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ELTMANN: Musik, die die Jahreszeiten in den treffendsten Farben malt

ELTMANN

Musik, die die Jahreszeiten in den treffendsten Farben malt

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    Blick in die Reihen der Streicher und Sänger.
    Blick in die Reihen der Streicher und Sänger. Foto: Günthter Geiling

    Einen vergnüglichen und zugleich besinnlichen Sommerabend bot die Kantorei Haßberge allen Musikliebhabern in der Pfarrkirche von Eltmann mit dem Oratorium „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn. Zusammen mit dem Symphonischen Orchester Würzburg und drei Vokalsolisten präsentierten sie den Jahreslauf in Farben und Düften, Witterungen und Stimmungen in einer besonderen musikalischen Art, durch die das Oratorium zu einem der beliebtesten Werken der Wiener Klassik geworden ist.

    Nicht die Bibel, sondern die Natur

    Das Publikum war gespannt, wie die Künstler unter Leitung von Dekanatskantor Matthias Göttermann die unterschiedlichen Partien von Frühling, Sommer, Herbst und Winter umsetzen würden. Überraschend für manchen Konzertbesucher, zumal in einer Kirche: Als Textgrundlage des Oratoriums dienen Naturbeschreibungen, und statt kirchlicher Helden werden die „Jahreszeiten, Saat und Ernte, Schäferstündchen oder Weinfeste in den Mittelpunkt gerückt.

    Mit liebevollen, teilweise auch ironischen Schilderungen der Natur- und des Landlebens wird hier nach dem Libretto des adeligen Gottfried van Swieten ein Bild des Umgangs mit der Natur und all ihren Widrigkeiten gezeichnet, das manchmal auch mit einem Gemälde von Brueghel verglichen wird. Haydns Musik ist lebendig, beim Vogelzwitschern, der Jagd, den Herbststürmen und dem Winter könnte man den Eindruck gewinnen, als sei man mitten drin im Laufe der Jahreszeiten.

    Komm, holder Lenz

    Das begann schon bei der Orchestereinleitung, bei der der Winter mit seinem düsterem Moll alsbald dem Frühling mit seinem „Vivace“ Platz machte. Beim berühmten Chor „Komm, holder Lenz“ zeigt sich Haydns geniales Können, mit einfachsten Mitteln die erwachende Natur zu zeichnen. Das 30-köpfige symphonische Orchester aus Würzburg verstand es dabei virtuos, die Solisten und den Chor zu begleiten, aber auch selbst tonmalerisch die Szenen in den Vordergrund zu stellen, für die Haydn mit diesem Stück so bekannt wurde.

    Der Chor, der aus 50 Sängerinnen und Sängern bestand, hatten sich in wochenlangen Proben auf diesen besonderen Auftritt vorbereitet und zeigte dann auch seine besondere Qualität. Im Wechselspiel mit den Solisten bei ihren Rezitativen und Solos wurde dies überdeutlich. Stimmgewaltig und von der guten Akustik der Klenze-Kirche von Eltmann unterstützt, erklang es so „Ehre, Lob und Preis sei dir, ewiger, mächtiger, gütiger Gott“.

    Sopranistin Lisa Rothländer begeisterte mit ihrer klaren Stimme in der Rolle von „Hanne“. Kurzfristig durch Erkrankung des Tenors war Oliver Kringel als „Lukas“ eingesprungen, aber er war mehr als nur eine Ersatzlösung. Mit jungen Jahren schon auf Konzertreisen in Europa, Amerika und Israel unterwegs, gilt Kringel bundesweit als bester Tenor seiner Altersgruppe und dies bestätigte er auch in Eltmann. Dazu kam Tobias Germeshausen als Bass in der Rolle von „Simon“, der mit seiner Artikulation erfreute und auch hohe Passagen sehr gut meisterte.

    Blitz und Donner mit Pauken und Stakkatos

    Die Komposition von Joseph Haydn erwies sich an vielen Stellen als illustrativ und tonmalerisch. So pfiff ein pflügender Bauer bei der Arbeit das bekannte Thema aus Haydns Sinfonie. Ein von einem Jäger geschlossener Vogel fällt auch musikalisch mit einem Schuss herunter oder die Streicher zeichnen die Fließbewegung des Wassers nach dem Text „In heller Flut der Bach“ nach. Beim Sommergewitter machte das Orchester dessen Gefahren mit elementarer Wucht deutlich. Pauken markierten das dumpfe Grollen des Donners, einer plötzlichen Generalpause folgten kurze Akkorde und stürzende Stakkatos der Flöte zeigten den Blitzschlag an.

    Im 3. Teil, dem Herbst, sind Themen wir Ernte, Jagd und Weinlese musikalisch umgesetzt. Der Chor des Landvolks und der Jäger erzählt mit sattem Hörnerklang von der Flucht des Hirsches, dem die Hunde und die Reiter nachsetzen, bis schließlich die „Halali-Rufe“ ertönen. Hanne lenkt mit einem Rezitativ den Blick auf die Welt der Weinbauern, Simon und Lukas schildern die Arbeit am Tag der Weinlese und die Zuhörer werden Zeugen eines Weinfestes, bei dem „aus vollem Hals“ ein Loblied auf den Wein gesungen wird.

    Lange Winternächte in Moll

    Mit viel Moll und Dissonanzen ging es dann über in den Winter, wo nicht nur die langen Notenwerte und das Pianissimo am Schluss die lange Dauer der Nächte aufzeigen. In atemlosen Tempo erzählt Lukas von dem Wanderer, der keine Wege mehr erkennen kann, im tiefen Schnee watet und sich verirrt.

    War das Oratorium bisher in den Naturerscheinungen der Jahreszeiten und dem Landleben verankert, dann kam doch noch etwas von der christlichen Botschaft. Beim Terzett der Solisten mit Chor „Dann bricht der große Morgen an“ verkünden die hell erklingenden Trompeten, dass der traurige Abschied von der Erde für den Menschen nicht die letzte Station ist. Über die irdische Vergänglichkeit triumphiert die Hoffnung auf die Ewigkeit, auf den „großen Morgen“, der jenseits des Grabes anbricht.

    Nachdem die letzten Takte majestätisch und stimmgewaltig verklungen waren, belohnte das Publikum Musiker, Sänger und Dirigent mit lange anhaltendem Applaus.

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