(mim) Die Eröffnung einer neuen Schlecker XL-Filiale in der Haßfurter Innenstadt an diesem Freitag ist für die Belegschaft kein Grund zum Jubeln. Das macht die SPD-Bundestagsabgeordnete Susanne Kastner aus Maroldsweisach in einer Pressemitteilung deutlich. Die Mitarbeiterinnen müssten mit empfindlichen Einschnitten rechnen und würden vom Schlecker-Konzern regelrecht ausgenutzt, heißt es darin.
Anlässlich der Schlecker-Eröffnung in Haßfurt haben Gewerkschaften und die Betriebsseelsorge im Bistum Würzburg für heute Vormittag zu einer Demonstration vor dem neuen Laden im ehemaligen Mainkaufhaus/Woolworth in der Haßfurter Hauptstraße aufgerufen. „Die Mitarbeiterinnen kämpfen um ihre Existenz und müssen von uns allen unterstützt werden“, erklärt Kastner ihre Solidarität mit den betroffenen Beschäftigten. „Ich war vor kurzem in Bad Brückenau dabei und habe die ,Rote Karte für Schlecker' mit hoch gehalten.“ Heute sind Bundestagssitzungen in Berlin, so dass Kastner nicht persönlich kommen klann.
Enttäuschung und Wut
„Was Schlecker treibt, ist ein absolutes Unding“, erklärt Kastner in der Pressemitteilung und macht aus ihrer Enttäuschung und ihrer Wut über die Drogeriemarkt-Kette keinen Hehl. Überall im Bundesgebiet sollen kleine Schlecker-Märkte verschwinden und durch XL-Filialen ersetzt werden. Insgesamt stünden nach Angaben von Kastner wohl 4000 Läden vor der Schließung.
Damit aber noch nicht genug. „Der Umgang der Firma Schlecker mit ihren Mitarbeitern ist unverschämt“, meint die Bundestagsabgeordnete. Die Angestellten, meist Frauen, erhielten zunächst eine Kündigung und anschließend das Angebot, in einer Zeitarbeitsfirma weiter zu arbeiten. Allerdings verlören sie dabei ihren Tariflohn und erhielten nur einen Bruchteil ihrer bisherigen Bezüge. Von 6,50 bis acht Euro Stundenlohn ist die Rede. Die Arbeitszeit soll deutlich verlängert werden – ohne Lohnausgleich – und auch der Urlaub soll laut Aussage von Betriebsrätinnen von sechs auf vier Wochen im Jahr gekürzt werden, heißt es in der Mitteilung.
Flucht aus dem Tarifvertrag
„Dem Konzern geht es nur darum, auf Kosten der Beschäftigten höhere Profite einzufahren“, kritisiert Kastner. Ein blanker Hohn sei es dabei, der Zeitarbeitsfirma den Namen „Meniar“ zu geben. Die Abkürzung stehe für „Menschen in Arbeit bringen“. „Wenn es wirklich das wäre, was Schlecker will, dann müsste man den Menschen auch Bezüge zahlen, von denen sie leben können“, ärgert sich die Bundestagsabgeordnete im Schreiben an die Presse und fordert die Drogeriemarkt-Kette auf, die Flucht aus dem Tarifvertrag zu beenden. „Profit ist nicht alles. Ein Unternehmen hat Verantwortung für seine Mitarbeiter und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen.“