Sprunghaft angestiegen ist in den vergangenen Monaten die Anzahl an Asylanträgen in Deutschland. Wie die Regierung von Unterfranken am Dienstag in einer Presseerklärung mitteilte, wurden ihr allein in den zurückliegenden vier Wochen regelmäßig wöchentlich zwischen 80 und 100 Asylsuchende vom Landesbeauftragten für die Aufnahme und Verteilung ausländischer Flüchtlinge zur weiteren Verteilung in Unterfranken zugewiesen. Und diese Zuweisungen werden jetzt nochmals deutlich erhöht werden müssen.
Auf der Suche nach kurzfristig verfügbaren Notunterkünften hat die Bezirksregierung auch die Nutzung leer stehender Kasernen in Unterfranken ins Auge gefasst. Wie bereits gestern berichtet, kommen die US-amerikanischen Liegenschaften Conn Barracks und Ledward Barracks in Schweinfurt dafür infrage.
Für Gebäude in der ehemaligen Balthasar-Neumann-Kaserne in Ebern gibt es solche Überlegungen nicht, erklärte gestern auf Nachfrage des HT Marlene Schauer von der Pressestelle der Regierung von Unterfranken in Würzburg. Die zurzeit freien Liegenschaften in der Bundeswehrkaserne, die vor knapp zehn Jahren dicht machte und inzwischen großteils gewerblich genutzt wird, sind wohl vor allem aufgrund des lange Jahre dauernden Leerstands nicht kurzfristig als Notunterkünfte geeignet.
Eine reguläre Gemeinschaftsunterkunft, in der Flüchtlinge für die Dauer ihres Asylantrags ein Zuhause finden, besteht indes bereits seit einigen Tagen in der Kaserne, in der einst bis zu 1500 Soldaten in zwei Bataillonen ihren Dienst taten. Nach der Renovierung für diesen Zweck stellt die Bezirksregierung seit 1. September dieses Jahres in einem der verwaisten Gebäude Wohnraum für 75 Personen zur Verfügung. Diese Plätze werden derzeit sukzessive an Asylbewerber vergeben, sagt Marlene Schauer.
Freilich ist das nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein angesichts der Menge an Menschen, die aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf derzeit regelmäßig an die bayerischen Bezirke verteilt wird. „Letzte Woche kamen 130 Asylbewerber zur Verteilung nach Unterfranken“, heißt es aus Würzburg. Ab sofort sei jedoch sogar mit 150 Asylbewerbern zu rechnen, die jede Woche in Unterfranken eintreffen werden.
Laut der Pressemitteilung der Regierung waren im Juli dieses Jahres genau 3239 Asylbewerber im Bezirk untergebracht. Davon leben 1985 in Gemeinschaftsunterkünften der Regierung von Unterfranken, 1254 in dezentralen, in der Zuständigkeit der Kreisverwaltungsbehörden liegenden Einrichtungen. Bis Ende des Jahres sollen weitere 250 Plätze in Ochsenfurt, Fladungen und Kitzingen entstehen. „Wir stehen ständig in Verhandlungen und sind zusammen mit Verantwortlichen in den Kommunen immer auf der Suche nach neuen Unterkünften“, sagt die Regierungssprecherin.
So lange wie möglich habe der Bezirk die Landkreise und die kreisfreien Städte verschont. Jetzt aber seien alle Einrichtungen der Regierung dicht, deshalb müsse der Bezirk – so wie es in anderen Regierungsbezirken bereits gängige Praxis ist – Kontingente an Asylbewerbern den Landkreisen und kreisfreien Städten zuweisen.