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WÜLFLINGEN: Mehr als nur ein Hund

WÜLFLINGEN

Mehr als nur ein Hund

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    Sie bestattet nicht nur Hunde, Katzen und Hasen – selbst ein Chamäleon und einen afrikanischen Weißbauchigel begleitete sie schon auf den Weg zur letzten Ruhe. Stefanie Trum aus Wülflingen ist von Beruf Tierbestatterin. Als Einzige im Landkreis Haßberge hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Haustieren eine, so wie sie sagt, „würdevolle Beisetzung“ zu ermöglichen. Oft beginnt alles mit einem einfachen Anruf vom Tierarzt. Er habe da ein totes Haustier für eine Tierbestattung, heißt es normalerweise, und ob sie nicht übernehmen wolle. Manchmal rufen die Besitzer auch selbst an. Für Stefanie Trum ist das das Zeichen zum Loslegen. Sie macht einen Termin mit den Herrchen und Frauchen aus und holt das Haustier entweder bei ihnen selbst oder beim Tierarzt ab. Als nächstes geht es dann nach Wülflingen, wo Trum ihr kleines Tierbestattungsinstitut hat. Dort kommt das Tier in eine Kühlbox, die in einem Kühlraum zwischengelagert wird. Einmal pro Woche fährt Trum dann zu einem baden-württembergischen Tierkrematorium mit dem bezeichnenden Namen „Himmelswelt“. Dort wird der Leichnam eingeäschert. Auch einzeln. Wenn die Tierbestatterin in der darauf folgenden Woche dann wieder im Krematorium vorbeischaut, um neue Tiere anzuliefern, nimmt sie die Asche aus der Vorwoche wieder mit nach Wülflingen. Zum Schluss kommen die grauen Überreste dann in eine Urne, die die Besitzer mit nach Hause nehmen dürfen. Eventuell gibt es auch noch eine kleine Trauerfeier.

    Stefanie Trum ist nicht nur eine Art Kurier, der Haustiere zum Krematorium schafft und ihre Asche wieder zurück bringt. Sie ist auch dafür da, den Tieren gerade in spiritueller Hinsicht das letzte Geleit zu geben. Bei einer Tier-Trauerfeier, um die sie eine Hundebesitzerin gebeten hatte, habe sie Musik und Kerzen organisiert, erzählt sie. In ihrem Garten habe sie dann zusammen mit der Besitzerin dann ein Herz aus Rosenblättern gelegt.

    Die begleitende Funktion ist jedoch nicht alles. Schließlich hilft Trum noch bei der Auswahl der passenden Urne. Ihre Katalog-Liste ist ellenlang. Da gibt es einfache Urnen zum Begraben, bemalte Modelle oder gar Marmorpyramiden zum Aufstellen, Gedenksteine und Grabtäfelchen. Tierliebhaber können sich sogar das Bildnis ihres Tieres in eine Achat-Scheibe gravierten lassen, die von hinten dann von einem Teelicht angeleuchtet wird.

    Dass Menschen wie die besagte Kundin so viel Wert auf Details bei der Tierbestattung legen, macht Stefanie Trum an der sich wandelnden Bedeutung des Haustiers für den Menschen fest. Während früher der Hund Haus und Hof bewacht habe, sei er heute ein Freund und Begleiter, der einem das Gefühl gibt, gebraucht zu werden. So sei es auch kein Wunder, sagt Trum, wenn Tierbesitzer beispielsweise ihren Hund geradezu vermenschlichen und ihm auch eine würdevolle Bestattung – ähnlich der eines Menschen – bieten wollen. Wer keinen eigenen Garten zum Begraben hat, der habe schließlich nur zwei Möglichkeiten: Das tote Tier in die Tierkörperverwertung geben, in der es zusammen mit anderen Tierleichen verbrannt und weiterverwertet werden, oder aber auf professionelle Bestattung zurückgreifen. Das heißt entweder Erd- oder Feuerbestattung auf einem Tierfriedhof oder Verbrennung im Krematorium mit anschließender Rückführung der Asche an den Besitzer.

