Bei der Eröffnung der DLG-Feldtage konnte der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner aus Termingründen nicht dabei sein. Allerdings nahm er sich am Dienstagabend Zeit für einen Besuch des Empfangs auf dem Gut Mariaburghausen. Dessen Pächter Klaus Merkel hatte der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft eine Fläche für die Fachmesse für Ackerbau zur Verfügung gestellt.
„Sonst finden unsere Empfänge in Residenzen statt“, sagte Friedrich Mayer, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium, der die Moderation des Abends übernahm. „Aber die Feldscheune als Festscheune steht unseren Residenzen in nichts nach“, fand er. Für den Empfang hatte Merkel die Fahrzeuge aus seiner Gerätehalle gefahren. Darin waren Tische und Bänke aufgestellt, zu essen gab es ein fränkisches Büffet. „Ich hoffe, sie fühlen sich wohl bei diesem fruchtbaren Wetter“, spielte Minister Brunner auf die Regenfälle an, die die Feldtage überschatteten. Unter den Ehrengästen begrüßte der Minister auch die Vize-Landwirtschaftsminister des Iran und der russischen Teilrepublik Tartastan. Bei der Begrüßung des Vorstandsvorsitzenden der Versicherung „Vereinigte Hagel“, bei der sich Landwirte gegen Unwetterschäden versichern können, verwies Brunner darauf, dass die Regierung wohl bald auf die Versicherung zukommen werde.
„Ich habe erst heute mit dem Ministerpräsidenten darüber gesprochen“, berichtete Brunner. Grund dafür waren die Starkregenfälle der vergangenen Tage. Von Ministerpräsident Horst Seehofer richtete Brunner Grüße aus. Der bayerische Landeschef sei aus terminlichen Gründen verhindert.
„Forschung losgelöst von der Praxis kann Irrwege einschlagen“, sagte der Minister. Als sehr passend bezeichnete er die Tatsache, dass es sich bei dem Hof, auf dessen Fläche die Messe stattfindet, um ein ehemaliges Zisterzienserkloster handelt. „Denn gerade die Zisterzienser waren ihrer Zeit weit voraus“, sagte er und berichtete von landwirtschaftlichen Musterbetrieben, die die Ordensangehörigen geschaffen haben. Ein gutes Beispiel dafür sei auch die Universität Würzburg, zu der auch das Gut Mariaburghausen gehört. Eine stolze Zahl von 14 Nobelpreisträgern habe an dieser ältesten bayerischen Universität gewirkt, darunter so große Namen wie Conrad Röntgen. Weiter erwähnte der Minister, dass das Gut Mariaburghausen seit mittlerweile 135 Jahren an die Familie Merkel verpachtet wird.
Dann sprach er über die Herausforderungen, vor denen die Landwirtschaft in der heutigen Zeit steht. Als besonders wichtig bezeichnete er den Klimaschutz und die Bewältigung des Klimawandels. So sprach er von der Bedeutung von Pflanzensorten, die eine größere Trockenheit vertragen und meinte: „Wir werden zunehmend auch in Bayern bewässern müssen.“ Während bedeutende Innovationen sonst vorwiegend aus Zentren und Großstädten kommen, biete die Energiewende nun dem ländlichen Raum die Chance, eine Vorreiterrolle zu spielen. Auch die Frage nach neuer Technik in der Landwirtschaft sprach der Minister an. „Digitalisierung darf nicht nur ein Modewort sein“, meinte er. Vielmehr sollten die Landwirte Schlüsseltechnologien erkennen und nutzen. „Wenn durch diese Technologien weniger Dünger gebraucht wird, ist das auch gut für die Umwelt“, meinte Brunner.
Ein weiteres Thema, das der Minister ansprach, waren Verbraucher, die genauer wissen wollen, woher ihr Essen kommt. So legen immer mehr Menschen immer größeren Wert auf den Tier- und Pflanzenschutz. Den Bauern sagte Brunner: „Sie sollten das nicht als Einmischung sehen, sondern als Chance begreifen.“ Wichtig sei, „die Mitbürger als Mitstreiter zu gewinnen“. Gleichzeitig kritisierte der Minister diejenigen Verbraucher, die zwar einerseits kurze Transportwege, kleine Betriebe, gute Haltungsbedingungen und regionale Produkte wollen, andererseits aber nicht bereit sind, dementsprechend mehr für ihr Essen zu bezahlen.
Weiter betonte er, die Landwirtschaftspolitik sei keine Politik für eine bestimmte Klientel. Vielmehr betreffe sie die ganze Bevölkerung. Als ihm gegen Ende der Rede ein Glas Bier auf das Rednerpult gestellt wurde, verwies er noch einmal darauf, dass auch die Grundprodukte des Gerstensafts aus der Landwirtschaft kommen und erwähnte auch, dass in diesem Jahr das Reinheitsgebot sein 500-jähriges Bestehen feiern kann.
DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer betonte, schöne Landschaft und Fortschritt müssten keinen Widerspruch darstellen. „Die Nachhaltigkeit der deutschen Landwirtschaft wird von Jahr zu Jahr besser“, meinte er. Dabei gebe es allerdings immer noch einiges zu verbessern, wofür die Feldtage ein gutes Forum böten. Wie Minister Brunner sprach auch Bartmer das Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit an. „Die Gesellschaft steht der Landwirtschaft immer kritischer gegenüber“, meinte er. Als Beispiele nannte er Themen wie das im Bier gefundene Pflanzenschutzmittel Glyphosat oder die Diskussion um Chlorhühnchen im Zusammenhang mit TTIP, dem geplanten Freihandelsabkommen mit den USA. Diese Dinge bezeichnete er als „Vereinfachungen“, durch die Ängste geschürt werden. Die Politik dürfe nicht mehr nur Moderator sein, sonst mache sie sich unglaubwürdig. So zitierte er Kurt Tucholsky mit dem Satz: „Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein.“
Weitere Grußworte kamen von Vertretern der Mitveranstalter BayWa und Vereinigte Hagel. Für das Handelsunternehmen BayWa sprach der Spartenleiter Agrar, Eberhard Raff. Auch er bezeichnete die Digitalisierung als einen Schwerpunkt der diesjährigen Feldtage und sagte, die Besucher schätzten vor allem die Praxisnähe und suchten das Gespräch. Für die Vereinigte Hagel sprach Vorstandsvorsitzender Rainer Langner. „Der Landwirt muss mit dem Wetter leben. Das machen sie schon seit Jahrhunderten“, sagte Langner. Weiter berichtete er, als Versicherer von Landwirten sei die Vereinigte Hagel durchaus mit dem Klimawandel vertraut. Hier gebe es Folgen, die für Bauern existenzbedrohend werden können. Hier könne eine Versicherung einiges abfedern. In diesem Zusammenhang betonte er auch: „Wir sehen uns als Partner der DLG.“