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HORHAUSEN/OBERTHERES: Jetzt geht's ans Eingemachte

HORHAUSEN/OBERTHERES

Jetzt geht's ans Eingemachte

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    Und auch Ungewöhnliches kommt bei Carolin Lenhart aus Horhausen ins Glas: So zum Beispiel der Zuckermais.
    Und auch Ungewöhnliches kommt bei Carolin Lenhart aus Horhausen ins Glas: So zum Beispiel der Zuckermais. Foto: Alois Wohlfahrt

    Wenn Anja Zink ihren Kellerraum betritt, wird's Sommer. Egal, welche Jahreszeit gerade ist. Aus den Regalen leuchten die Farben des Sommers entgegen.

    Und was er und der Herbst so alles an Früchten geboten hat. Seit Jahren ist die Oberthereserin begeistert vom Einmachen. Weil ihr Selbstgemachtes einfach besser schmeckt, das ist nur einer der Gründe, warum sie viele Stunden im Jahr mit einmachen verbringt.

    Überhaupt, sagt Anja Zink, was heißt denn eigentlich einmachen? „Doch nichts anderes als haltbar machen.“ Für frühere Generationen war dies die einzige Möglichkeit, dass Obst und Gemüse auch im Winter auf den Tisch kam.

    Rechts: Anja Zink aus Obertheres ist eine begeisterte Einmacherin.
    Rechts: Anja Zink aus Obertheres ist eine begeisterte Einmacherin. Foto: Alois Wohlfahrt

    Einlegen, mit Salz pökeln, Dörren oder Entsaften. Über Generationen wurden die verschiedenen Arten des Haltbarmachens weitergegeben.

    So kam auch Anja Zink zum Einmachen. Von ihrer Mutter hat sie es gekannt. Richtig damit beschäftigt hat sie sich allerdings erst dann, als sie einen eigenen Garten hatte. Sie erinnert sich noch genau: „Begonnen hatte ich mit Holundersaft. Der ist für mich nicht nur Saft, sondern geradezu ein Heilmittel.“

    Den hat sie erst jetzt wieder gemacht. Aber er ist nur eine von vielen Früchten, die jetzt in Zinks Keller in Gläsern stehen. An Marmeladen gibt es alles, was auch der Garten bietet: Erdbeeren, Johannis-, Him- und Jostabeeren, Zwetschgen, Birnen und Äpfel. Zugekauft wird nur selten, höchstens, um etwas zu verfeinern, wenn sie zum Beispiel dem Quittengelee eine andere Note geben will.

    Die Vielfalt in Süß, teilt sich im Keller der Familie Zink den Platz mit den Gläsern mit der Geschmacksrichtung sauer. Zig Gurkengläser stehen im Regal. Sie probiert zudem Rezepte aus, macht Tinkturen, Liköre, konserviert die Heilkraft von Ringelblumen.

    Anja Zink mag nicht verstehen, dass es viele Leute gibt, die ihren Garten gar nicht nutzen. Klar hat auch sie dort Bereiche zum Ausruhen, aber der Garten ist für sie mehr. Ihr macht die Arbeit im Garten zum einen Freude, aber es macht auch stolz, wenn etwas gehegt und gepflegt wurde und dann noch ein zweites Mal Freude aufkommt, wenn das Eingemachte wieder aufgemacht wird.

    Und noch etwas schätzt sie daran: „Sachen aus dem eigenen Garten sind gefühlt einfach gesünder.“ Wer etwa immer nur gekaufte Marmelade esse, sei oftmals überrascht, wie ganz anders selbst gemachte Marmelade schmeckt. Rund ein Dutzend Gläser Marmelade hat sie von jeder Sorte, für jede Woche des Jahres, gibt es allemal ein Glas.

    „Sachen aus dem eigenen Garten sind gefühlt einfach gesünder.“

    Anja Zink aus Obertheres

    Dass sich das ganze aber auch finanziell lohnt, das glaubt sie nicht unbedingt, „wenn man bedenkt, dass man erst einmal Geräte zum Einkochen kaufen muss, man Zucker und Energie hinzurechnen muss und natürlich auch die Zeit“. Was oftmals erschwerend hinzukommt: „Man steht drinnen am Herd, wenn es draußen schön ist.“ Denn wichtig ist: die Früchte müssen schnell verarbeitet werden, sollten nicht beschädigt sein.

