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Zeil: "Mit uns leben die Dörfer": Landfrauentag in Zeil am Main

Zeil

"Mit uns leben die Dörfer": Landfrauentag in Zeil am Main

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    Kreisbäuerin Cäcilie Werner (rechts) und ihre Stellvertreterin Petra Grimmer (links) dankten Referent Josef Epp für den berührenden Vortrag zum diesjährigen Landfrauentag.
    Kreisbäuerin Cäcilie Werner (rechts) und ihre Stellvertreterin Petra Grimmer (links) dankten Referent Josef Epp für den berührenden Vortrag zum diesjährigen Landfrauentag. Foto: Christiane Reuther

    An die 250 Frauen sowie zahlreiche Ehrengäste kamen nach zweijähriger Corona-Pause am Dienstagnachmittag zum diesjährigen Landfrauentag nach Zeil am Main in die Turnhalle am Tuchanger. Die Frauen – und auch einige Männer - ließen einen Nachmittag einfach einmal die Seele baumeln, trafen Bekannte, tauschten sich untereinander aus und lauschten gebannt den Worten des Gastredners Josef Epp, der das Motto des Landfrauentages "Mit uns leben die Dörfer" anschaulich reflektierte. Zahlreiche Grußworte von Vertretern aus Politik, Gesellschaft, den beiden Kirchen und Funktionäre des Bauernverbandes rundeten den Landfrauentag ab.

    Die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband (BBV) feiern in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Darauf verwies Kreisbäuerin Cäcilie Werner (Wonfurt). In dieser Zeit wurde laut Werner vieles auf den Weg gebracht. Angefangen vom Erwachsenenbildungswerk über die Gesundheitsoffensive bis hin zur Einführung des Unterrichtsfaches Alltagskompetenz.

    Kritik an bürokratischen Auflagen geäußert

    Werner nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise und fragte: "Wie war es früher auf den Dörfern?". Was früher vermeintlich gut gewesen sei, habe sich im Laufe der Zeit verändert. Der Strukturwandel machte auch vor der Landwirtschaft nicht halt und so mussten Landwirte zum größten Teil ihre Betriebe aufgeben oder sich spezialisieren. Kritik übte Werner an bürokratischen Auflagen und horrenden Betriebskosten, die auch weiterhin zu Betriebsaufgaben zwingen würden. Gerade die Landfrauen wären es aus Sicht der Kreisbäuerin, die das Miteinander in den Dörfern pflegen würden.

    Der Lehrer, Klinikseelsorger und Buchautor Josef Epp reflektierte mit berührenden Worten - teils aus eigener Erfahrung - das Motto des diesjährigen Landfrauentages. Der Referent, der seit 2021 im Ruhestand ist, verwies zunächst auf einen zurückliegenden dreijährigen Krisenmodus, angefangen mit der Pandemie und dem anschließenden Krieg in Europa mit seinen daraus resultierenden Folgen. Krisen würden das Selbstbild, das Zusammenleben und die Sinngrundlagen von Menschen erschüttern. Das demonstrierte Epp anschaulich, indem er ein weißes Blatt Papier mit dem Aufdruck "Leben" zerriss. Deshalb müsse man seiner Meinung nach Ausschau halten nach Strategien, die Orientierung und Halt geben.

    Epp: Auf dörfliche Strukturen ist Verlass

    Das Leben im Dorf bezeichnete Epp aus eigener Erfahrung als äußerst hilfreich. Dies durfte er nach dem frühen Tod seiner Ehefrau und der anschließenden Zeit als alleinerziehender Vater von drei Kindern, eines davon behindert, selbst erfahren. Epp konnte sich in der dörflichen Struktur auf Menschen verlassen, die dafür sorgten, dass das Leben weiterging. Im Dorf sei der unmittelbare Bezug zur Natur, der Lebensmittelproduktion und den Lieferketten noch nachvollziehbar. Mit einer mitgebrachten Sanduhr versinnbildlichte Epp feste Rhythmen und zeitliche Arbeitsabläufe, die im Dorf noch fest verankert wären.

    Der Landfrauenchor löste sich nach über 40 Jahren auf. Kreisbäuerin Cäcilie Werner (rechts) und Stellvertreterin Petra Grimmer (links) dankten stellvertretend den anwesenden Chormitgliedern (ab Zweite von links) Maria Pohli, Sabine Hain und Erika Brochloß.
    Der Landfrauenchor löste sich nach über 40 Jahren auf. Kreisbäuerin Cäcilie Werner (rechts) und Stellvertreterin Petra Grimmer (links) dankten stellvertretend den anwesenden Chormitgliedern (ab Zweite von links) Maria Pohli, Sabine Hain und Erika Brochloß. Foto: Christiane Reuther

    Den Blick in den Spiegel und auf sich selbst bezeichnete Epp als eine der elementaren Säulen, um einen Lebensraum zu finden, wo jeder sein kann, wie er will. Die sozialen Beziehungen und die Verwurzelung mit der Suche nach Räumen für Sinnerfahrungen würden aus Sicht des Referenten auch in Krisenzeiten Halt geben. Der Tod seiner ältesten Tochter 2014 forderte den Gastredner auf intensive Weise heraus, wie er rührend erzählte, und beeinflusste sein Denken und seine Arbeit erheblich.

    Landfrauenchor nach über 40 Jahren aufgelöst

    In den Grußworten, die zahlreich ausgetauscht wurden, war immer wieder zu hören, dass das Leben auf dem Dorf schön sei. Ein großer Dank galt den Landfrauen, die sich als tragende Säulen der Dorfkultur für den ländlichen Raum stark machen würden. Aber auch das momentane Geschehen in der Landwirtschaft wurde thematisiert.

    Die sonst übliche musikalische Umrahmung durch den Landfrauenchor entfiel. Der Chor hatte sich zu Beginn des Jahres nach über 40 Jahren wegen fehlenden Nachwuchses aufgelöst. Dennoch gab es eine Urkunde und ein Blumenpräsent für die drei anwesenden Chormitglieder Maria Pohli, Sabine Hain und Erika Brochloß zum 40-jährigen Bestehen des Chores, das wegen Corona vor zwei Jahren nicht gewürdigt werden konnte. Das gemeinsam gesungene Lied "Wohlauf die Luft geht frisch und rein" beendete den Landfrauentag.

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