Ein Jahr ist es her, dass die Sparkassen Schweinfurt und Ostunterfranken zur Sparkasse Schweinfurt-Haßberge fusionierten. Eigentlich hätte der Bericht über den aktuellen Stand der Zusammenführung im Kreistag ein eher unspektakulärer und langweiliger Tagesordnungspunkt werden können; wäre da nicht der Fusionskritiker Rainer Gottwald. Der hatte im vergangenen Jahr immer wieder vorgerechnet, dass der Zusammenschluss aus seiner Sicht eine wirtschaftliche Fehlentscheidung sei, und sogar ein Bürgerbegehren gegen die Sparkassenfusion angestrebt. So bemühte sich Sparkassen-Vorsitzender Peter Schleich in seinem Vortrag vor allem, die Vorwürfe Gottwalds zu entkräften.
So kam Schleich bei seinem Sachstandsbericht schon nach sehr kurzer Zeit zum Fazit: "Wir sind auf einem guten Weg, es gibt eine hohe Arbeitsbelastung und es gibt noch Optimierungsbedarf in Teilbereichen." Nach diesen Kernaussagen ging es dem Sparkassenchef vor allem darum, Gottwalds Kritik zu entkräften. So zitierte er nacheinander mehrere Behauptungen des Sparkassenkritikers und gab eine Antwort darauf.
"Beide Sparkassen haben sich in 2017 in einem schwierigen Marktumfeld positiv entwickelt"
Peter Schleich, Vorstandsvorsitzender
Auf Gottwalds Vorwurf, die Stadt Königsberg und der Landkreis Haßberge hätten durch die Fusion Geld verschenkt, entgegnete Schleich: "Verschenken und Nicht-Ausschüttung sind zu unterscheiden." Zudem betonte er: "Die Entscheidung über die Verwendung des Jahresüberschusses trifft der Verwaltungsrat." Auch Gottwalds Aussage, die Schweinfurter Sparkasse habe vor der Fusion schlecht dagestanden und werde nun auf Kosten der Sparkassenkunden aus dem Landkreis Haßberge gerettet, wollte Schleich nicht so stehenlassen. "Beide Sparkassen haben sich in 2017 in einem schwierigen Marktumfeld positiv entwickelt", sagte er.

Schleich sprach davon, wie leicht sich Gerüchte verselbstständigen können. "Ich habe keine Lust, mich mit einem Unternehmen zu verbinden, das kurz vor der Sanierung steht", bekräftigte er. Schleich war vor der Fusion Chef der Haßfurter Sparkasse. Mit dem Zusammenschluss wurde zunächst der Schweinfurter Sparkassenvorsitzende Johannes Rieger zum Vorsitzenden der neuen Gesamtsparkasse, doch schon nach wenigen Monaten ging dieser in den Ruhestand und Schleich wurde sein Nachfolger.
"Beide Sparkassen haben eine geordnete Risikolage und profitieren durch den Zusammenschluss", sagte Schleich im Kreistag. "Die Fusion ist eine zukunftsgerichtete Entscheidung." Auch dem Vorwurf einer bewussten Verschleierung des Bruttogewinns der Sparkasse widersprach der Bank-Vorsitzende ebenso wie Gottwalds Behauptung, der Jahresabschluss 2017 der Sparkasse Ostunterfranken sei "unrichtig und damit unwirksam". Der Abschluss sei gewissenhaft erstellt und von mehreren unabhängigen Stellen geprüft worden.
So viele Stellen unter einer Decke?
"Die Behauptungen von Dr. Gottwald wurden ebenfalls von der Regierung von Unterfranken als Aufsichtsbehörde der Sparkasse als haltlos zurückgewiesen", sagte Schleich. Er zeigte den Kreisräten auch den dicken Aktenberg des Jahresabschlusses und betonte, es sei doch recht unglaubwürdig, dass so viele Stellen unter einer Decke stecken und an einer Vertuschung mitwirken.
Schließlich meldete sich Steffen Vogel zu Wort. "Ich finde es unerträglich, dass jemand aus Landsberg am Lech hier immer für Unruhe sorgt", sagte der Landtagsabgeordnete und Kreisrat und warf Gottwald vor, einen "privaten Feldzug" zu führen.
Klage vor dem Verwaltungsgericht
Die Durchführung eines Bürgerentscheids über eine Rückabwicklung der Sparkassenfusion hatte der Königsberger Stadtrat im Mai abgelehnt. Gottwald hatte gegen diesen Beschluss Klage vor dem Verwaltungsgericht eingelegt, bisher ist darüber allerdings nicht entschieden. Bereits vor längerer Zeit hatte der Sparkassenkritiker den Vorstandsmitgliedern geraten, keine Entscheidungen zu treffen, die den Vollzug der Fusion weiter vorantreiben – sonst müsse das alles unter Umständen bald wieder rückgängig gemacht werden. "Hätten wir auf Gottwald gehört, hätten wir jetzt keine Organisation", entgegnete Schleich vor dem Kreistag.