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HAßFURT: Man braucht Plan B und auch Plan C für den neuen Job

HAßFURT

Man braucht Plan B und auch Plan C für den neuen Job

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    „Trauen Sie sich, denken Sie auch einmal ganz neu“. Dazu ermutigten die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Haßberge, Christine Stühler (rechts), Doris Küfner-Schönfelder (Mitte) von der Agentur für Arbeit Schweinfurt und Anne Misch vom „Netzwerk Wiedereinstieg Main-Rhön“.
    „Trauen Sie sich, denken Sie auch einmal ganz neu“. Dazu ermutigten die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Haßberge, Christine Stühler (rechts), Doris Küfner-Schönfelder (Mitte) von der Agentur für Arbeit Schweinfurt und Anne Misch vom „Netzwerk Wiedereinstieg Main-Rhön“. Foto: Foto: Sabine Weinbeer

    Noch immer sind es vorwiegend die Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit für Kinder oder die Pflege von Angehörigen unterbrechen. Wenn diese Frauen dann den Wiedereinstieg in den Beruf suchen, dann können sie auf Unterstützung durch das „Netzwerk Wiedereinstieg Main-Rhön“ setzen. Das hat vor Kurzem im BIZ und im Mehrgenerationenhaus in Haßfurt den Infotag „Frauen mittendrin statt nur dabei“ mit Informationen und individueller Beratung veranstaltet.

    Hürdenlauf vermeiden

    Zum Netzwerk gehören die Agentur für Arbeit, die Landkreise Haßberge, Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld sowie die kreisfreie Stadt Schweinfurt und der Zonta-Club Bad Kissingen-Schweinfurt. Stellvertretender Landrat Oskar Ebert freute sich über das Interesse an diesem Aktionstag, der nun zum fünften Mal stattfand. Er betonte, wie wichtig Netzwerke für Frauen sind, auch wenn sie nach der Geburt eines Kindes wieder in den Beruf einsteigen. „Man braucht Plan B, am besten auch Plan C, damit alles klappt“, sagte er. Ebert ist selbst Großvater, der für seine berufstätigen Töchter an bestimmten Tagen die Kinder zur Krippe bringt und wieder abholt.

    Er dankte dem Netzwerk und der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises, Christine Stühler, für das umfangreiche Programm. Seine Zusicherung: „Wir unterstützen Sie, damit Ihr Wiedereinstieg nicht zum Hürdenlauf wird.“

    Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, dankte dem Landkreis Haßberge für die gute Zusammenarbeit bei diesen Aktionstagen. Die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtsbezirk sei zwar mit 3,2 Prozent noch unter dem Landesdurchschnitt, aber dennoch sei der Wiedereinstieg für Frauen nicht immer einfach. Flexibilität sei sowohl bei den Frauen, als auch bei den Arbeitgebern gefordert. Kinderbetreuung müsse oftmals organisiert werden. Auch ist bei längeren Unterbrechungen eine Wieder- oder Neuqualifizierung nötig.

    Individuelle Beratung

    Welche Möglichkeiten einer Frau offenstehen, erläuterte Petra Kaiser, die Wiedereinstiegsberaterin im Arbeitsamt in Haßfurt. „Für unser Gespräch müssen die Frauen erst mal gar keine Daten angeben, sich auch nicht arbeitssuchend melden“, sagte sie. „Wir besprechen die individuelle Situation und klären, was möglich ist. Manchmal stellt sich dann heraus, dass die Berufstätigkeit noch ein, zwei Jahre warten muss. Manchmal folgt ein ganz konkreter Beratungstermin“.

    „Die Chancen, Frauen nach Berufspausen nach- oder neu zu qualifizieren, sind vielfältig“, erklärten Günter Trum, Leiter der Agentur in Haßfurt, und sein Vorgesetzter Thomas Stelzer. Es gebe Lohnzuschüsse, Umschulungen und ganz viele Programme. Denn Wiedereinsteigerinnen sind auch ein wichtiges Potenzial im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Der herrscht beispielsweise in den Pflegeberufen. „Die Chancen, auch die Verdienstchancen, sind bei uns besser, als viele denken“, sagte Anne Misch vom Netzwerk. Sie ist Heimleiterin im Ruhestand und selbst erst relativ spät im Pflegeberuf gelandet. 19 Jahre hatte sie darauf als Heimleitung gearbeitet. Thomas Stelzer stimmt dem zu: „Viele Vorurteile gegenüber den Pflegeberufen sind unbegründet.“ Der Einstieg als Pflegehelfer oder Alltagsbegleiter sei ziemlich niederschwellig. „Wenn man merkt, dass einem die Arbeit liegt, dann gibt es viele Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung, auch mit finanzieller Unterstützung der Agentur“, sagte er.

    Problem: Verdienstmöglichkeit

    In der Pflege seien die Verdienstmöglichkeiten laut Stelzer inzwischen deutlich besser als noch vor Jahren. Allerdings gesteht er ein, dass viele Arbeitsplätze, die auf wiedereinsteigende Frauen warten, im nicht so gut bezahlten Segment liegen. „Aber oftmals stehen sich die Frauen auch selbst im Wege“, sagte Annemarie Schuler. Auch sie kommt wie Misch von der Arbeitgeber-Seite und war die Personalchefin im eigenen Familienbetrieb. „Ich habe immer versucht, junge Frauen zur Ausbildung als KfZ-Mechatronikerin zu gewinnen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Auch in den Verkauf trauen sich die Frauen nicht so richtig“, sagte sie. Schuler ermutigte die Damen in den Beratungsgesprächen, neu zu denken. Das tat auch Anna-Daniela Pickel mit ihrem Vortrag „Stärken erkennen – Stärken nutzen“.

    Viele Informationen gab es an verschiedenen Ständen. Die Frauen konnten im Laufe des Tages ihre Bewerbungsmappe checken lassen und von einer Personalchefin erfahren, worauf es beim Vorstellungsgespräch ankommt. Auch Stellenangebote hatte die Agentur mit im Gepäck.

    Das Mehrgenerationenhaus und die Fachstelle für pflegende Angehörige zeigten ihre Angebote für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf.

    So vielfältig das Angebot, so vielfältig die Interessenlage der Frauen. Eine Teilnehmerin plant nach 20 Jahren den Neueinstieg, der vermutlich auch mit einer völligen Neuorientierung im Berufsfeld einhergehen muss, weil sie noch etwas für ihre Rente tun müsse. Ehrenamt und immer mal ein 450-Euro-Job bringen ihr nichts auf dem Rentenauszug.

    Die andere rechnet mit Auslaufen ihrer Elternzeit damit, dass ihr Unternehmen eventuell keinen adäquaten Arbeitsplatz mehr für sie hat. Außendienst mit 40 bis 60 Auswärtsübernachtungen pro Jahr gehe mit Kind nicht mehr. Deshalb wolle sie sich frühzeitig informieren.

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