Wenn der Fünf-Liter-Motor eines amerikanischen Straßenkreuzers vor sich hin wummert, ein Jaguar E-Type seine 300 PS aufheulen lässt oder es einfach nach Benzin riecht, dann sind Jens Fritscher und Steffen Hesse aus Hofheim in ihrer Welt. Die Freunde eint eine Eigenschaft: Beide haben Benzin im Blut.
Seit über 20 Jahren sind sie nach eigener Aussage „Auto-infiziert“. Vor drei Jahren machten sie ihre Leidenschaft zum (Teil-)Beruf und gründeten die Firma „HOH-Motor?s Garage, Youngtimer & Oldscool Vehicles“. Ein passendes Ambiente für ihre Fahrzeuge fanden sie in zwei alten Lagerhallen des ehemaligen Landmaschinengeschäfts Löblein in der Rügheimer Straße. Dort stellen sie nicht nur Oldtimer ab dem Baujahr 1900, alte Bulldogs und Motorräder zum Verkauf aus. Sie vermieten Oldtimer oder eine Stretch-Limousine auch, beispielsweise für Hochzeiten. Außerdem vermieten sie Unterstellplätze für Oldtimer auf ihrem Betriebsgelände.
Der 43-jährige Steffen Hesse ist verantwortlich für die Vermietung und Beratung und erstellt auch Wertgutachten für Oldtimer. Der 46-jährige Jens Fritscher ist für den Ein- und Verkauf zuständig.
Die Fahrzeuge bezieht die Firma aus Deutschland, Polen, Tschechien oder den USA, etwa einen „Pagode-Mercedes, der über den Atlantik per Schiff nach Amsterdam geliefert wurde, wo ihn die beiden Auto-Liebhaber abholten. Der Verkauf wird meist über das Internet abgewickelt. Fritscher verkauft aber auch Fahrzeuge in Kommission, die Kunden bei ihm abgeben und die er für sie verkauft.
Das älteste „Schätzchen“ der Autofreunde ist ein Opel-Rennwagen, der um das Jahr 1907 herum gebaut wurde. Der Motor und der Rahmen sind aus Eisen, der Rest, wie die Sitzbank, aus Holz gefertigt. Bei 1186 Kubikzentimetern Hubraum bringt es der Wagen auf 22 PS und rund 130 Stundenkilometer. Ein baugleiches Modell startete 1907 beim legendären Kaiserpreisrennen im Taunus, bei dem allerdings unter den Augen des deutschen Regenten Wilhelm II ein italienischer Fiat siegte. Carl Jörns auf Opel verteidigte damals als Dritter die Ehre der Gastgeber.
Hesse kaufte den antiken Opel im Jahr 2005. Er lagerte in Einzelteilen in einer Scheune bei Haßfurt. Ursprünglich war das Auto kein Renn-, sondern ein Lieferwagen, der von der Firma SKF in Schweinfurt im Zweiten Weltkrieg für die Flak-Verteidigung eingesetzt wurde. Hesse baute aus dem ursprünglichen Lieferwagen einen Rennwagen. Es ist das älteste ausgestellte Fahrzeug und unverkäuflich.
Weitere Kuriositäten stehen in der alten Lagerhalle, die die Firmeninhaber zur Eventhalle umgebaut haben. Etwa eine ausgediente Stretch-Limousine, von der die Autobastler das Dach abgeschnitten und zur Sitzcouch mit Tisch umfunktioniert haben. Oder ein Mercedes-Oldtimer mit Flügeltüren und alte Tanksäulen.
Auch wenn die Geschäfte laufen – ihre Berufe haben beide nicht an den Nagel gehängt. Fritscher arbeitet in der Fränkischen in Königsberg. Hesse ist Betriebsleiter einer Bäckerei. Ihr Herz jedoch haben sie an die Oldies verloren.