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GOSSMANNSDORF: Nicht jede Kirche mit einer Mauer ist eine Kirchenburg

GOSSMANNSDORF

Nicht jede Kirche mit einer Mauer ist eine Kirchenburg

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    Joachim Zeune und seine Zuhörer an der Ringmauer der ehemaligen Kirchenburg Goßmannsdorf.
    Joachim Zeune und seine Zuhörer an der Ringmauer der ehemaligen Kirchenburg Goßmannsdorf. Foto: Foto: W. Jäger

    Kirchenburgen und Wehrkirchen sind nicht so alt wie gemeinhin oft gedacht. Es sind keine Gebäude des Hochmittelalters. Sie entstanden frühestens im Spätmittelalter aus Angst der Menschen vor Hussiteneinfällen, Türkenkriegen und Begehrlichkeiten von Markgrafen. So der Wortlaut einer Pressemitteilung des Historischen Vereins Landkreis Haßberge.

    Der Unterschied zwischen einer Kirchenburg und einer Wehrkirche besteht darin, dass bei einer Wehrkirche nur die Kirche selbst befestigt ist, während eine Kirchenburg einen ummauerten wehrhaften Raum umfasst, der auch tatsächlich verteidigt werden konnte. Daher ist nicht jede Kirche mit einer Mauer gleich eine Kirchenburg, wenn zum Beispiel die Mauer nur dazu diente, den Kirchhof einzufrieden und Türme den Schutz der Kirche nur symbolisierten.

    Goßmannsdorf hat eine ehemalige Kirchenburg zu bieten, die wohl aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts stammt. Deshalb hielt Dr. Joachim Zeune dort auf Einladung von „Kunststück“, dem Kulturprojekt des Landkreises Haßberge, einen Vortrag zum Thema „Gottes Burgen – Kirchen und Wehrkirchen in Franken“.

    Vor dem Vortrag im Sportheim des TSV Goßmannsdorf führte Zeune die Teilnehmer um die ehemalige Kirchenburg und wies auf ihre frühere Struktur hin. Die heutigen Mauern waren damals wohl drei bis vier Meter höher und enthielten Schießscharten von der Art, wie sie in der Spolie an der Nord-West-Mauer erhalten geblieben sind. Hinter den Mauern befand sich ein 1,20 Meter breiter Wehrgang, von dem aus die Kirchenburg verteidigt werden konnte. Unterbrochen war die Mauer von eckigen Flankierungstürmen, von denen noch heute im Norden, Westen und Süden vier Reste zu sehen sind. An der Mauer selbst ist deren Bauweise noch klar zu erkennen. Da sie aus Bruchsteinmauerwerk besteht, musste sie etappenweise aufgerichtet werden, um stabil zu sein, was man heute noch alle paar Höhenmeter an horizontalen Abgleichschichten erkennen kann.

    Am Tor der ehemaligen Kirchenburg wies Zeune auf einen Pfannenstein für den Drehbalken des Tores und einen zugemauerten Riegelbalkenkanal hin, und er zeigte Baureste des abgebrochenen Torturms. Am nordwestlichen Mauerteil wies er auf eine falsch herum eingebaute Schießscharten-Spolie aus dem Jahr 1420 hin. Und an der Westmauer bedauerte er den starken Efeubewuchs, der die Mauer auf Dauer genau so zerstören werde wie die Bäume, die direkt an der Mauer stehen.

    Die ehemalige Kirchenburg von Goßmannsdorf besitzt noch heute umfangreiche Kelleranlagen. Die heute von außen zugänglichen Keller waren früher nur vom inneren Kirchhof aus zugänglich. Spuren dieser Zugänge von oben sind laut Reiner Saam in einigen Kellern heute noch zu sehen. Die Keller erweiterten den Stauraum der Gaden, die sich über ihnen und rings an die Innenseite der polygonalen Mauer reihten. Dies ist heute noch an der berühmten Kirchenburg in Ostheim v. d. Rhön zu sehen. Denn hinter den schützenden Mauern befanden sich Gaden. In denen konnten die Bewohner Vorräte lagern, um sie zu retten, wenn der Ort überfallen wurde.

    Beim reich bebilderten Vortrag im Sportheim ging Joachim Zeune auf weitere Kirchenburgen ein und wies unter anderem auf viele Zitate in der Bibel hin. Die stünden dafür, dass Kirchenburgen zur friedlichen Botschaft des Christentums nicht im Widerspruch stünden.

    Kirchenburgen und Wehrkirchen gibt es im Landkreis Haßberge auch in Aidhausen, Gemeinfeld, Junkersdorf (bei Hofheim), Knetzgau, Mechenried, Nassach, Pfarrweisach, Prappach und Rügheim.

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