    Denn dann erfährt man schon auch mal Niederlagen, wenn etwa das Apfelbreiglas explodiert, berichtet sie. Oder aber, wenn Gläser nicht ganz dicht verschlossen waren und sich dann Schimmel gebildet hat. Immer wieder Neues auszuprobieren, das liegt ihr. Ob's dann auf Dauer auf die Liste des Eingemachten kommt, dafür gibt es eine ganz einfache Regel: Wenn es der Familie, ihrem Mann und den drei Kindern, schmeckt.

    Bunte Vielfalt im Glas bei Carolin Lenhart aus Horhausen. Von Vor- über Haupt- bis Nachspeise ist alles dabei.
    Bunte Vielfalt im Glas bei Carolin Lenhart aus Horhausen. Von Vor- über Haupt- bis Nachspeise ist alles dabei. Foto: Alois Wohlfahrt

    Bei aller Liebe zum Einkochen ist allerdings wichtig, dass man auch jemand an der Hand hat, der einem Kniffe zeigt. Die Basis dazu hat bei ihr ihre Mutter gelegt. Viele wichtige Infos hatte sie dann bei einem Kurs am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt erfahren. Ihre Lehrerin war Carolin Lenhart aus Horhausen.

    Bei Lenhart im Thereser Ortsteil ist gerade Tomaten-Verarbeitung angesagt. Und das ist auch gut so, denn Tomaten sind derzeit der Renner in der Familie: als Pizza-Aufstrich und als Tomatensoße für die Nudeln, sagt Carolin Lenhart, während sie auf die Berge roter Früchte in der Küche blickt. Die haben noch vor sich, was mit der bunten Vielfalt in den Gläsern auf der Küchenanrichte bereits geschehen ist. Von Vor- über Haupt- bis zur Nachspeise reicht die Palette der eingemachten Früchte.

    Oben: Die Zwetschgen sind erntereif. Da hat Anja Zink aus Obertheres gut lachen.Rechts: Bunte Vielfalt im Glas bei Carolin Lenhart aus Horhausen. Von Vor- über Haupt- bis Nachspeise ist alles dabei.
    Oben: Die Zwetschgen sind erntereif. Da hat Anja Zink aus Obertheres gut lachen.Rechts: Bunte Vielfalt im Glas bei Carolin Lenhart aus Horhausen. Von Vor- über Haupt- bis Nachspeise ist alles dabei. Foto: Fotos: Alois Wohlfahrt

    Und durchaus Ungewöhnliches ist da dabei. Zuckermais etwa hat sie vergangenes Jahr zum ersten Mal eingemacht und er kam bei der Familie prima an, weil es schnell geht, wenn man ihn braucht: Raus aus dem Glas und gleich auf den Grill.

    Vor ihr stehen natürlich die Klassiker, die Marmeladen in allen Variationen, „bestimmt zehn verschiedene Sorten“, sagt Lenhart. Säfte macht sie ebenfalls ein. Die Früchte stammen von den Streuobstwiesen. Gurken, Gelbe Rüben, Rote Beete laufen dann schon unter der Rubrik „selbstverständlich“.

    Lenhart ist Lehrerin und Fachberaterin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Spezialgebiet Küchenpraxis. Viele Frauen jeden Alters lernt sie bei ihren Kursen kennen.

    „Ich produziere selbst, und ich weiß, was ich esse.“

    Carolin Lenhart aus Horhausen

    Und sie hat festgestellt: nicht das Alter ist es, wenn sich Leute mit Haltbarmachen nicht auskennen, sondern eher das Elternhaus. „Es ist nun mal nicht mehr so, dass es automatisch von der Mutter weitergegeben wird.

    “ Sie sieht verschiedene Gründe, warum sich Leute vor dem Einmachen scheuen. Zeit und Arbeitsaufwand spielen dabei eine Rolle, aber auch, „weil Wissen verloren gegangen ist“. Aus Unsicherheit macht man es dann halt lieber nicht. „Viele trauen es sich nicht zu und vertrauen lieber der Lebensmittelindustrie.“

    Genau hier setzten dann auch die Kurse an, die Menschen wieder hinzuführen, zum natürlichen Produkt, dessen Verarbeitung sie selbst steuern können. Für sie ist dies auch ein Stück Nachhaltigkeit: „Ich produziere selbst, und ich weiß, was ich esse.“

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