    In einer ähnlichen Situation habe sich Stefanie Trum vor ein paar Jahren auch befunden, als ihr eigener Hund Lady starb. Auf der Suche nach einem Tierbestatter sei sie schließlich in Marktheidenfeld gelandet. Dort habe sie dann auch in einem Praktikum den nicht ganz alltäglichen Beruf genauer kennen gelernt. Schließlich wurde sie selbst eine Tierbestatterin. Sie bekam eine Genehmigung vom Veterinäramt, das für die Hygieneauflagen zuständig ist, und legte los. Dass Tierbestattungen heute mehr in Mode sind als beispielsweise noch vor einem Jahr, kann Trum übrigens nicht feststellen. Jetzt spreche man aber mehr darüber. Wenn auch Betroffene ab und zu noch immer mit Kommentaren konfrontiert werden wie „War doch nur ein Hund!“ und wozu sich der ganze Aufwand lohne, so werde das Thema Tierbestattung doch heute längst nicht mehr so belächelt wie früher. Heute ist Stefanie Trum 27 Jahre alt. Den Job macht sie inzwischen seit drei Jahren. Allein von den Tierbestattungen kann sie noch nicht leben, aber für die Zukunft sei das auf alle Fälle angedacht. Ein schönes Zubrot für die Familie sei der Job jedenfalls jetzt schon.

    Tierbestattung

    Private Tierbestattung

    Möchten Sie Ihr Haustier (Hobby- oder Kleintier) selbst beerdigen, so ist das kein Problem, wenn sie dabei auf Ihrem eigenen Grundstück bleiben und dafür ein Loch von mindestens 50 Zentimetern Tiefe graben. Das erklärt Markus Menn, Amtstierarzt am Veterinäramt in Haßfurt. Nicht vorgesehen sei es jedoch, dass man bei Dritten buddelt beziehungsweise auf einem fremden Grundstück für sich graben lässt. Auch das Beerdigen des Haustiers in einem Wasserschutzgebiet sei tabu. Handelt es sich bei Ihrem Tier um ein Nutztier (zum Beispiel Pferd, Ziege oder Schwein), sind die Vorschriften besonders streng. Hier dürfen Sie nur die zuständige Tierkörperverwertungsanlage nutzen.

    Tierkörperverwertungsanlage

    Der so genannter Verarbeitungsbetrieb Tierischer Nebenprodukte in Unterfranken befindet sich in Walsdorf. Dorthin werden verendete Nutztiere gebracht, ebenso die Hobby- und Kleintiere, die nicht bestattet werden sollen. In der Anlage wird die so genannte Rohware zu Tiermehl und Tierfett weiterverarbeitet. Die Rinderhäute werden zur Weiterverarbeitung als Leder gesammelt.

    Tierfriedhof

    Der Tierfriedhof, der vom Landkreis Haßberge aus am schnellsten zu erreichen ist, ist derjenige in Lichtenfels. Dort wickelt man das Tier in eine Decke und legt es in ein Grasgrab beziehungsweise ein Grab zum Bepflanzen. Drei Jahre lang gehört dieses dem jeweiligen Tierbesitzer, alles darüber hinaus kostet extra. Auch Urnen können auf dem Tierfriedhof aufgestellt werden. Das Gelände ist immer offen. Zwar existiert noch ein Tierfriedhof in Kitzingen, der bietet laut Informationen aus der Betreiberfamilie derzeit aber keine Tierbestattungen an.

    Feuerbestattung/Urnenrückführung

    Sie können Ihr gestorbenes Tier von einem Tierbestatter direkt von zuhause abholen und in einem Tierkrematorium einzeln einäschern lassen. Tierbestatter kümmern sich um das Prozedere. Die Urne mit der Asche dürfen Sie am Ende bei sich daheim aufbewahren.

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