Der Skandal um schlecht versorgte Tiere im Tierheim in Haßfurt könnte auch für zwei promovierte Tierärztinnen juristische Folgen haben. Am Donnerstag hatte, wie berichtet, der Tierschutzverein Haßfurt Stadt und Land erfolglos vor dem Verwaltungsgericht Würzburg versucht, wieder die Erlaubnis zum Führen eines Tierheims zu bekommen. Im Prozess war auch zur Sprache gekommen, dass zwei Tierärztinnen, die im Auftrag des Tierheims mehrere Hunde untersuchten, ihren Pflichten offenbar nicht sorgsam genug nachgekommen sind. Die Staatsanwaltschaft Bamberg ist eingeschaltet.
Simone Nowak vom Veterinäramt am Landratsamt Haßberge berichtete dem Gericht zum Beispiel vom Hund „Nero“, bei dem das Halsband tief in die Haut eingewachsen war. Diese massive Wunde sei von der Tierärztin im Haßfurter Tierheim entweder nicht bemerkt oder – falls doch – trotzdem nicht behandelt worden. Dabei müsse jeder Tierarzt, der einen Hund impfe, zuvor das Tier genau untersuchen. „Es ist nicht nachzuvollziehen, warum die Tierärztin das verrostete Halsband nicht gesehen hat“, sagte Nowak. Der Hund habe lange Zeit Schmerz und Leid erdulden müssen.
Auch über die Behandlung des Mischlingshunds „Perro“, der einen für das Tier nicht schmerzhaften Tumor, nässende Ekzeme und Arthrose hatte, konnte Nowak vor Gericht nur den Kopf schütteln. Eine der Tierärztinnen habe dem alten Hund keine Schmerzmittel geben wollen, weil solche Medikamente Nebenwirkungen hätten. Stattdessen habe sie dem Tier nur homöophatische Globuli verabreicht. „Es ist schlimm, wie mit einem alten Hund mit Schmerzen umgegangen wurde“, bedauerte Nowak. Die Wirkung von homöophatischen Mitteln sei nicht nachgewiesen, insbesondere nicht bei Tieren. Es sei besser, einen alten Hund, der vielleicht nur noch ein oder zwei Jahre zu leben habe, schmerzfrei zu machen, statt auf mögliche Nebenwirkungen zu schauen.
Wie Oberregierungsrat Thomas Albert vom Landratsamt Haßberge bestätigte, waren nach dem Bekanntwerden des Haßfurter Tierheim-Skandals die beiden Tierärztinnen ins Visier des Veterinäramtes geraten. Man habe die gesammelten Vorwürfe gegen diese der Staatsanwaltschaft Bamberg vorgelegt.
Nach Abschluss der Polizeiermittlungen gegen die Tierärztinnen habe die Staatsanwaltschaft Bamberg aber keine Straftaten feststellen können, sagte am Freitag der Leitende Oberstaatsanwalt, Bardo Backert. Das Verfahren sei deshalb eingestellt worden. Das Landratsamt könne nun in eigener Zuständigkeit prüfen, ob zumindest Ordnungswidrigkeiten im Raum stünden und diese dann ahnden.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass das Landratsamt Haßberge sich damit nicht zufrieden geben wird. Es seien inzwischen neue Tatsachen bekannt geworden, denen die Polizei noch nicht nachgegangen sei. „Wir sind der Meinung, dass beide Tierärztinnen noch belangt werden müssen“, sagte Nowak weiter im Prozess vor dem Verwaltungsgericht. Das Landratsamt werde in Kürze neue Unterlagen bei der Staatsanwaltschaft Bamberg einreichen.