Der Angriff eines rund 100 Kilogramm schweren Keilers auf einen 47-Jährigen am Mittwoch bleibt rätselhaft. Eine Vermutung, das Tier könnte Tollwut gehabt haben, bestätigte sich auf jeden Fall nicht, wie der Leiter des Veterinäramts am Landratsamt Haßberge, Werner Hornung, auf Anfrage dieser Zeitung zu Untersuchungsergebnissen berichtet. Der Verletzte selbst konnte bislang noch nicht gehört werden, wie Peter Firsching, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Haßfurt berichtet. Der Mann liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus.
Wie berichtet, war der Mann am Mittwochmittag in den Mainwiesen in der Nähe der Schleuse Eltmann mit seinem Hund unterwegs, als ihn plötzlich das Wildschwein angegriffen hatte. Eine Zeugin hatte den Mann am Boden liegend und laut um Hilfe rufend bemerkt und die Polizei alarmiert.
Als die Streifenbesatzung der Haßfurter Polizei eintraf, befand sich das Wildschwein noch in der Nähe des Mannes, der offensichtlich schwer verletzt im Acker lag. Da mit einem weiteren Angriff zu rechnen war, schossen die Polizeibeamten mehrfach auf das Tier, ohne dabei das Tier niederstrecken zu können. Wie weiter berichtet, konnte erst der verständigte Jagdpächter das Tier mit einem gezielten Schuss erlegen. Ein Notarzt versorgte den verletzten Mann, der dann in das Haßfurter Krankenhaus gebracht wurde. Der Kopf des erlegten Tieres wurde abgetrennt und umgehend dem Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) übergeben, berichtet Werner Hornung. Das Ergebnis von Dort kam am Donnerstagnachmittag: Keine Tollwut. Und dies war eigentlich auch erwartet worden, „denn seit 2001 gibt es in Bayern keine Tollwut mehr“, so Hornung weiter. Was dann der Auslöser für den Übergriff des Wildschweins gewesen sein könnte? Vielleicht kreuzten sich einfach die Wege des Keilers beim Futtersuchen und des Spaziergängers mit seinem Hund. Frische Verletzungen, die unter Umständen ein Grund für das Verhalten des Wildschwein hätten sein können, hatte das Tier auf jeden Fall nicht, so Hornung weiter. Dass man sich verletzten Tieren mit Vorsicht nähern muss, diese Erfahrung hat Elmar Brückner, Vorsitzender der Hofheimer Jägerschaft schon öfters gemacht. Etwa dann, wenn er gerufen wird um ein Wildschwein zu suchen, das bei einem Unfall verletzt wurde. Auch für Brückner ist das Verhalten des Keilers rätselhaft, denn „normalerweise meiden sie Menschen“. Was ebenfalls rätselhaft ist: Dass es tagsüber passierte. „Vielleicht wurde er in seiner Ruhe gestört, vielleicht spielte dabei auch der Hund eine Rolle“. Auf jeden Fall war das Tier, das den Mann schwer verletzte ein „stattliches, keinesfalls alltägliches Tier“. Und Brückners Einschätzung weiter: Es müsse auf jeden Fall einen Grund gegeben haben, dass der Keiler so reagierte. „Aus Jux und Tollerei macht er dies nicht“.
Wenn solch ein Keiler auf einen zukomme, dann helfe nur noch rennen, oder sich wehren, so Brückner weiter. Dass die Polizeibeamten dabei wenig ausrichten konnten, das ist für ihn verständlich: „Für diese Situation taugt die Munition der Polizei nicht“.
„Es ist keine Jagdmunition, die entsprechend schnell zum Tod führt“, erläuterte auf Anfrage auch Peter Firsching von der Haßfurter Polizei zu der Frage, warum die Beamten das Tier zwar getroffen hatten, aber die Schüsse dennoch erst einmal ihre Wirkung verfehlten. Ebenfalls dürfte dazu der Speckgürtel des Tieres beigetragen haben. Auch habe man einzelne Schüsse mit der Maschinenpistole abgefeuert, so Firsching weiter. Der Einsatz der Beamten habe auf jeden fall so viel Wirkung gezeigt, dass das Tier vom Verletzten abgelassen habe. Ratlos ist auch Firsching, warum das Tier so reagiert hat. „Wir wissen es einfach nicht“. Der verletzte Mann konnte bislang dazu noch nicht gehört werden.