT-Spezialisten und Hackers Erwin Markowsky unter dem Thema „Tatort World Wide Web“, zu dem der Elternbeirat des Regiomontanus-Gymnasiums und die Sparkasse Ostunterfranken in Haßfurt eingeladen hatten. 350 Schüler und Eltern sowie vereinzelte Lehrer wurden Zeugen, wie leicht Computer oder Handys gehackt werden können, und erhielten wertvolle Sicherheitstipps.

Marco Heumann, Vorsitzender des Elternbeirats, und Andreas Linder, Vorstandsmitglied der Sparkasse, begrüßten die Gäste im Silberfisch und betonten, wie wichtig die „Sicherheit im Netz“ heutzutage sei. Heumann dankte der Sparkasse, ohne deren Unterstützung der Abend mit dem Experten nicht hätte stattfinden können, und versprach den Zuhörern, dass sie staunen und ins Grübeln kommen würden.

Immerhin hatte fast jeder der Teilnehmer an diesem Abend ein Smartphone einstecken, und die allermeisten hatten ihr W-Lan nicht ausgeschaltet. Daher war es ein Leichtes für den Referenten, all diese Mobiltelefone mittels eines kleinen Abhörgerätes zum Preis von 110 Dollar auszuspionieren. „Schalten Sie Ihr W-Lan nur zuhause ein, unterwegs brauchen Sie das nicht. Sie können es nicht kontrollieren und es kostet jede Menge Akkuleistung“, lautete der Kommentar von Markowsky.
Trojaner und Programmierfehler
Er arbeitet als IT-Spezialist und Hacker bei der Firma 8com in Neustadt an der Weinstraße und weiß: „Hacker haben es ganz leicht.“ Nicht nur, dass Internet- und Smartphone-Nutzer leichtsinnig agieren, auch Programmierer machen viele Fehler, die Hacker schnell ausnutzen können. Dass es schnell geht, ein Smartphone zu hacken, demonstrierte Markowsky anhand des Mobiltelefons des Schülers Julian. Er kann aber auch über den PC Trojaner verschicken, ohne dass es ein zuvor aufgespieltes Anti-Viren-Programm erkennt.
Geräte, mit denen man die Heizung, das Licht oder die Rollläden steuern kann, sind ebenfalls anfällig. „Ich habe die Heizung meines Bruders in der Nacht auf 36 Grad eingestellt, ohne dass er das ändern konnte“, berichtete der Referent, für den auch Handys mit Gesichtserkennung oder mit Fingerabdruck-Entsperrung kein Problem sind. Beeindruckt waren die Zuhörer auch, als er mithilfe zweier Telefonnummern dem elfjährigen Tom eine Nachricht auf das Handy schickte, die angeblich von dessen Vater stammte.
Markowsky ging auf den WhatsApp-Messenger, die Social-Media-App musical.ly, legale und illegale Streamer-Dienste sowie YouTube ein und gab Tipps zum sicheren Verhalten. Den Eltern riet er, sich ihrer Verantwortung zu stellen, mit ihren Kindern über die Gefahren zu reden und hin und wieder – auch angekündigte – Kontrollen durchzuführen. „Sie müssen Vertrauen aufbauen und sollten bei Kindern, aber nicht bei Jugendlichen, eine Kinderschutz-Software einsetzen. Dann können Sie nach und nach Seiten freigeben, wenn Ihr Kind die nötige Kompetenz nachgewiesen hat. Ein generelles Internetverbot hingegen wirkt sich kontraproduktiv aus“, sagte er.
Weil der Identitätsdiebstahl eine immer größere Rolle spielt, sollte man gerade bei Amazon, PayPal oder E-bay seine Bankdaten immer wieder einmal prüfen. „Sonst kann es sein, dass sich jemand einhackt, Ihre Daten ändert, bei E-bay in Ihrem Namen Verkäufe tätigt und das Geld einstreicht, während Sie dann die aufgebrachten Kunden, die keine Ware erhalten haben, finanziell entschädigen müssen! Das kann teuer werden“, meinte der Referent, der Beispiele aus der Praxis nannte.
Wer sich nicht sicher ist, ob seine Daten bereits Hackern zum Opfer gefallen sind, kann seine Mail-Adresse im Internet unter https://haveibeenpwned.com eingeben und erhält sofort eine entsprechende Antwort. Über die Sicherheitslage im Internet informiert die Seite www.buergercert.de des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik.
Bluetooth nur bei Bedarf
Zum Schutz vor Hackern riet Markowsky allen, möglichst komplexe Passwörter zu erstellen, sie immer wieder zu ändern, jeweils nur für ein Konto zu verwenden und sicher aufzubewahren. Besonders wichtig sei, immer wieder Firmware-Updates zu machen, keine unbekannten Dateien zu öffnen, Apps immer wieder zu prüfen, Bluetooth nur bei Bedarf zu aktivieren, Sicherheitseinstellungen zu aktualisieren, über WhatsApp nur mit verschlüsselten Kontakten zu kommunizieren oder den Computer regelmäßig mit Boot-CDs zu prüfen.
„Es gibt keine absolut sicheren Systeme, Hacker kommen überall rein und die Bedrohung wächst jeden Tag. Aber Sie haben die Möglichkeiten, am Ball zu bleiben. Nutzen Sie sie“, gab der Referent den Zuhörern auf den Weg. Diese dankten mit viel Beifall für den Vortrag und dafür, dass auch ihre persönlichen Fragen beantwortet wurden.
Der 14 Jahre alten Doreen Schnaus aus Knetzgau hatte der Abend gut gefallen. „Ich habe erfahren, wie Hacken funktioniert und wie man sich schützen kann“, sagte sie. „Ich werde auf jeden Fall versuchen, meine Sicherheit zu erhöhen.“ Konrad Aumüller (12) aus Lembach war ebenfalls begeistert: „Ich fand?s cool, weil viel gezeigt wurde, und ich fand den Erwin auch sehr nett. Ich werde künftig aufpassen, vor allem mit meinen Passwörtern. Ich bin ein bisschen erschrocken, dass es so einfach ist, auf andere Konten zuzugreifen.“