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HOFHEIM: Prima Klima für Bakterien

HOFHEIM

Prima Klima für Bakterien

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    In der Hofheimer Kläranlage werden im leeren Belebungsbecken derzeit neue Belüftungsmatten installiert.
    In der Hofheimer Kläranlage werden im leeren Belebungsbecken derzeit neue Belüftungsmatten installiert. Foto: FOTO Klaus Gimmler

    Betritt man die Hofheimer Kläranlage durch den Hauptzugang, sind auf der linken Seite drei große Belebungsbecken zu sehen. In diese Becken gelangt das verunreinigte Abwasser, nachdem mit einer Rechenanlage und einem Fettabscheider in einem ersten groben Reinigungsgang das Dicke vom Dünnen getrennt worden ist. Bislang drehte in den Becken ein großer Läuferarm seine Runden und sorgte dafür, dass über ein System von Belüfterplatten am Boden des Klärbeckens das verunreinigte Wasser belüftet wird und in Bewegung ist.

    Dieses Verfahren ist überholt, denn es gibt laut Nath inzwischen Systeme, die sich als effizienter erwiesen haben. Zumal auch bei der Hofheimer Kläranlage akuter Handlungsbedarf bestand: Denn die alten Belüftungsplatten am Grund der großen Klärbecken funktionierten nicht mehr. Dort hat sich Casein (Bestandteil des Milch-Eiweiß) abgelagert und beeinträchtigt die Funktion der Platten. Selbst Schrubben hat nur noch wenig geholfen.

    Daher wird derzeit das ganze System unter Regie von Südwasser modernisiert. Der sich drehende Läuferarm wird stillgelegt. Er dient künftig nur noch als Montagearm, also eine Art Brücke, um zum Mittelturm im Klärbecken zu kommen. Dort werden Leitungen angebracht, die Luft über ein verzweigtes System von Belüftungsplatten auf den Grund des Beckens pumpen. Zudem sorgt ein im Becken installiertes Rührwerk mit einem zweieinhalb Meter großen Propeller für eine ständige Bewegung des Wassers.

    Diese Bewegung ist notwendig, damit Bakterien die im Wasser enthaltenen Stickstoffe, Kohlenstoffe und Phosphate biologisch bekämpfen können. „Denn sonst würden die Bakterien auf den Boden sinken und könnten so nicht effizient reinigen“, erklärt Nath.

    „Allerdings müssen wir die Bakterien auch mal stressen“, so Nath weiter. „Das tun wir, indem wir ihnen Sauerstoff entziehen.“ Dann wird die Belüftungsanlage ausgeschaltet. Die Folge ist, dass die Bakterien die eingelagerten Phosphate wieder ins Klärwasser abgeben, was erst einmal kontraproduktiv ist. Wenn dann aber wieder Sauerstoff zugegeben wird, nehmen die Bakterien laut Nath noch mehr Phosphate als vorher auf.

    Um da die richtige Mischung zwischen Sauerstoffgabe und -entzug zu finden, werden zusätzlich Regler in die Becken eingebaut, welche die Belüftung anhand von Online-Messwerten automatisch steuern. Auch so lasse sich laut Nath die Kläranlage effizienter und kostensparsamer führen. Zudem erhält die Stadt 40 000 Euro über die Abwasserabgabe zurück. Der Staat belohnt nämlich Investitionen in die Kläranlagen, welche die Ablaufwerte nachhaltig verbessern und so positiv zum Gewässerschutz beitragen.

    Bauherr des neuen Klärsystems ist die Südwasser GmbH. Bei der Verlängerung des Vertrages mit der Firma im Frühjahr dieses Jahres wurde vereinbart, dass diese Optimierungsmaßnahmen von Südwasser übernommen werden. Die Firma wird dies der Stadt Hofheim aber im Lauf von fünf Jahren wieder in Rechnung stellen. So lange nämlich läuft der Vertrag der beiden Partner, die im Jahr 2007 erstmals zusammengefunden haben.

    Damals hatte die Stadt Hofheim als erste Kommune im Landkreis Haßberge und als zweite Kommune in Unterfranken die Betriebsführung der Kläranlagen in Hofheim und Rügheim an diese Firma abgegeben – zunächst für zwei Jahre. „Wir profitieren vom großen Know-How der Firma“, so Bürgermeister Wolfgang Borst, denn Südwasser betreut über 60 Kläranlagen in Bayern.

    Hat diese Investition Auswirkungen auf die Gebühren? Dies verneint Borst, denn die Kosten für die Investition werden über fünf Jahre verteilt, so dass jährlich nur ein geringer Anteil anfällt, für den im Haushalt noch Spielraum ist. Zudem sind auch Einsparungen durch die verbesserte Technik zu erwarten.

    Daten & Fakten

    Südwasser GmbH Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter vom Energiedienstleister E.ON Bayern. Der Vertrag über die Betriebsführung mit der Stadt Hofheim sieht vor, dass die beiden Hofheimer Kläranlagen nach wie vor im Eigentum der Stadt bleiben. Auch das Personal ist weiterhin bei der Stadt Hofheim angestellt. Der Vertrag beinhaltet Ingenieur- und Verwaltungsdienstleistungen und alles, was mit einer ordnungsgemäßen Betriebsführung zu tun hat.

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