Die Rentnerpartei Deutschland (RPD) hatte in jüngster Zeit einige Rückschläge zu verkraften. Es gab bayernweit viele Parteiaustritte und einen Streit über den richtigen Kurs. Daher wurden kurzfristig Neuwahlen des Landesvorstands erforderlich. Mit Roland und Bernhard Geisel wurden dabei zwei Königsberger in den Landesvorstand gewählt. Beide kommen aus dem Stadtteil Hofstetten. Roland Geisel ist stellvertretender Landesvorsitzender und dessen Sohn Bernhard Geisel Beisitzer und Beauftragter für die Jugendarbeit. Wir sprachen mit Roland Geisel (61) über die Ziele der Rentnerpartei.
Frage: Herr Geisel, ihr Sohn ist im Landesvorstand der Rentnerpartei zum Jugendbeauftragten gewählt. Da stutzt man zunächst ein bisschen. Wo beginnt die Jugend bei den Rentnern? Sind das die unter 60-Jährigen?
Roland Geisel: Nein, wir sind eine Partei für jung und alt. Auch die Jugend wird mal zu Rentnern. Mein Sohn ist 41 und erwerbstätig. Er ist bayernweiter Ansprechpartner für die jüngeren Generationen. Unser jüngstes Mitglied in Bayern ist übrigens weiblich und gerade mal 30.
Wie viele Mitglieder haben sie denn in Bayern?
Geisel: Noch rund 600 Mitglieder. Wir waren mal mehr, in der jüngsten Zeit hat sich aber die Spreu vom Weizen getrennt.
In Pressemitteilung der Rentnerpartei ist von menschlichen Enttäuschungen die Rede, die eine Ergänzungswahl nötig gemacht hat? Was waren das für Enttäuschungen?
Geisel: Wir sind auf bestem Wege hin zu einer echten Volksbewegung. Und die ist im Wandel. Es gibt uns in Bayern erst seit knapp einem Jahr, da gibt es natürlich Anfangsschwierigkeiten. Es gab Leute bei uns, die ihr eigenes Süppchen kochen wollten. Das geht natürlich nicht, da sind Querelen vorprogrammiert. Aber Gott sei dank ist alles bereinigt und wir können wieder zur Tagesordnung übergehen.
Gab es Streit um den Kurs der Partei? Wo steht die Rentnerpartei im Parteienspektrum?
Geisel: Wir sehen uns weder rechts noch links, es geht uns um Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Dies ist ein Thema, was alle angeht. Es ist richtig, es gab bei uns auch Leute, die den Rechten nahe standen und solche aus dem linksextremen Spektrum. Die haben die Partei aber mittlerweile verlassen. Das war ein Selbstreinigungsprozess. Wir setzen uns für die Rentner ein, aber auch für die Arbeitnehmer, Arbeitslose, Arme, Kranke. In anderen politischen Fragen wie beispielsweise der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan sind wir noch nicht so weit. Meine persönliche Meinung zählt da nicht. Da muss erst noch eine Meinungsbildung insgesamt in der Partei stattfinden.
Was sind ihre Ziele? Nehmen die Rentner an der Europawahl, an der Bundestagswahl teil?
Geisel: Wir wollen zur Europawahl antreten, schon alleine um unseren Bekanntheitsgrad zu steigern. Wir glauben, dass wir das organisatorisch hinbekommen. Wir brauchen dazu in ganz Deutschland 4000 Unterstützerunterschriften. Die müssten und werden wir bekommen. Auch der Antritt zur Bundestagswahl ist geplant, wobei ich der Meinung bin, wir müssen dies nicht um jeden Preis. Wenn wir bis dahin personell und organisatorisch dazu noch nicht in der Lage sind, dann sollten wir das besser lassen.
Was will die Rentnerpartei konkret erreichen? Können Sie dies in kurzen Stichworten sagen?
Geisel: Auf einen kurzen Nenner gebracht sind es drei Schwerpunkte: Die sofortige Revision der Rentengesetzgebung. Wir möchten das Schweizer Modell, bei dem alle Erwerbstätigen einzahlen müssen, vom Generaldirektor bis zum Straßenkehrer, auch die Beamten. Dann ebenfalls die sofortige Reform der Kranken- und Pflegeversicherung. Hier wollen wir ebenfalls erreichen, dass alle Erwerbstätigen – ohne Ausnahmen – in einen Topf einzahlen. Mit einem Beitragssatz von höchsten zehn Prozent stünde genug Geld zur Verfügung, um sämtliche Kosten im Gesundheitswesen auf Dauer zu bezahlen. Wir wollen beispielsweise auch erreichen, dass das sogenannte Sterbegeld wieder eingeführt wird. Und eine grundlegende Reform des Bildungswesens mit absoluter Chancengleichheit für arm und reich. Am Ende muss herauskommen, dass jedem Schulabgänger ein Ausbildungsplatz garantiert werden kann.
Im Blickpunkt
Landesvorstand der Rentnerpartei Vorsitzender der Rentnerpartei ist Umberto Wöhrle aus Augsburg. Neben Roland und Bernhard Geisel sind noch weitere Unterfranken im Landesvorstand vertreten. Zweiter Stellvertreter und Behindertenbeauftragter ist Karl Wiesler aus Hammelburg. Geschäftsführer ist Klaus Back aus Hammelburg. Erster Beisitzer ist Wolfgang Pfister aus Kitzingen. Roland Geisel ist unter Tel. (0 95 25) 98 15 78 zu erreichen.