Direkt auf dem Michelsberg beheimatet dürfte es das höchst gelegene Theater Bambergs sein. Etwas versteckt liegt es inmitten der Klosteranlage. „Angefangen habe wir in einem Raum in der Langen Straße“, berichtet Wolfgang Zangl, Geschäftsführer und Schauspieler des Theaters am Michaelsberg. Damals noch unter dem Namen Galli-Theater hatten seine Frau, Intendantin Johanna Wagner-Zangl, und er klein begonnen. Schnell wurde der Raum zu eng. Eine andere Lösung musste her und wurde schließlich direkt neben St. Michael in der jetzigen Spielstätte über einem italienischen Restaurant gefunden.
Nur 70 Quadratmeter groß ist der Aufführungsraum. Je nach Bestuhlung finden gut 75 Zuschauer einen Platz vor der schlichten Bühne. „Unser Rekord waren 120. Spontan hatte eine Reisegruppe angefragt, ob sie abends kommen können“, erinnert sich Zangl.
Im Wohnzimmer
Doch gerade das, sagen viele Gäste, mache den Reiz des Theaters aus: die heimelige Wohnzimmeratmosphäre, die Nähe zu den Schauspielern und dem Geschehen auf der Bühne. Anfangs noch stand das dramatische Werk und die theaterpädagogische Arbeit Johannes Gallis im Fokus. Nach und nach hat sich das kleine Privattheater für andere Inszenierungen geöffnet. Seit 2003 bereichert das Ehepaar das Bamberger Kulturleben. 2013 feiert das Theater am Michelsberg, wie es seit der Umbenennung im April 2007 heißt, sein zehnjähriges Bestehen. Etwas „blauäugig“ haben sie begonnen, gestehen sie im Nachhinein.
Doch mittlerweile sei es „schon eine Erfolgsgeschichte“, sagt Zangl. Unter dem Motto „Wir schaffen Spielräume“ laden die Theatermacher auch andere Künstler ein. Das regelmäßig aktive Ensemble besteht aus professionellen Schauspielern wie Gisela Volk und Ralf Ahlborn, der spielt und Inszenierungen als Regisseur betreut.
Laien verstärken das Team des TaM Theaternetzwerks: Dahinter steckt ein gemeinnütziger Verein zur Förderung der Kultur mit etwa einem Dutzend Mitgliedern, darunter vor allem die Stammschauspieler und Regisseure. „Wir werden immer besser“, meint Zangl.
Das Programm setzt sich aus Eigenproduktionen und Gastspielen zusammen. Einige der Stücke sind den Schauspielern eigens auf den Leib geschrieben, so wie die vier Theaterstücke des Erlanger Kabarettisten Klaus Karl-Kraus, die in Bamberg uraufgeführt wurden.
Andere Stücke finden die Zangls bei Theaterverlagen, wie die zuckersüß-böse Beziehungskomödie „Zartbitter“, in der das Ehepaar seit Oktober auf der Bühne steht. Mit ihrem Programm wollen sich die Leiter an alle Altersgruppen richten. Theater-Brunch, Improvisationstheater der studentischen Gruppe „PiPPerlaPuPP“ und Workshops für Kinder oder Erwachsene runden das Programm ab. Zudem geht Johanna Wagner-Zangl an Kindergärten und Schulen, um die Lust am Spielen zu vermitteln.
Sich mit dem E.T.A.-Hoffmann-Theater messen oder gar konkurrieren, wollen sie nicht. „Unser Ziel ist es, die Leute zu unterhalten.“ Sehr anspruchsvolle, eher ernsthafte Stücke nehmen sie nicht ins Programm. Die Erfahrung hat gelehrt, dass jene nicht gut ankommen beim Publikum im TaM. Doch sie können auf ihr Stammpublikum bauen. „Eingefleischte Fans von Klaus Karl-Kraus haben jeden seiner kabarettistischen Rückblicke gesehen“, ist sich Wolfgang Zangl sicher. Er tritt neben seiner Arbeit als Autor regelmäßig mit seinem „Stammtischgwaaf“ auf. Allgemein ist fränkische Mundart auf der schlichten Bühne des TaMs gern gehört.
Stiftungen geben Geld
Zum größten Teil werden die laufenden Kosten über den Eintrittspreis gedeckt. Ein Bruchteil speist sich aus Zuschüssen der Weltkulturerbestiftung der Stadt Bamberg. Spenden der VR-Bank und Sparkasse Bamberg kommen hinzu. Seit dem vergangenen Jahr fördert die Oberfranken Stiftung diverse Projekte. Nach dem Einreichen eines Kostenvoranschlags für eine geplante Inszenierung übernehmen sie rund 25 bis 30 Prozent der Produktionskosten, erzählt Zangl. „Das ist eine gewisse Würdigung für unser kulturelles Engagement.“ Denn manchmal sei die Arbeit schon „frustrierend, wenn die Zuschauer nicht so zahlreich waren“, so Zangl.
Die Homepage betreuen, Reservierungen annehmen, die Kasse überwachen, Buchhaltung, die Getränke ausschenken, Stühle und Tische rücken und kurze Zeit später wieder auf der Bühne stehen: Viel Arbeit fällt an, viel Zeit und Energie fließen in das ehrgeizige Kulturprojekt. Zangl ist hauptberuflich Kinderarzt, Johanna Wagner-Zangl hat eine Praxis für Psychotherapie und Persönlichkeitsberatung. Doch die Schauspielerei ist ihre größte Passion. Wenn die Zuschauer Tränen lachen und am Ende ein wenig heiterer auf den rot gepolsterten Stühlen sitzen, dann hat sich für Johanna Wagner-Zangl und Wolfgang Zangl der Aufwand wieder gelohnt.
„Meine Frau hat mich infiziert“, erklärt Zangl. Ein Leben ohne Lampenfiber und den Adrenalinkick, das sei für ihn mittlerweile unvorstellbar: „Manche nehmen den Karneval als Ventil. Wenn man ein eigenes Theater hat, erlebt man das jeden Tag.“