Gleich zwei frischgebackene Handwerksmeister freuen sich derzeit in Unterschleichach über den erfolgreichen Abschluss eines anstrengenden Jahres, das mit dem Meisterbrief gekrönt wurde: Floristin Nadia Summa und Bäcker Stefan Keller. Beide waren Nachbarskinder, auch wenn elf Jahre Altersunterschied zwischen ihnen liegen.
Nadia wurde in eine Gärtnerei hineingeboren. Schon früh interessierte sie sich für Blumen und das, was man damit gestalten kann – eine Ausbildung als Floristin lag nahe. Die absolvierte sie mit hervorragenden Noten. Angesichts ihrer hervorragenden Leistungen wurde sie nach relativ kurzer Berufspraxis als Gesellin an der Meisterschule Straubing aufgenommen. 14 junge Leute aus Deutschland, Österreich und Italien mussten dort ein Jahr lang richtig Gas geben, um im Juli die Meisterprüfung ablegen zu können. „In den Praxiswochen hatten wir den Schlüssel zur Schule und haben oft erst um Mitternacht abgeschlossen“, berichtet Nadia Summa. Große Ausstellungen zu den unterschiedlichsten Themen entstanden in dieser Zeit.
Die ganze Familie war dann in die Vorbereitung der Meisterprüfung eingebunden. Mit einem Brautstrauß und einem Trauerkranz ist es in der Floristenprüfung bei Weitem nicht getan. „Odor naturae“ lautete das Motto der Präsentation, die gestaltet werden musste. Dabei ging es um Düfte, deren Geschichte, Wirkung und optische Umsetzung. Was sich schon in der schriftlichen Arbeit eindrucksvoll liest, musste auch realisiert werden. Nadia säte Sommerblumen aus, besorgte seltene Pflanzen, hegte und pflegte sie. Parallel wurde gesägt, gespachtelt und genäht, um die „Hardware“ für die Präsentation zu schaffen, beispielsweise die Waldbar oder ein orientalisches Himmelbett, das mit überquellender Blütenpracht bepflanzt wurde. Die Anspannung der Vorbereitungszeit hätte eigentlich schon genügt – dann ruinierte der Sturm in der Nacht zum 1. Juli auch noch einen Großteil ihrer Blumen. Der praktische Teil der Meisterprüfung wurde ebenfalls fast vom Winde verweht: „Während wir unsere Stücke bepflanzten, sind uns die Pavillons davon geflogen!“
Moralisch und mit ganzer Kraft wurde sie von ihren Eltern, vom Onkel und der Cousine und sogar aus der Nachbarschaft unterstützt, „sonst wäre das gar nicht zu schaffen und vor allem nicht zu bezahlen gewesen“, so Nadia Summa. Nur kurz holt sie derzeit Luft. Für den Herbst hat sie einen Auftrag für die Messe Köln, außerdem steht eine Weihnachts-Demo auf dem Plan. Mittelfristig plant sie, einen Teil des elterlichen Betriebs zu übernehmen und mit einer Kollegin in die Ausbildung einzusteigen.
Mit Wind hatte Stefan Keller bei seiner praktischen Prüfung nicht zu kämpfen, aber auch bei ihm ging es an die Substanz. Wenige Meter vom Blumenladen entfernt arbeitet er in Unterschleichach in der Backstube bei Weis'n Beck. Auch er war in Straubing an der Meisterschule, doch die Zeit gab es nicht her, dass sich die beiden Unterschleichacher mal zum Eisessen getroffen hätten. 15 Jahre jung war Stefan Keller, als er sich beim damals frisch gebackenen Bäckermeister Lorenz Weis um eine Lehrstelle bewarb – und genommen wurde. Schnell wurde er erste Kraft in der Backstube und rechte Hand des Chefs.
Als der 2008 überraschend früh verstarb, übernahm Keller als Betriebsleiter quasi mit Ausnahmegenehmigung die Leitung der Backstube. „Dass wir jetzt wieder einen Meister haben, ist für unseren Betrieb von großer Bedeutung“, freut sich Chefin Heilwig Peuker über den Meisterbrief von Stefan Keller. Allerdings war es auch für beide Seiten belastend, die drei Blöcke der Meisterausbildung zu managen. Dreieinhalb Wochen dauerte die Ausbilder-Eignungs-Ausbildung, später folgten acht Wochen zum Technischen Fachwirt. Zuletzt verbrachte Keller zwölf Wochen in Straubing zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung.
Anders als die 25-jährige Nadia brachte der 36-Jährige jede Menge Berufspraxis in die Meisterschule mit. „Das hat mir bei der Prüfung sicher geholfen, denn das waren zwei Tage Hardcore-Arbeit“, erzählt er. Verschiedene Brotsorten und Brötchen, Feingebäck, Desserts und eine Torte sowie ein Schaustück aus geflochtenen Zöpfen und ausgeschnittenen Schmuck-Details mussten gefertigt werden. Alles wurde in einem Schaufenster unter dem Motto „Weinfranken – mein Franken“ präsentiert.
Weil jedem Prüfling auch nur ein Ofen zur Verfügung stand, ging es ganz wesentlich um die Organisation der Abläufe – und das Ergebnis musste alle Kriterien erfüllen. Auch Keller erfuhr viel Unterstützung aus seinem Umfeld – vor allem von weiblicher Seite, als es um die Details der Schaufensterpräsentation ging. „Die hab ich eigentlich nicht für so wesentlich gehalten“, gesteht er. Lebensgefährtin Kerstin belehrte ihn eines Besseren.
Eine glatte Eins im praktischen Teil war der Lohn aller Mühen. Wieder daheim, gratulierten Freunde und alle Kollegen, die ihn jedoch sofort wieder in Beschlag nahmen – schließlich war er wochenlang „nur in der Schule“.
Dort gab es nicht nur fachliche Hürden: „Die Dozenten haben schon sehr stark niederbayerisch gesprochen. Ich hab wohl sehr angestrengt geschaut und wurde deshalb oft extra gefragt, ob ich denn alles verstanden hätte!“ Das hat er. Zudem schätzt er, wie intensiv in der Meisterausbildung das Thema Lebensmittelkunde bearbeitet wird. Ein Bäckermeister weiß, was bestimmte Zutaten im Körper bewirken. Welches Enzym wie arbeitet, wie Diabetiker oder Allergiker reagieren. Und was ist sonst geblieben von dem Vierteljahr in Straubing? „Ich grüße mit ,Habe die Ehre‘!“