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ZEIL: „Mein Ehemann war bei der Stasi“

ZEIL

„Mein Ehemann war bei der Stasi“

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    Im Zeiler Hexenturm ist derzeit eine neue Sonderausstellung zu sehen. 2015 jährt sich das Ende der DDR zum 25. Mal. Passend hierzu zeigt das Hexenmuseum die Ausstellung „Der Weg zur Deutschen Einheit“, die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt gestaltet wurde. Zur Eröffnung gab es einen Vortrag von Barbara Bayer. Die Kronacher Stadträtin (Freie Wähler) lebte zur Zeit der Wende in Dresden und war selbst in der Friedensbewegung aktiv.

    Bayers Geschichte ist bewegend: Nachdem sie schon in ihrer Kindheit einige Dinge erlebt hatte, die ihr die Schattenseiten der DDR aufzeigten, erlebte sie einen Schock, als sie erfahren musste, dass ihr erster Ehemann Informeller Mitarbeiter der Stasi war. „Ich konnte mit niemandem reden“, sagt sie. Zudem konnte sie sich nicht leicht von ihm scheiden lassen. Auch wenn Scheidungen in der DDR recht schnell und unkompliziert gingen, war es eine andere Situation, sich von einem Stasi-Mitarbeiter zu trennen.

    Daraufhin, so beschreibt sie, war sie ständig im Visier der Behörden. Innerhalb von vier Jahren hatte sie an ihrem Arbeitsplatz acht Disziplinarverfahren am Hals. 1989 sei für sie ein besonders schlimmes Jahr gewesen, beschreibt sie. Sie hatte Angst, ins Gefängnis zu kommen. Gerade für eine alleinerziehende Mutter in der DDR eine schlimme Befürchtung: „Ich wusste, dass das Kind dann in ein Heim gekommen wäre und ich es niemals wiedergesehen hätte.“

    Über einen alten Freund kam sie zur Friedensbewegung und nahm an den Demonstrationen teil. Zunächst wurden die Demonstranten noch von der Polizei bekämpft, dann gab es die genehmigten Montagsdemonstrationen. „Dresden hatte damals 500 000 Einwohner. Davon waren bestimmt 200 000 auf der Straße“, erzählt sie. Am Tag des Mauerfalls selbst war sie nicht in Dresden. Sie befand sich auf einer Dienstreise in Berlin und kam erst am Abend zurück, von den großen Ereignissen hatte sie zunächst nichts mitbekommen. Am nächsten Tag bemerkte sie, dass die Stadt „wie leergefegt“ war. Als sie zur Arbeit ging, sagte ihre Chefin zu ihr: „Alle sind weg, nur du bist da.“

    Einige Jahre später verarbeitete Bayer ihre Erlebnisse erstmals in einem Buch. Veröffentlichen möchte sie das Werk nicht, die Eröffnung der Ausstellung war das erste Mal, dass sie öffentlich daraus vorlas. Dazu zeigte sie einige Erinnerungsstücke wie Ausweispapiere, einen alten Straßenatlas aus der DDR, bei dem kurioserweise im Grenzgebiet auf bundesdeutscher Seite keine Straßen eingezeichnet sind, und eine Jeansjacke, die sie sich am 9. November 1989 auf ihrer Dienstreise in Berlin gekauft hatte. „Es ist spannend zu hören, was eine Zeitzeugin zu erzählen hat“, kommentierte der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann Bayers Vortrag aus ihrem Buch. Die Ausstellung, die die Volkshochschule des Landkreises Haßberge gekauft hat, passe sehr gut in den Hexenturm, findet er. „Es ist eine weitere Ausstellung, die zeigt, wie Menschen vom Schicksal getroffen wurden.“

    Ähnlich wie auch die Dauerausstellung und andere Sonderausstellungen, die hier schon zu sehen waren, lasse „Der Weg zur Deutschen Einheit“ Schicksale spüren und vermittle die Botschaft, dass in der Vergangenheit Dinge passiert seien, die sich nie wiederholen sollten. Die aktuelle Lage zeige jedoch, dass die Menschheit viele Dinge immer noch nicht gelernt habe.

    Auch zur vorangegangenen Sonderausstellung zum Thema Wallfahrten schlage die Ausstellung eine Brücke. Immerhin sei die Römerstädter Wallfahrt zentrales Thema der vergangenen Ausstellung gewesen, die damit auch eine Verbindung zwischen Ost und West thematisierte.

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