"Mit Schrecken" hat der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Ostunterfranken, der in Fusionsverhandlungen mit der Kreissparkasse Schweinfurt stehende Direktor Manfred Döbereiner, von den Betrugs- und Untreue-Skandalen bei der Kreissparkasse Schweinfurt "durch Zufall am Dienstag abend gehört und am Mittwoch morgen in der Zeitung gelesen".
"Das hat mich massiv berührt. Wie kann man sein Leben nur so kaputt machen, frage ich mich da", sagte Döbereiner. Wie bekannt wurde, laufen seit vergangener Woche bereits Ermittlungen gegen den 28-jährigen Schweinfurter Sparkassenangestellten und Wertpapierberater Gunther Morgenstern, den Sohn des Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Schweinfurt, Direktor Adolf Morgenstern. Gunther Morgenstern wird vorgeworfen, von mehreren Kundenkonten zum Teil sehr hohe Geldbeträge abgezweigt und für eigene Zwecke benutzt zu haben. Es ist die Rede von vier Millionen Mark und mehr.
Der 28-jährige Familienvater, der von seinem Vater vor zwölf Jahren in die Kreissparkasse Schweinfurt geholt wurde und dort als Schalterangestellter begann, hat erst vor einem Jahr im Schweinfurter Höllental eine Millionen-Villa erworben und teure Autos gefahren. Adolf Morgenstern will von den krummen Touren seines Filius nichts geahnt haben. Gunther Morgenstern, der bereits am 10. April nach Aufdeckung der Veruntreuung fristlos entlassen wurde, soll sich wegen Suizidgefahr in psychiatrischer Behandlung befinden.
Bei der Sparkassen-internen Revision ist man auf einen weiteren Fall von Veruntreuung gestoßen, der mit dem ersten nichts zu tun haben soll. Auch dieser zweite Mitarbeiter wurde fristlos entlassen. Bekanntlich führt die Führungsetage der Sparkasse Ostunterfranken seit geraumer Zeit Gespräche über eine möglich Fusion mit der Kreissparkasse Schweinfurt.
Der Schweinfurter Skandal dürfte "normalerweise keine Auswirkungen" auf die Fusionsverhandlungen haben, so Manfred Döbereiner gestern in einem Gespräch. "Ich kann nichts dazu sagen, denn ich kenne keine Details", sagte er. "Ich weiß auch nur so viel, wie in der Zeitung steht. Hinsichtlich der Fusionsüberlegungen gebe es "keine konkrete Beschlusslage, wohl aber weiter Gespräche", bestätigte Döbereiner.
Der Vorstandsvorsitzende bekräftigte, dass es dabei für die Sparkasse Ostunterfranken "um lebenswichtige Fragen, gerade für unseren Raum" gehe. Die Sparkasse Ostunterfranken sei besonders stark integriert in der heimischen Wirtschaft und "da gilt es: Wie kann ich das aufrecht erhalten, ohne aus dem Markt rauskatapultiert zu werden". Die wichtigste Frage sei deshalb, "welche Dinge müssen für die Sparkasse Ostunterfranken in Haßfurt und im Landkreis gewährleistet bleiben, so auch die Arbeitsplatzpositionen".