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STETTFELD: „Keiler“ wühlt wie ein Wildschwein im Schlamm

STETTFELD

„Keiler“ wühlt wie ein Wildschwein im Schlamm

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    Einfach, wartungsarm, kostengünstig, das sind die Lösungen, die Ingenieur Klaus Strätz anstrebt, wenn er sich an ein Problemmacht. Wasserver- und Abwasser-Entsorgung, das sind die Schwerpunkte von Strätz, der vor einigen Jahren die Firma EnWat in Knetzgau übernahm. Der Prototyp seiner neuesten Problemlösung heißt „Keiler“ und läuft seit Dezember in der Klärschlammtrocknung der Gemeinde Stettfeld.

    Die Klärschlammentsorgung ist eine Herausforderung, vor der in den nächsten Jahren alle Kommunen nicht nur im Landkreis Haßberge stehen. Kaum ein Landwirt ist noch bereit, den Schlamm als Dünger auf seine Felder auszubringen. Verbrennung heißt die neue Lösung, doch dazu muss der Schlamm zunächst getrocknet werden. Es gibt mobile Pressen und Trocknungsanlagen, doch der Preis ist relativ hoch – und wird natürlich auf den Abwasserpreis umgelegt.

    Die Gemeinde Stettfeld begann schon vor 25 Jahren, ihren Klärschlamm solar zu trocknen. Das ist eigentlich ganz einfach: in einem Betonbett, unten mit einer Drainage versehen, dickt der Schlamm unter einem Folienhaus (wie ein Gewächshaus einer Gärtnerei) im Laufe der Zeit ein. Dieser Prozess beschleunigt sich, wenn der Schlamm regelmäßig gewendet wird, da das Wasser nur an der Oberfläche verdunsten kann. Dafür gibt es in einigen Anlagen ein so genanntes Roboter-Schwein – für Klaus Strätz zu teuer und zu störungsanfällig, weil sensible Technik in dem feucht-warmen Klima einer solchen Trocknungsanlage unterwegs ist.

    Er nennt seine Lösung „Keiler“, weil Räum-Keile den Schlamm bewegen, die Verdunstung fördern – „und weil auch Wildschweine im Schlamm wühlen“, erklärt er. Eines der beiden Trockenbeete in Stettfeld hat er im Winter mit seiner Technik ausgerüstet – viel Mechanik, wenig technischer Schnickschnack, aber natürlich per PC vom Klärwärter jederzeit zu überwachen. Bis zu zehn Mal täglich könnte der Keiler den Schlamm wenden, zweimal täglich reiche aber vollkommen aus, so Strätz. „Wir brauchen 120 bis 130 Watt Leistung für die Motoren, den Rest erledigt die natürliche Luftzirkulation.

    Auch Bauhofleiter Michael Viering ist von der neuen Technik begeistert. Schon jetzt ist absehbar, dass sich die Trocknungszeit des Schlammes extrem verkürzt. 2500 Einwohnergleichwerte hat die Stettfelder Kläranlage. Das bedeutet 1200 Kubikmeter Klärschlamm, der allerdings direkt aus der Anlage nur drei Prozent Trockensubstanz hat. Auf 90 Prozent Trockensubstanz wird er in der Anlage getrocknet. Dessen Entsorgung ist schon jetzt über 9000 Euro billiger als die über Landwirte „unsere Anlage ist also in etwa fünf Jahren amortisiert“, so Strätz.

    Für ihn ist die Entwicklung aber noch nicht abgeschlossen. Um weitere Betriebskosten zu sparen, will er noch einen Eco-Modus installieren, die den Keiler außer Betrieb setzen, wenn an Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit die Verdunstung ohnehin schlecht ist, denn „an einem nebligen Novembertag oder bei Dauerregen müssen wir auch nicht wenden“. Als Endprodukt strebt er zudem Pellets an, die in einem modernen Hackschnitzel-Ofen bei 1200 Grad verbrannt werden können.

    „Bei durchschnittlichem kommunalem Abwasser ist das kein Problem“, hat sich der Ingenieur über die Vorschriften kundig gemacht. Für Stettfeld würde das bedeuten, dass Brennstoff im Gegenwert von etwa 5000 Euro im Jahr eingespart werden könnte. Einschlägige Versuche laufen dazu in Österreich. Der Freistaat und das Umweltbundesamt fördern diese Technik.

    Strätz hat die Knetzgauer Firma vor drei Jahren übernommen. Zuvor war er für Siemens Bereichsleiter Europa für Wassertechnik und arbeitete in Brüssel. Erste Erfahrungen sammelte er nach seinem Studium in der Papierfabrik Palm in Eltmann. Auch mit Wasseraufbereitungs- und Entkeimungsanlagen hat er sich in der Branche bereits einen guten Namen gemacht und arbeitet unter anderem für Procter & Gamble, aber auch für viele Kommunen.

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