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Krabbler mit prächtigem Geweih

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Krabbler mit prächtigem Geweih

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    Der Hirschkäfer ist in Deutschland selten geworden. Das typische Hirschgeweih haben nur die männlichen Käfer.
    Der Hirschkäfer ist in Deutschland selten geworden. Das typische Hirschgeweih haben nur die männlichen Käfer. Foto: FOTOS (2) RUTH MAHR-HAAS

    Wie kam's dazu? "Vor vielen Jahren kam ein Landwirt aus der Umgebung mit einigen riesigen Larven in die Praxis. Die hatte er in seinen Pferdemisthaufen gefunden. Nun wollte er von mir wissen, was für ein Insekt einmal daraus wird. Als Tierarzt kenne man sich ja schließlich mit so was aus", erzählt Roth und lacht. Der Tierarzt kannte sie nicht, recherchierte und es stellte sich heraus, dass es sich um Larven des Nashornkäfers und des Hirschkäfers handelte. "Mein Interesse war geweckt", so Roth.

    Als dann noch vor Jahren ein Freund des Tierarztes eine große Hackschnitzel-Heizungsanlage baute und sich dann einen riesigen Haufen mit Eichen-Hackschnitzel zulegte, fand Roth nach einiger Zeit auch wieder viele solcher großer Larven. "Um den Hirschkäfer bei uns zu helfen und meinen Kindern die Möglichkeit zu geben, auch noch solch seltene Tiere zu sehen, begann ich mit Experimenten in meinen Garten", erzählt der Tierarzt und liefert Informationen zum Hirschkäfer.

    Der Hirschkäfer in Deutschland sei selten geworden. In Deutschland ist er "stark gefährdet". Die Europäische Union hat ihn aufgrund seiner Seltenheit in den Anhang II der FFH-Richtlinie gesetzt. Das heißt, dass Lebensräume, in denen der Hirschkäfer noch vorkommt, vorrangig zu schützen sind.

    An Eiche gebunden

    Was ist das Problem beim Hirschkäfer? Der Hirschkäfer sei an die Eiche gebunden, sagt der Tierarzt. Zum einen lebt die Larve unterirdisch an vermodernden Eichenstöcken und zum anderen ernährt sich der Käfer vom Saft, der aus Wunden der Eiche fließt. Die Hirschkäfer brauchen diese Nahrung, um für den sehr anstrengenden und energieverzehrenden Flug Kraft zu tanken.

    Im sonnigen Garten ist es derweil laut geworden. Vergnügt spielen die drei Kinder des Tierarztes im frischen Herbstlaub, während ihr Papa weitererzählt. Der Hirschkäfer sei der größte Käfer Europas. Er lebt nur wenige Monate als Käfer - den Großteil seines Lebens verbringt der Hirschkäfer als Larve. Drei bis sieben Jahre lang lebt er in modernden Eichenstämmen. Die Larve frisst dabei lange Gänge in das Totholz und kann dabei bis zu zehn Zentimeter groß werden. "Genau deshalb wird's langsam eng für die großen Käfer. Denn in vielen Laubwäldern wird das Todholz knapp, das für die Entwicklung der Larven aber lebensnotwendig ist", so der Tierarzt. Die Zahl der Hirschkäfer gehe daher weiter zurück.

    Zum Verpuppen

    Der Tierarzt weiß noch mehr über das große Insekt. Die ausgewachsene Larve verlässt das Holz und verkriecht sich zum Verpuppen ins Erdreich. Dort baut sie sich eine Puppenwiege, die bei den Männchen Faustgröße erreicht. Aus der Puppe schlüpft der eigentliche Käfer. Dort bleibt dann der fertige Käfer noch ein halbes Jahr sitzen, bis er sich dann in seiner vollen Schönheit im Juli oder August zeigt.

    Das typische Hirschgeweih haben nur die männlichen Käfer. Es sind eigentlich ihre Oberkiefer und sie können fast die halbe Körperlänge ausmachen. "Die Männchen brauchen sie nur zu einem Zweck: Dem Kampf um die Weibchen. Sie fechten mit ihrem Geweih heftige Zweikämpfe aus. Dabei versuchen die Rivalen, den Gegner auf den Rücken zu werfen oder vom Zweig zu schubsen. Nur der Sieger darf sich mit dem Weibchen paaren," erklärt Roth weiter. Nach der Paarung sterben die Männchen, die Weibchen legen noch bis zu 20 Eier, sterben dann ebenfalls und der Zyklus beginnt wieder von vorn.

    Und wie läuft's im Garten des Tierarztes. An seinem Hackschnitzel-Haufen findet Roth manchmal tote Tiere. Für ihn ein Zeichen, dass sein kleines Projekt erfolgreich funktioniert.

    Kreislauf der Natur

    Aber nicht nur Hirschkäfer scheinen sich in Goßmannsdorf wohl zu fühlen, auch Nashornkäfer gebe es hier. Und so hat Roth sich dem Wohl des Hirschkäfers verschrieben. Seine Familie ist begeistert dabei. "Meine Kinder finden das Ganze sehr interessant und helfen da fleißig mit. Vor allem sind sie begeistert, wenn sie einen toten Käfer finden, der wird dann vorsichtig ins Haus gebracht und auf einer Platte fixiert", so Roth. Der hat zumindest ein kleines Ziel bereits erreicht: Seinen Kindern den Kreislauf der Natur zu zeigen und ab und an mit den Kindern einen Nashorn oder Hirschkäfer zu beobachten.

    Im Blickpunkt

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    Hirschkäfer
    Im Landkreis lässt sich der Hirsch-
    käfer etwa von Mitte Mai bis An-
    fang Juli sehen. Am ehesten
    schwirren die trägen "Brummer"
    an warmen Tagen in der Dämme-
    rung umher. Insbesondere die
    Männchen sind flugaktiv und
    suchen nach Weibchen, welche am
    Saftfluss von Eichen sitzen.

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