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LKR. HASSBERGE: Mehr Öl-Ausbeute durch Schälen

LKR. HASSBERGE

Mehr Öl-Ausbeute durch Schälen

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    Entstanden sei dieses neue Verfahren durch eine Kuriosität, berichtet von Rotenhan (Ebelsbach). Im normalen Kaltpressverfahren, das unter hohem Druck geschieht, bleiben rund 14 Prozent des Öls im Abfallprodukt, der Schale, zurück. Dieses kann nur mit Hilfe von chemischen Prozessen gelöst werden. So war der Stand der Technik bislang, berichtet von Rotenhan.

    Was nun an von Rotenhans Verfahren neu ist: Die Sonnenblumenkerne werden vor dem Pressen geschält. Aufwendige, durch Beobachtung erlangte Erkenntnisse im Sonnenblumenanbau und daraus folgend eine ausgetüftelte Materialverarbeitungs-Technik gelang von Rotenhan. Unter seiner Beratung entstand der Prototyp einer Schälanlage für Sonnenblumenkerne. Sie ermögliche eine wesentlich höhere Öl-Ausbeute: Nur rund 0,4 Prozent Rest-Öl verbleiben in der Schale.

    In Zusammenarbeit mit dem Pflanzenöl-verarbeitenden Betrieb Dr. Frische GmbH (Alzenau), der diese innovative Schältechnik-Anlage finanziert und das Pressen der geschälten Kerne mit einer neu konzipierten Pressanlage (friolex-Ölgewinnungs-Verfahren) übernimmt, entsteht ein neuer hochwertiger Rohstoff für Schmieröl, Hydraulik-Rohöl und für die Hochwert-Chemie, berichtet von Rotenhan.

    Wie hochwertig dieser Rohstoff sei, macht von Rotenhan an einem Beispiel deutlich: Setzt man die Verarbeitungs-Schritte vom Erdgas bis zum fertigen Nylon gleich 100, so brauche man sage und schreibe nur noch drei Schritte vom Sonnenblumenöl zum fertigen Nylon. Die Voraussetzung: Der Grundstoff Sonnenblume gehört einer bestimmten Sorte an, nämlich den hoch-ölhaltigen Sonnenblumen, den sogenannten High-Oleic (HO) Sonnenblumen.

    Der Pflanzenöl-Verarbeiter Dr. Frische GmbH beabsichtigt aufgrund der umfassenden Vorarbeiten von Rotenhans nun im Raum Gerolzhofen-Schweinfurt-Haßfurt den Anbau von HO-Sonnenblumen einzuleiten. Zusätzlich wird im März dieses Jahres in Ebelsbach in einem Pilotversuch die mobile Sonnenblumen-Schälanlage installiert. Sie ermöglicht es außerdem, den rund 20 Prozentigen Schalenanteil energetisch umzusetzen. Das heißt, zum einen könnten entweder Schalen und Ausputz (Körner kleiner als 2,25 Millimeter), sowie der sogenannte Ölkuchen (Reststoff aus dem Pressvorgang) als Energieträger zum Betreiben der Anlage verwendet werden, oder es fänden sich lukrative Partner aus der Klebstoffindustrie, die den eiweißhaltigen Reststoff (Ölkuchen mit ca. 46 Prozent Eiweiss) für die Klebstoff-Erzeugung verwerten.

    Die Verarbeitung erfolge ohne staatliche Hilfen, bliebe in der Hand der Landwirte und Unternehmer, erklärt von Rotenhan weiter.

    Im ersten Pilotabschnitt sei geplant, so von Rotenhan, die rund 100 Tonnen HO-Sonnenblumen, die im Jahr 1999 von drei Landwirten angebaut wurden, zu verarbeiten. Sollte dieser Schäl-Versuch die Erwartungen erfüllen, lägen noch einmal rund 1000 Tonnen im Bundesgebiet zur Verarbeitung bereit.

    Nach Angaben des Beraters gäbe es in Deutschland einen Bedarf von rund 300 000 Tonnen dieser HO-Sonnenblume. Voraussetzung dafür, dass diese mobile Schälanlage dann auch weiterhin in Ebelsbach bleibe, sei, dass sich genügend Interessenten im Einzugsgebiet finden, die sich am sogenannten Projekt "HO-SB Alpha 90" beteiligen.

    In Versuchen habe sich gezeigt, dass einzig die Sorte "Olsavil" den erwünschten Ölsäuregehalt von mindestens 91 Prozent und einem Fettgehalt von 44 Prozent erfülle. Die aus den Erfahrungen möglicherweise bis 2001 entstehende Verarbeitungsanlage soll, ähnlich der Zuckerfabrik, zu 49 Prozent in das Eigentum der Anbauer übergehen. Hierzu sei geplant, innerhalb von fünf Jahren - beginnend 2005 - einen Teil des Auszahlungspreises einzubehalten. Die Höhe sei bisher noch nicht bekannt, sicher sei aber, dass die Höchstgrenze von zehn Prozent nicht überschritten werde, erklärte von Rotenhan.

    Um den enormen bundesweiten Bedarf zu decken, könnten etwa zehn dieser Anlagen in ganz Deutschland errichtet werden. Sollte jedoch im hiesigen Gebiet die erforderliche Auslastungsmenge von rund 10 000 Tonnen, was einem Anbaugebiet von 3 300 Hektar entspricht, nicht erreicht werden, so sei es aufgrund der Mobilität der Anlage möglich, sie etwa beim Finanzier in Alzenau oder in anderen Gebieten, in denen Interesse besteht, aufzustellen.

    Ansprechpartner für Interessierte Sonnenblumenanbauer sind zum einen der Initiator der Schälanlage und Berater des Projekts, Friedrich Wilhelm Freiherr von Rotenhan (Ebelsbach), die Maschinenringe Gerolzhofen und Haßgau, die Firma Wolf Agrarhandel (Gerolzhofen), sowie der Betreiber der Ölpresse, Dr. Frische GmbH in Alzenau. Für die Abrechnung der preislich interessanten HO Sonnenblumen sei ebenfalls die Dr. Frische GmbH zuständig, erklärt von Rotenhan.

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