Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

Körper und Geist als Einheit

Haßbergkreis

Körper und Geist als Einheit

    • |
    • |
    ... draußen, nur einen Pfeilschuss entfernt - die Bogenschützen des TV Zeil beim Training.
    ... draußen, nur einen Pfeilschuss entfernt - die Bogenschützen des TV Zeil beim Training. Foto: FOTO TORSTEN GEILING

    Auslöser war für Pascal Düring das erste Turnier der Bogenschützen des TV Zeil am Tuchanger. "Das hat mich fasziniert und wenige Tage später habe ich zum ersten Mal trainiert." Auch an diesem Sommerabend steht der 21-Jährige am Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik mit seinen Vereinskollegen an einer imaginären Linie, sein Sportgerät in den Händen.

    Der eine oder die andere wird sagen, "Bogenschießen, das kenn ich", hat ihnen doch der Opa einen Bogen aus einem Haselnussstecken und einem Wurstbendel gebaut und ein paar Pfeile aus Schilf dazu geschnitzt. Doch damit hat diese Sportart nichts zu tun, beteuern die Schützen, die von der Mischung aus Technik, Kraft und mentaler Stärke fasziniert sind.

    Rund drei Kilogramm wiegt der rund 1200 Euro teure Bogen, mit dem Pascal schießt. Es ist ein Recurve-Bogen, wie er auch bei Olympia geschossen wird. Daneben gibt es noch die hochtechnisierten Compoundbögen und die puristischen Blankbögen, "beides eine Welt für sich."

    Früher waren alle Bögen aus einem hölzernen Teil, heute werden für den Mittelteil und die Wurfarme Karbon oder Fieberglas verwendet. Nach vorne geht ein Stab weg, das ist jedoch nicht der Pfeil, sondern ein Stabilisator, der dem Schützen das Zielen erleichtern soll.

    Doch Körper und Geist müssen eine Einheit bilden, um den perfekten Schuss auf die im Freien 70 Meter entfernt stehende Zielscheibe abzufeuern - aber nicht nur einmal, sondern 36 Mal gilt es die Umgebung auszublenden und sich zu konzentrieren. Beim Spannen des Bogens bewegen die Schützen bei jedem Versuch zwischen 20 und knapp 50 Pfund, je nach Alter und Leistungsstärke.

    Kein Wunder, dass der Trainingsfaule ab und an über Blasen an der Zughand oder Muskelkater klagt. Nicht so Pascal und die anderen, die im Schnitt pro Übungseinheit 100 bis 200 Pfeile abfeuern. Alle Bewegungen sind dann eingefroren, die Muskeln wie auch die Sehne am Bogen zum Zerreißen gespannt. Anders als bei Gewehrschießen gibt es beim Bogen keine Kimme, sondern nur Korn. Dann macht es "pffffft" und einen Lidschlag später steckt der Pfeil in der runden Scheibe.

    Obwohl der Bewegungsablauf vom Aufbau bis zum Lösen scheinbar eine Einheit bildete, steckt der Pfeil nicht immer dort, wo er sein sollte. Allerdings darf man sich dann nicht ärgern, "sondern muss sich noch mehr konzentrieren und versuchen, den Kopf frei zu bekommen", sagt Pascal. Wer gestresst und mit "vollem Kopf" an die Linie geht, "kann das gleich vergessen."

    Optimal wäre es, wenn man das Gehirn abschalten könnte. Denn wenn man erst einmal das Denken und Grübeln anfängt, geht häufig nichts mehr. Die zwölf Schützen, die am Gelände des TV Zeil trainieren, machen diese Erfahrung immer wieder. Auch das Phänomen, dass man im Training alles trifft und dann im Wettkampf versagt, kommt ab und an vor.

    Derzeit kämpfen die Bogenschützen des TV Zeil in der Bezirksliga, nachdem der Verein vor zwei Jahren aus der Bayernliga abgestiegen war und auf einen Start in der Oberliga verzichtet hatte. Jetzt wollen sie aber wieder aufsteigen, um vielleicht wieder die erfolgreiche Zeit Anfang der 80er ins Visier zu nehmen, als man in Unterfranken die Nummer 1 war und regelmäßig seine Visitenkarte bei bayerischen und deutschen Meisterschaften abgab.

    Deshalb freut sich der Verein auch über Nachwuchs jeder Altersklasse, denn das Bogenschießen kann zwischen neun und 99 Jahren betrieben werden - und sogar während der Schwangerschaft, wie derzeit die Deutsche Conny Pohlers eindrucksvoll in Athen beweist.

    Um einen ersten Eindruck zu erlangen, können Interessierte anfangs die Vereinsgeräte nutzen. Wer ernsthaft dabei bleiben möchte, für den ist es jedoch sinnvoll, sich einen eigenen Bogen anzuschaffen. Der Verein ist dabei aber gerne behilflich.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden