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MAROLDSWEISACH: Macht ein energieautarker Landkreis Sinn?

MAROLDSWEISACH

Macht ein energieautarker Landkreis Sinn?

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    Windräder - hier am Bretzenstein (Lkr. Haßberge), Symbolbild
    Windräder - hier am Bretzenstein (Lkr. Haßberge), Symbolbild Foto: Foto: Eindriss

    Windräder, Photovoltaik, Netzausbau: Die Energiepolitik stand im Blickpunkt beim Bürger-Talk der SPD am Freitag im Gasthaus Hartleb. Als Hauptredner war Ludwig Wörner zu Gast, Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für Energie-, Umwelt- und Wohnungspolitik.

    „Energieautarker Landkreis – Utopie oder sinnvolle Zielsetzung?“ lautete das Thema. Susanne Kastner gab die Antwort schon ganz zu Beginn. Letzteres sei aus Sicht der SPD zutreffend, „auch schon vor Fukushima“. Ins gleiche Horn stieß Landtagskandidat Matthias Kiehn. Die SPD fordere schon seit mehr als 20 Jahren den Atomausstieg. Dezentrale, kleine Einheiten und Autarkie (Selbstgenügsamkeit) seien wichtig bei der Energiewende. Zur Standortdiskussion um Windräder sagte Kiehn: Die Kernzonen des Biosphärenreservats Rhön und Naturschutzgebiete kämen nicht in Frage, „in anderen Flächen und Landschaftsschutzgebieten sollte man es nicht kategorisch ausschließen“.

    Das Statement von Wörner dazu fiel deutlicher aus: „Wenn die Landschaft durch den Klimawandel zerstört wird, ist das schlimmer, als wenn da Windräder stehen oder eine Biogasanlage.“ Wichtig sei, die Menschen vor Ort mit einzubeziehen. Wörner plädierte für staatlich finanzierte Energieberater, die mit ihnen gemeinsam planen. Und dann sei auch die Bereitschaft da. „Wenn der Bürger beteiligt wird, ist die Region Sieger“, so Wörner, der für genossenschaftliche Modelle warb.

    Zuerst hatte er aber erst mal die mehr oder weniger unausgesprochene Frage beantwortet, warum er als umweltpolitischer Sprecher mit dem Motorrad von München in die Haßberge gekommen ist: „Man braucht weniger Sprit und es macht auch noch Spaß.“ Und Politik solle ja auch Spaß machen dürfen. Doch irgendwann hört selbst für Wörner der Spaß auf. So wie just am Freitag beim Eklat in der Energiekommission, durch den der SPD-Mann am Vormittag in den Medien präsent war. Natürlich war das auch abends in Maroldsweisach ein Thema. Ziemlich am Schluss erzählte Wörner die ganze Geschichte. Landespolitik hautnah sozusagen.

    Zurück zum Thema Energie. In Sachen Biogas schloss sich Wörner der Kritik an der Anlage in Maroldsweisach an, die Susanne Kastner eingangs geäußert hatte. Er könne nicht nachvollziehen, dass die Wärme nicht abgeführt werde. Grundsätzlich wäre es seiner Ansicht nach noch effektiver, nur das Gas zu nutzen. Zudem sprach sich Wörner dafür aus bei der Erzeugung von Biogas wieder mehr Gülle einzusetzen, so wie es ursprünglich gedacht gewesen sei. Zur Diskussion um die Verwendung von Lebensmitteln – Stichwort Teller und Tank – sagte Wörner nüchtern: „Der Mehrheit ist es wurscht, wo das Zeug herkommt.“

    Angesichts von Bedenken in der Bevölkerung gegenüber Windrädern bemühte sich Wörner um Klarstellung. In punkto Lautstärke hätten Hersteller und Betreiber ein Eigeninteresse, da Lärm Reibungsverlust bedeute. Neuere Anlagen seien leiser als die alten. Angesichts der Höhe der Windräder heute sprach Wörner von einer Geschmacksdebatte. Alles andere seien häufig Scheinargumente, wie zum Beispiel der Schattenwurf: Es sei vorgeschrieben, dass eine Anlage abgeschaltet wird, sobald ein bestimmtes Quantum an Schattenwurf überschritten werde. Und auch hier gilt nach Ansicht von Wörner: „Mit den Bürgerinnen und Bürgern zusammen habe man „alle Möglichkeiten der Welt“, einen Konsens zu erreichen. Zumal wenn der finanzielle Aspekt berücksichtigt wird: „Wenn der Mensch damit Geld verdienen darf, ist er den Dingen eher zugetan, als wenn andere Geld verdienen.“

    Im Landkreis Haßberge sei der Prozess der Bürgerbeteiligung zwar angestoßen, komme aber nicht so recht voran. Das war ein Aspekt in der anschließenden Diskussion. Laut Jürgen Hennemann (Ebern) fehlt es an einer Gesamtplanung. Und die Bürgerenergiegesellschaft sei nicht auf die genossenschaftliche Idee gegründet. Es werde Geld gesammelt und in Projekte investiert, „aber entscheiden dürfen die Bürger nicht“.

    Neben dem Netzausbau ging es dann noch einmal um den Atomausstieg, der aus Sicht der SPD nicht wirklich gewollt ist, weder von der Regierung noch von den Stromkonzernen, für die, so der Tenor, Atomkraft lukrativer sei als erneuerbare Energien. Doch das Sicherheitsrisiko sei einfach zu groß, um an der Atomkraft festzuhalten.

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