Nach der Sitzung des Deutschen Bundestages und dem Beschluss über eine beschränkte Zulassung der Pränataldiagnostik frage ich: Ist es so wichtig, Kinder zu bekommen? Sind Ehepaare mit unerfülltem Kinderwunsch Gott weniger lieb? Hat er all seinen ganzen Vorrat an Glück eingeschlossen in die Familie?
Es gibt noch andere Wege, Kinder zu bekommen, ohne dass Frau und Mann zusammenkommen: Der Apostel Paulus hat einmal seinen Freunden in der Landschaft Galatien geschrieben: „Meine lieben Kinder, die ich abermals unter Wehen gebäre, bis Christus in euch Gestalt gewinne.“ Dabei sprach er erwachsene Menschen an. Wenn er sagt „abermals“ hat er sie offenbar schon einmal geboren.
Wie? Durch das Wort. Das Wort geht hinaus, und es trifft das Menschenherz, und man findet das Glück dann auch anderswo als in der hergebrachten Form des Familienlebens.
Ich kenne eine Frau, die keine Kinder bekommen hat und in ihrem Leben nach der Berufsarbeit als Hospizhelferin arbeitet. Die Angehörigen unterstützen, dem Sterbenden Geburtshilfe leisten – denn Sterben ist ja auch eine Art Geburt in ein anderes Leben –, das ist eine wunderbare Aufgabe.
Ich habe gehört, dass die Aktion Pflegepartner sich so sehr nach Zuwachs sehnt. Auch hier findet sich die Möglichkeit von sinnvollem ehrenamtlichem Engagement. Wie freuen sich Angehörige, wenn sie einmal in Ruhe einkaufen oder einmal in die Therme fahren können, wenn einer regelmäßig für ein paar Stunden kommt und dem Pflegebedürftigen zum Gesprächspartner wird. Ich glaube nicht, dass es Ehepaare einfach so wegstecken können, wenn sie keine Kinder bekommen. Es wird immer eine Spur von Leid bleiben. Wenn etwas fehlt, gibt es den Weg, es unter allen Umständen zu beschaffen. Ob der Weg des Machbaren unbedingt der Weg der Weisheit ist, weiß ich nicht.
Aber es gibt noch einen anderen Weg, ein Wort, das uns abermals zur Welt kommen lässt: die Liebe. Wem etwas fehlt, zum Beispiel ein Kind, kann ein Gefühl dafür haben, wenn dem Mitmenschen etwas fehlt.