Vor ungefähr zehn Jahren wurde vom Haßbergverein Königsberg ein „Historischer Rundwanderweg“ rund um die Regiomontanusstadt angelegt. Dieser führt den Wanderer auf geschichtsträchtigen Pfaden und Wegen von Königsberg über den Salzmarkt erst hinauf zur restaurierten Ruine der ehemaligen Stauferburg und anschließend entlang des ehemaligen Grenzweges bzw. der Landesgrenze zwischen Sachsen und Bayern bis hinauf zum Rennweg. Von dort führt er weiter zur Urwiese und über das sagenumwobene Huthäuschen zum Fachwerk- und Winzerdorf Unfinden und von da zurück nach Königsberg.
Bei dieser Wanderung überquert der Wanderer insgesamt viermal die einstige Landesgrenze zwischen dem ehemaligen Herzogtum Sachsen Coburg-Gotha und dem damaligen Königreich Bayern. Er befindet sich des öfteren in Bayern oder Sachsen und hätte vor rund 200 Jahren zumindest seinen Ausweis zeigen oder bei der Mitführung bestimmter Waren Zoll zahlen müssen. Die Grenze war bewacht und an den Straßen mit einem Schlagbaum gesichert.
Diese Grenze entstand dadurch, dass das Amt Königsberg bis 1806 zu Sachsen-Hildburghausen gehörte. Königsberg hatte zu dieser Zeit rund 40 umliegende Dörfer und 30 Mühlen zu verwalten. In der napoleonischen Zeit wurden dieses Gebiet und das gesamte Franken 1806 Bayern einverleibt. Das Amt Königsberg wurde verkleinert, so dass nur die dazu gehörenden Dörfer Hellingen, Altershausen, Kottenbrunn, Dörflis und Köslau weiterhin bis 1920 sächsisch blieben. Das aber nur rund zwei Kilometer von Königsberg entfernt liegende Unfinden wurde bayerisch. Gleichsam über Nacht entstand hier eine Landesgrenze zwischen Sachsen und Bayern, die auch blieb, als Königsberg mit seinen zugehörigen Dörfern 1826 vom Herzogtum Sachsen Coburg-Gotha übernommen wurde.
Um diese Grenze ranken sich noch heute viele Episoden. So musste ein Königsberger, der in Unfinden eine Freundin hatte und auf Brautschau ging, dabei aber nicht von den Grenzbeamten kontrolliert werden wollte, in der Nacht die Grenze in der Hellinger Flur „schwarz“ überqueren. Mit größter Wahrscheinlichkeit wurde über diese Staatsgrenze auch unverzollte Ware geschmuggelt. Der kürzlich von Heimatforscher Rudi Bätz bei Unfinden entdeckte unterirdische Gang zwischen dem damaligen bayerischen Unfinden und dem sächsischen Königsberg könnte dazu auch Verwendung gefunden haben.
An diesen ehemaligen Grenzübergängen auf dem jetzigen „Historischen Rundwanderweg“ hat nun der Haßbergverein Königsberg in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Haßberge Hinweisschilder aufgestellt, die den Wanderer daran erinnern und darüber informieren, auf welchem ehemaligen Staatsgebiet er sich jeweils befindet.
In einem Faltblatt über die „Naturparke in Bayern“ wird für den Naturpark Haßberge der „Historische Rundwanderweg“ des Haßbergvereins Königsberg wegen seiner Einmaligkeit bayernweit empfohlen. Die neuen Grenzhinweisschilder sind für den geschichtsinteressierten Wanderer nun eine zusätzliche wichtige Information.