Was steht für Königsberg? Klar, das Ambiente mit Fachwerk und Romantik. Auch mittelalterliches Flair, Ruhe und Idylle in der Natur der Haßberge. So sehen die Regiomontanusstadt viele Besucher. Und so sehen es auch Königsberger selbst. Das hat eine, wenn auch nicht repräsentative, Umfrage unter Königsberger Einwohnern gezeigt. Stärken und Schwächen der Stadt ging bei dieser Umfrage Petra Heckel im Rahmen ihres Studiums nach. Und was für manchen wirklich überraschend sein mag: Noch vor allen anderen Stärken, die die Stadt sonst so bietet, sehen Königsberger ihre Vereine.
Walter Schneider lacht, wenn er nach dem Grund gefragt wird, warum denn gerade Vereine so hoch in der Gunst stehen: Allein rund 800 Mitglieder hat der Turnverein Königsberg, deren Vorsitzender Schneider viele Jahre war. Zigtausende Stunden hat die Schlossberggemeinde in den vergangenen Jahrzehnten in den Erhalt der Burg investiert, und, und, und . . . „ die Vereine fangen vieles auf“, sagt Schneider beim Blick auf das Vereinsleben der Stadt.
Wie in vielen anderen Kommunen leisten hier Ehrenamtliche viel Arbeit. Und das ist nicht nur gut so, sondern wird in Zukunft wohl auch noch an Bedeutung gewinnen. Denn: ehrenamtliches Engagement fördern, ist eine der Empfehlungen, die Petra Heckl, die inzwischen Mitarbeiterin in einem Haßfurter Ingenieurbüro ist, im Fazit ihrer Master-Arbeit als „Handlungsansätze“ anspricht.
Denn Königsberg ist keine Insel der Glückseligen, sondern hat mit einem ähnlichen Problem wie viele Kommunen in der Region zu kämpfen, mit dem demografischen Wandel.
Dessen Auswirkungen in Königsberg nahm Heckel in der Stadt Königsberg unter die Lupe. Vor zwei Jahren ließ sie zudem in einer Fragebogenaktion Bürger zu Themen wie Wohnsituation und Infrastruktur zu Wort kommen. Die Auswertung der Fragebögen war Teil ihrer Master-Arbeit an der Universität Würzburg im Fach angewandte Humangeografie. Ihre Ergebnisse hatte Heckl vor kurzem auch im Königsberger Stadtrat vorgestellt (wir berichteten).
Beinahe stetig nach unten geht seit der Jahrtausendwende die Zahl der Einwohner im Stadtbereich – von 1735 Einwohnern im Jahr 2001 auf 1629 Einwohner im vergangenen Jahr. Genau untersuchte Heckl das, was inzwischen viele Ortschaften im Landkreis umtreibt: Wie sieht es aus mit den Leerständen? Auf Einfamilienhausgebiete richtete sie dabei den Fokus. Und da zeigte sich: Rund acht Prozent der Häuser stehen leer, in 24 Prozent der Häuser wohnen nur noch zwei Personen. Fast zwanzig Prozent der Bewohner sind über 65 Jahre alt.
750 Fragebögen hatte Petra Heckl ausgegeben, bei rund 23 Prozent lag die Rücklaufquote, berichtet die Würzburgerin. Mit Schulnoten konnten die Befragten dann auch verschiedene Aspekte bewerten. So etwa Infrastruktur-Einrichtungen: Sehr gute Noten gab es dabei etwa für Kindergärten und Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren, aber auch für die ambulante Pflege.
„Wir haben eine sehr gut funktionierende Infrastruktur“, sagt Königsbergs Bürgermeister Claus Bittenbrünn zu Ergebnissen, die die Umfrage zutage förderte. Dass diese aber dennoch weiter verbessert werden müsse, „das wissen wir alle“. Bittenbrünn geht dabei im Gespräch mit dieser Zeitung auch auf die Schwächen ein, die Heckl in ihrer Arbeit nennt.
Da sind zum Beispiel das Thema Mobilität und die Verkehrssituation vor Ort. In Sachen ÖPNV sei man in Gesprächen dabei, etwa für den Stadtteil Hellingen eine bessere Anbindung zu erreichen. Eine Route über Oberhohenried, Römershofen, Hellingen sei in der Planung. Zu überlegen sei auch, ob man das Beispiel anderer Ortschaften aufgreife, und vielleicht Sammeltaxis organisiere.
Nicht gut weggekommen ist die Stadt auch beim Thema Jugendtreff. In manchen Stadtteilen gebe es dieses Angebot, in Königsberg werde man auch aktiv werden müssen, so Bittenbrünn.
Ein weiteres Problem müsse in Angriff genommen werden: Die Parksituation in der Innenstadt. Dies werde im kommenden Frühjahr in Angriff genommen. Und immer wieder ein Problem in Königsberg: Das Pflaster. Auch dies taucht bei den Schwächen auf, die Heckl zusammengefasst hat.
Chancen, hier Abhilfe zu schaffen, gebe es natürlich, so Bittenbrünn, aber „die Umsetzbarkeit ist natürlich eine finanzielle Frage.“ Zudem, so Bürgermeister Bittenbrünn zum Thema Pflaster: „Es ist halt auch ein Stück Historie“. Was Einheimische als Erschwernis empfinden, ist für Besucher nun mal „urig“.