Die gelben Blüten des Jakobskreuzkrauts wirken keineswegs bedrohlich, doch der Schein trügt: Nehmen Weidetiere das giftige Kraut regelmäßig zu sich, kann die Leber auf lange Sicht Schaden nehmen – mit tödlichen Folgen.
Die Suche nach Informationen rund um das giftige Jakobskreuzkraut liefert zahlreiche aktuelle Artikel, Internetlinks und Broschüren. Inge Vogt aus Ostheim, die Mutter einer Ponybesitzerin, recherchierte erstmals nach dem Kraut, als sie es vor zehn Jahren vereinzelt in der Nähe eines Reitstalls bei Goßmannsdorf fand.
Bereits ein Jahr später waren auf den Wiesen zahlreiche Exemplare, sagt Vogt. Sensibilisiert für die giftige Pflanze berichtet sie: „Nach meinem Ermessen wird es jedes Jahr mehr.“ An den Straßenrändern Richtung Haßfurt sei ihr ebenfalls eine starke Ausbreitung des Krauts aufgefallen.
Otto Elsner, Botaniker und Gebietsbetreuer des Bund Naturschutzes (BN), teilt diese Auffassung jedoch nicht: Die Pflanze sei nicht erst in den vergangenen Jahren auf dem Vormarsch, sondern „vor 150 Jahren bereits häufig“ aufgetreten. „Die Probleme gab es früher schon, die wurden nur nicht in die Öffentlichkeit getragen. Was neu ist, ist, dass es viel stärker wahrgenommen wird. Das Kraut gab's schon immer, und schon immer zahlreich“, so der Botaniker. Er ist nicht der Meinung, dass es sich stärker ausbreite.
Zum Steckbrief der Pflanze: Laut einer Informationsbroschüre des Arbeitskreises Kreuzkraut wirken die sekundären Pflanzenstoffe bereits bei Pferden ab 40 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht tödlich. Vor allem Pferde, Rinder und Schafe sind gefährdet, da das Kraut im Heu und der Silage vorkommen kann. Der Vorgang des Trocknens zersetzt die Bitterstoffe der Pflanze, die Weidetiere vom Fressen abgehalten hätten.
Eine vom bayerischen Pflanzenschutzdienst durchgeführte Kreuzkraut-Umfrage kam 2016 zum Ergebnis, dass Gesundheitsprobleme in der Tierhaltung in Einzelfällen zu verzeichnen sind. Otto Elsner erklärt: „Das Gift akkumuliert sich, das heißt, die Tiere können es nicht abbauen und nach etwa zehn Jahren treten erste Symptome auf.“ Er rät: „Ich kann Pferdehaltern nur ans Herz legen, die Wiesen anzuschauen, von denen das Heu herkommt.“
Das häufige Vorkommen der Pflanze mit ihren giftigen Pflanzenstoffen betrifft aber nicht nur die Weidentiere: Nach einer aktuellen Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 14. Juni bestünde beim Verzehr von Lebensmitteln, welche die sekundären Pflanzenstoffe aufweisen, kein akutes Gesundheitsrisiko.
„Grundsätzlich kann man nichts gegen die Pflanze machen. Sie komplett auszurotten ist unmöglich.“
Otto Elsner, Botaniker
Die nachgewiesenen Mengen in Kräuter-, Rooibos-, Schwarzem und Grünem Tee sowie in Honig bewertet das Institut für Kinder als auch für Erwachsene bei längerer Aufnahme jedoch als gesundheitlich bedenklich.
Zudem besteht Verwechslungsgefahr: Das chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart weist daraufhin, dass die Blätter des Jakobskreuzkrauts denen des Rucola-Salats ähneln. In der Vergangenheit fanden sich bereits einzelne Stängel der giftigen Pflanze in Rucola-Verpackungen wieder.
Beim Pflücken von Pflanzen sowie Kräutern in Wäldern und auf Wiesen gilt also: Nur eindeutig als essbar und ungefährlich identifizierte Exemplare sollten den Weg auf den Küchentisch finden.
Doch was gibt es für Möglichkeiten, die Ausbreitung der Pflanze unter Kontrolle zu halten? Blühende Exemplare nur auszureißen, reiche nicht aus, da sich neue Blattrosetten, eine Blätteranordnung wie beispielsweise beim Löwenzahn, weiterhin ausbilden könnten.
Tritt die Pflanze nur vereinzelt auf, dann ist das Ausstechen mitsamt der Wurzel die beste Lösung – kleine Mengen können dann im Restmüll entsorgt werden. Ein größerer Befall müsste mit chemischen Mitteln bekämpft werden.
„Grundsätzlich kann man nichts gegen die Pflanze machen. Sie komplett auszurotten ist unmöglich“, stellt Otto Elsner ernüchternd fest. Das Jakobskreuzkraut, auch Greiskraut genannt, sei eine typische Hochsommerpflanze, die zudem auch auf nährstoffarmen Böden wie an Straßenrändern oder Brachflächen wächst. Laut dem bayerischen Pflanzenschutzdienst findet sich das Kraut vor allem auf extensiv bewirtschafteten und schlecht gepflegten Flächen wieder.
Neben dem nun sehr bekannten Jakobskreuzkraut weist der Botaniker auf weitere giftige Pflanzenarten hin: Die Herbstzeitlose, auch als Zierpflanze bekannt, wächst, wie der Name schon sagt, vorwiegend im Herbst – ihr Aussehen ähnelt dem von Krokussen. Auch hier besteht die Gefahr, dass Sammler die Pflanze mit dem essbaren Bärlauch verwechseln, und zwar dann, wenn die Herbstzeitlose noch vor ihrer Blüte steht.
Auch der Hahnenfuß sei laut Elsner verbreitet – erkennbar an seinen namensgebenden vogelfußförmigen Blättern. Auf frischen Weidewiesen sei die Pflanze oft zu sehen. Anders als beim Jakobskreuzkraut, baut der Vorgang des Trocknens die Giftstoffe im Hahnenfuß ab.
Weitere Informationen sind im Internet unter anderem auf der Webseite www.lfl.bayern.de oder unter www.ak-kreuzkraut.de zu finden.
„Ich kann Pferdehaltern nur ans Herz legen, die Wiesen anzuschauen, von denen das Heu herkommt.“
Otto Elsner, Botaniker & Gebietsbetreuer des BN