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LENDERSHAUSEN: Milchwerke: „An Schließen war nie gedacht“

LENDERSHAUSEN

Milchwerke: „An Schließen war nie gedacht“

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    Es war unter anderem der Backcamembert, der den alten „Silberdistel Milchwerken“ das Genick gebrochen hatte. Das war vor rund zwölf Jahren. Keinen Pfennig hätten damals wohl viele auf den Fortbestand eines Milchwerkes in Lendershausen gegeben. Am Montag stehen der Hofheimer Stadtrat, Landrat Rudolf Handwerker und die Führung der Milchwerke Oberfranken West an der Backstraße für den Camembert, und weder Milchwerke-Direktor Ludwig Weiß noch der Lendershäuser Betriebsleiter Dieter Hau hätten lange erklären müssen, dass das Geschäft mit dem panierten Camembert brummt.

    Wagen um Wagen werden hereingeschoben, darauf Camembert an Camembert. Binnen weniger Minuten sind sie paniert, frittiert, heruntergekühlt und im Kühlraum bereitgestellt für die Großkunden in ganz Deutschland und gar darüber hinaus. Es sind vier Zahlen, die verdeutlichen, was sich in den vergangenen sechs Jahren getan hat, seitdem in Lendershausen die Milchwerke Oberfranken West mit Sitz in Wiesenfeld bei Coburg Hausherr sind: Bei der Übernahme durch die Coburger lag die Käseproduktion bei 3000 Tonnen im Jahr, jetzt sind es 7000 Tonnen, berichtet Weiß. Mit 37 Mitarbeitern war man zu den Oberfranken gestoßen, heute sind es 125, ergänzt Betriebsleiter Hau.

    Alleine diese Zahlen verdeutlichten die Aussage von Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst: „Sie sind ein wichtiger Betrieb für die Stadt.“ Und deshalb hatte es wohl auch einigermaßen Sorgenfalten gegeben, als Anfang des Jahres bekannt geworden war, dass am Stammsitz Wiesenfeld angebaut werde und damit auch die Backcamembert-Produktion von Lendershausen nach Oberfranken verlegt werde. Befürchtungen, das Ende des Lendershäuser Standorts könnte eingeläutet sein, wurden laut. Unter anderem aus diesem Grund habe man zusammen mit Landrat Rudolf Handwerker sehr schnell das Gespräch mit der Geschäftsleitung der Milchwerke gesucht, erklärte Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst.

    Entwarnung nun von Direktor Weiß vor dem Ratsgremium: Auch wenn in Lendershausen kein Backcamembert mehr produziert wird, werde man die Produktion im Hofheimer Stadtteil nicht verringern, sondern noch ausbauen. „An Schließen war nie gedacht“, so Weiß gegenüber dieser Zeitung. Zumal man auch in jüngster Zeit in Lendershausen viel investiert habe. „Mehr als der Betrieb bei der Übernahme gekostet hat“, wie zuvor Landrat Rudolf Handwerker berichtet hatte.

    Der Grund für die Verlagerung: Die so genannten Convenience-Produkte, wie etwa Backcamembert, boomen weiter. Die Produktionsanlagen müssen erweitert werden, der entsprechende Platz dafür sei in Wiesenfeld vorhanden. Kompensiert werde die Verlagerung durch die Produktion anderer Käsesorten in Lendershausen. So wird etwa Torten-Brie hergestellt, wovon sich beim schweißtreibenden Rundgang in Schutzkleidung die Ratsmitglieder und Vertreter des Landratsamtes überzeugen konnten, sowie neu auch Ofenkäse und natürlich Camembert.

    Auch auf Auswirkungen auf den Mitarbeiterstand in Lendershausen ging Ludwig Weiß auf Nachfrage von Reinhold Giebfried ein: „Bei den Mitarbeitern ändert sich nichts“, so Weiß. Die jetzt ins Auge gefassten Planungen würden auf jeden Fall auch dazu beitragen, den Standort Lendershausen zu sichern – zumindest mittelfristig, so Weiß. Es sei auf jeden Fall so sicherer, „wie so weiterzuwursteln“, denn man wolle mit dem neuen Konzept dann zugleich auch neue Kunden erschließen.

    Dass die Milchwerke nicht nur für die Lieferanten, also die Milchbauern in der Region, von Bedeutung seien, sondern ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor, erläuterte Aufsichtsratsvorsitzender Herbert Baum: Die Molkerei bringe Geld in die Region. Wenn man zum Beispiel beim Auszahlungspreis vier Cent über einer großen anderen Molkerei im Norden den Republik liege, dann bedeute dies, dass den Landwirten so allein 1,4 Millionen Euro mehr für Investitionen zur Verfügung stehen, die dann auch wieder der Region zu Gute kämen.

    Milchwerke Oberfranken

    Seit Jahresbeginn 2004 gehört das Milchwerk in Lendershausen zu den Milchwerken Oberfranken West in Wiesenfeld. Rund 300 Mitarbeiter sind in Wiesenfeld beschäftigt, 125 gehören zum Werk in Lendershausen. Etwa 1,2 Millionen Kilogramm Milch werden täglich in Wiesenfeld verarbeitet, in Lendershausen sind es rund 160 000 Kilogramm am Tag. Etwa 42 000 Tonnen Käse produzieren die Milchwerke Oberfranken West jährlich, davon 7000 Tonnen im Hofheimer Stadtteil. Im vergangenen Jahr machten die „Coburger“ laut Direktor Weiß einen Umsatz von rund 179 Millionen Euro, auf Lendershausen entfielen dabei rund 20 Millionen.

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