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Nichts für Grobmotoriker

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Nichts für Grobmotoriker

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    Für Goldschmiedemeisterin Katja Buhlheller ist das Goldschmieden eine
Lebenseinstellung und nicht nur ein schöner Beruf.
    Für Goldschmiedemeisterin Katja Buhlheller ist das Goldschmieden eine Lebenseinstellung und nicht nur ein schöner Beruf. Foto: FOTO T. GEILING

    hassfurt (tog) Der Mai steht vor der Tür. Viele Brautpaare werden in den kommenden Wochen sich das Ja-Wort geben und sich gegenseitig einen Ring an den Finger stecken. Als Symbol für die lebenslange Verbindung will das Schmuckstück sorgfältig ausgesucht sein. Die Goldschmiede Buhlheller in Haßfurt fertigt nicht nur Eheringe nach individuellen Vorstellungen, dort dürfen Braut und Bräutigam sogar selbst Hand anlegen.

    Hinter den dicken Mauern am Haßfurter Marktplatz 1 klopft und hämmert es. Doch es ist kein vergessener Zecher, der aus der ehemaligen Ausnüchterungszelle zu entkommen sucht. An der Werkbank der Goldschmiede steht ein junges Pärchen, das in den kommenden Wochen den Bund fürs Leben schließt. Da dies ein einmaliges Erlebnis sein soll, haben sie sich entschlossen, ihre Eheringe selbst zu schmieden.

    Und so feilt die zierliche junge Frau zaghaft am Ring ihres künftigen Gatten, während er zielstrebig ihr Schmuckstück etwas weitet - alles unter den Augen von Goldschmiedemeisterin Katja Buhlheller, "denn das Schmieden von Gold, Silber oder Platin lässt sich natürlich nicht in vier Stunden lernen." Fast vier Jahre ging die junge Frau für ihren Traumberuf in die Lehre. Davor hatte Katja Buhlheller als Sekretärin gearbeitet, "aber ich wollte eigenständig sein und am Ende des Tages ein Ergebnis sehen." Deshalb entschloss sie sich, mit 23 Jahren noch einmal eine Ausbildung zu beginnen - "und ich habe es keinen Tag bereut", auch wenn die Zeit anstrengend war, ist doch das Goldschmieden eine Lebenseinstellung.

    "Selbstverwirklichung" ist das Wort, das in den leuchtenden Augen von Katja Buhlheller mitschwingt, wenn sie über ihr Handwerk spricht, das sich über die Jahrhunderte nur wenig verändert hat und so unglaublich vielseitig ist. Noch immer ist es vor allem das Fingerspitzengefühl, mit dem der Goldschmied im wahrsten Sinne des Wortes brillante Ideen verwirklichen kann - allerdings gehört viel Geduld und Vorstellungsvermögen dazu. Deshalb sollten hektische Menschen und Grobmotoriker lieber die Finger davon lassen.

    Zeichnerisches Talent ist genauso unabdingbar wie die Grundlagen der Metallbearbeitung sowie chemische und physikalische Kenntnisse der Werkstoffe. Schließlich schmilzt ein Goldschmied auch sein Material selbst, gibt ihm eine Urform, schmiedet und glüht, biegt und schleift es, bevor die entstandenen Kunst- und Schmuckstücke poliert oder mattiert werden.

    Am liebsten werkelt Katja Buhlheller mit 750er Gelbgold. "Das lässt sich am schönsten verarbeiten", wenn sie es sich aussuchen kann, dann zu Ringen, die das älteste Schmuckstück der Menschheit sind. Ursprünglich waren sie ein wichtiges Indiz für Ansehen und Reichtum und in ihrer Gestaltung einem strengen Reglement unterworfen.

    Heute ist erlaubt, was gefällt. Und das sind, hört man auf die Trendsetter, in dieser Saison Krabbenfassungen mit bunten Steinen wie Topas, Granat oder Amethyst. Die unterschiedlichsten Ausführungen in verschiedensten Preisklassen glitzern und glänzen bei Katja Buhlheller im Sonnenlicht. Ihre Werkstoffe für die Arbeit sowie Ringe, Ketten und Ohrringe lagern in einem grauen Tresor hinter den dicken Mauern der Ausnüchterungszelle. Einen Teil der fertigen Kunststücke stellt sie abwechselnd in den Schaufenstern aus.

    Es gibt nicht viele, die sich dem Bann der edlen Schmuckstücke entziehen können. Die Ringe, Ohrringe und Ketten faszinieren mit ihrem Glanz, der durch Perlen und (Halb-) Edelsteine noch verstärkt wird. Zu 90 Prozent sind Katja Buhlhellers Kunden weiblich. "Es ist schade", findet sie, "dass sich Männer so wenig schmücken."

    Bevor die 29-Jährige im Oktober vergangenen Jahres ihre Goldschmiede am Haßfurter Marktplatz eröffnete, hatte sie mit 30 anderen Gesellen die Meisterschule in Pforzheim besucht. Nur wenige davon haben sich sofort wie Katja Buhlheller selbstständig gemacht. "Ich musste es einfach versuchen", sagt sie und weiß, dass es der richtige Weg war: "Es läuft gut",

    Darüber freuten sich auch Bürgermeister Rudi Eck und Bundestagsabgeordnete Dorothee Mantel vor kurzem bei einem Besuch, hat es doch der Einzelhandel in den Innenstädten derzeit schwer. "Das war eine mutige Entscheidung", meinte die Abgeordnete. Die Stadt half, indem sie die Räumlichkeiten am alten Rathaus an die kreative Existenzgründerin verpachtete.

    Rund 60 Prozent der Stücke in der Goldschmiede stammen aus der eigenen Werkstatt. "Derzeit sind es etwas weniger, da ich viele Umarbeitungen und Reparaturen zu machen habe." Außerdem bereitet sie gerade ihre erste Ausstellung vor, die am 24. April von 12 bis 17 Uhr am Haßfurter Frühlingsmarkt in der Rathaushalle zu sehen sein wird.

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