Die Planungen zur Erweiterung des Kindergartens Sankt Martin haben eine weitere Hürde genommen. Der Gemeinderat beschloss mit einer Gegenstimme das Raumkonzept, das Architekt Sebastian Pollach vom gleichnamigen Planungsbüro dem Gremium in seiner Sitzung am Dienstag vorstellte. Der Planungsentwurf ist zur Vorlage für das Zuschussverfahren bei der Regierung von Unterfranken notwendig.
Bereits in der Dezember-Sitzung hatte der Gemeinderat beschlossen, den Kindergarten St. Martin um eine Gruppe zu erweitern. Die Planunterlagen wurden zur Vorprüfung an die zuständige Fachaufsicht für Kindergärten am Landratsamt Haßberge weitergegeben. Von dieser Stelle wurde angefragt, ob nicht zusätzlich ein Speiseraum für das Mittagessen vorgesehen werden solle. In der Konzeption des Betriebs der beiden Kindergärten ist vorgesehen, die Kinder mit längeren Buchungszeiten im Kindergarten St. Nikolaus zu betreuen, für kürzere Buchungszeiten im Kindergarten St. Martin.
Geringe Nachfrage nach Mittagessen
Im Kindergarten St. Nikolaus ist die Nachfrage nach Mittagessen gering, es sind nur zehn bis 14 Kinder. Die bekommen das Essen portionsfertig geliefert und nehmen es in ihren Gruppen ein. Bei einer Vorstandssitzung des Caritas-Kindergartenvereins St. Nikolaus wurde keine Notwendigkeit für einen Speiseraum im Kindergarten St. Martin gesehen.
Die Einnahme eines warmen Mittagessens bei Kindergartenkindern sei nicht vergleichbar mit dem in der Schule. Es werde in kleineren Einheiten eingenommen. Für die kurze Zeit des Mittagessens für wenige Kinder einen eigenen Raum zu schaffen, sei wirtschaftlich nicht vertretbar und aufgrund der räumlichen Enge auf dem Grundstück auch problematisch.
Im Gegensatz zu seinen Ratskollegen stimmte Paul Hümmer als einziger Gemeinderat gegen das vorgestellte Raumkonzept, weil er einen zusätzlichen Essensraum als sinnvoll betrachtete. Bürgermeister Bernhard Ruß erinnerte daran, dass man auch an die Nachhaltigkeit denken müsse: "Es ist erstrebenswert, das Ziel in kleineren Einheiten zu erreichen". Das Raumprogramm konzentriere sich auf den tatsächlich benötigten und gleichzeitig vom Kindergartenpersonal erwünschten Umfang.
1,8 Millionen Euro Gesamtkosten
Auf 1.843.000 Euro werden die Gesamtkosten für die Erweiterung von Architekt Sebastian Pollach geschätzt. Dabei entfallen 109.000 Euro auf die notwendigen Veränderungen am bestehenden Gebäude und 1.734.000 Euro für den Neubau. Die Kosten für eine neue Heizungsanlage, die sowieso demnächst notwendig wäre, sind noch nicht enthalten. Darüber und über die genaue Gestaltung des Neubaus wird im Bauausschuss beziehungsweise in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen beraten.
Neben der Bereitstellung der Räumlichkeiten für die Kindergartenkinder muss die Betreuung durch das erforderliche Fachpersonal im Auge behalten werden, sagte Bürgermeister Bernhard Ruß. Auch wenn die Betriebsführung formal beim Caritas-Kindergartenverein liegt, so wird diese tatsächlich durch die Gemeindebediensteten Kerstin Deschner und insbesondere Anja Hey geleistet.Als Vorsitzende des Caritasvereins zeigt Anja Hey ein überaus großes Engagement. Darüber hinaus hat sie während der durch die coronabedingten Engpässe in den Gruppen mitgeholfen.
Starker Jahrgang 2017 wirkt sich aus
Bei den Kindergarten-Belegungszahlen wirkt sich besonders der starke Jahrgang 2017 (42 Geburten und vier Zuzüge) noch aus; die Geburtenzahlen und Zuzüge der Folgejahre waren deutlich niedriger. Für das Kindergartenjahr 2022/23 sind aufgrund der Anmeldungen der Kindergarten St. Martin und die Kinderkrippen (drei) in St. Nikolaus belegt; im Kindergarten St. Nikolaus (drei Gruppen) sind noch wenige Plätze frei.
Aufgrund von personellen Veränderungen werden für den Kindergarten St. Nikolaus zwei Kinderpflegerinnen (27-28 Stunden) und eine Erzieherin (20 Stunden plus Betreuung eines "Integrationskindes") benötigt, für den Kindergarten St. Martin eine Kinderpflegerin (20-25 Stunden). Die Vorsitzende des Caritasvereins sucht das Personal. Bei der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt sei es allerdings nicht einfach zu bekommen, zumal keine Vollzeitarbeitsplätze angeboten werden können.
Zwei Räume für Ukraine-Flüchtlinge
Auch in Sand wurden kurzfristig Unterbringungsmöglichkeiten für Ukraine-Flüchtlinge von der Gemeinde geschaffen. Im Untergeschoss der Turnhalle wurde zwei Räume eingerichtet, informierte Bürgermeister Ruß. Gemeinderat Gerhard Zösch koordiniert als Vorsitzender des Sozialbeirates die Hilfsaktion, bei der zahlreiche ehrenamtliche Helfer mitwirken. Weiterhin rief der Bürgermeister dazu auf, Wohnungen oder Zimmer von privater Hand der Gemeinde zu melden, in denen eine Flüchtlingsunterbringung möglich ist. Es werde kein Mietvertrag abgeschlossen, sondern eine Nutzungsvereinbarung. Das Landratsamt zahlt eine entsprechende Entschädigung und erstattet Nebenkosten.