Es ist eine jener Geschichten, die am Ende nur strahlende Gesichter kennt, die vergessen lässt, dass der Weg dorthin steinig und mühevoll war, und dass etliche Male der Mut des Tätigen gefordert war.
Viel Herzblut und eine Vision vom Ganzen, vom Fertigen waren ebenso nötig. Kurzum: Die Sanierung des alten Torhauses in Nassach war kein Projekt für Angsthasen und Verzagte.
Doch es hat sich gelohnt, stellt Besitzer Christian Then-Eck fest. Es ist zugleich das wohl größte Kompliment, das er sich selbst aussprechen kann.
Das frisch sanierte Torhaus steht als letztes Gebäude am nordwestlichen Rand der Ortschaft am Fuß der Haßberge. Die Straße, über die es gebaut ist, führt mitten durch die Flur nach Birnfeld.
Die Denkmalliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege führt das historische Gebäude als eingeschossigen Satteldachbau aus dem 17./18. Jahrhundert, errichtet aus Fachwerk und Sandsteinquadern.
Heute stellt es wieder einen Blickfang dar – für Wanderer, die auf einem der vier Wanderwege, die durch das Haus führen, unterwegs sind, aber auch für Einheimische. „Wir haben schon viel Lob erhalten“, sagt der Besitzer.
Er kennt das alte Haus in Nassach sein Leben lang. Es ist das Elternhaus seiner Oma Gerlinde Hofmann, die bis zum Jahr 1976 dort gewohnt hat. Damals zog sie nach Aidhausen. Ihre Eltern Maria und Gustav Arnold wohnten zunächst weiter im alten Torhaus in Nassach, das Gerlinde Hofmanns Urgroßvater Ende des 19. Jahrhunderts erworben hatte, bis ihre Tochter sie zu sich nach Aidhausen holte.
Gerlinde Hofmann ist heilfroh, dass ihr Enkel Christian Then-Eck und dessen Ehefrau Saskia Eck das Torhaus übernommen und saniert haben, um dort eine Ferienwohnung und ein Ferien-Appartement einzurichten. „Ich hätte das Haus nicht verkaufen können“, sagt die Oma. Ihr Mann hat Haus und Anwesen, auf dem auch zwei Scheunen und ein großer Garten sind, in den vergangenen rund 20 Jahren immer gepflegt und erhalten. Das Haus stand in dieser Zeit größtenteils leer und war nur sporadisch vermietet und bewohnt.
Auch ihr Enkel hatte in dem Haus mit 16, 17 Jahren etwa ein Jahr lang gewohnt. Der 32-Jährige kannte es also in- und auswendig („es roch überall muffig und es war feucht“), als ihm die Idee kam, es wiederherzurichten.
Er wusste, auf was er sich einlässt, als er im März 2015 Behörden und Ämtern vor Ort seine Sanierungspläne vorstellte. Die Resonanz war positiv, schildert der Bauherr. Die Unterstützung und Zusammenarbeit mit allen Beteiligten sei von Anfang an gut gewesen, sagt er.
Dies zahlte sich auch aus: Das Landesamt für Denkmalpflege, die Unterfränkische Kulturstiftung, die Bayerische Landesstiftung, das Amt für ländliche Entwicklung und die Gemeinde Aidhausen förderten die Sanierung mit Zuschüssen.
Ohne diese wäre die Sanierung kaum vorstellbar gewesen. Denn allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, das ist dem Bauherrn völlig klar gewesen, hätte er eine solche Denkmalsanierung nicht beginnen dürfen.
Doch so ließ er sich von der maroden Bausubstanz nicht abschrecken. Ende 2015 legte er los. Sieben Wochen brauchte er allein, um mit Spaten und Schaufel den Fußboden für den Einbau des Estrichs und der Fußbodenheizung 60 Zentimeter tief auszukoffern; dort hatten die Bodendielen bislang auf blankem Erdboden gelegen. Die Schwellbalken, auf denen die Fachwerkaußenwand sitzt, waren morsch und wurden ersetzt. Zwei Monate dauerte es, das Dach zu erneuern, mit Biberschwanzziegeln zu decken und acht Gauben einzubauen. Dass sämtliche Leitungen im Haus – für Strom, Wasser, Kanal – neu verlegt wurden, überrascht nicht.
Unerwartet offen und modern präsentiert sich dagegen die 120 Quadratmeter große Ferienwohnung, die den Großteil des Torhauses einnimmt.
Die freigelegten, jahrhundertealten Eichenbalken, der bis in den sichtbaren Spitzboden hinauf offene Wohnbereich, ein Glassteg, der Schlafzimmer und Badezimmer im Obergeschoss verbindet, die Treppe aus Stahl, ein Kamin mit Sichtfenster im Wohn- Essbereich, ein schwenkbarer Flachbildfernseher . . . historisches Ambiente und Moderne verschmelzen in dem Haus.
Then-Eck hat alles so planen lassen, dass sein Geschmack von Wohnen getroffen wurde.
Was nur derjenige erkennt, der Vergleichbares hinter sich hat: Ohne Eigenleistung und die Mithilfe von Familie und Freunden wäre ein solches Projekt nicht umsetzbar gewesen. 2500 Stunden Eigenleistung stecken in der Sanierung, berichtet der Bauherr. Sein Vater Thomas Then, der früher eine Zimmerei in Aidhausen hatte, bis er aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste, leitete ihn bei vielen Arbeiten fachmännisch an.
Während der Bauphase arbeitete der 32-jährige Bundespolizist an der Grenze zur Schweiz. Um von dort zur Baustelle zu pendeln, fuhr er elf Stunden mit dem Auto.
Dennoch freute er sich jedes Mal darauf, wenn es wieder zum Torhaus ging. Quasi jede freie Minute verbrachte er dort.

Selbst als er einmal zu einer Hochzeitsfeier eingeladen war, nutzte er die Pause zwischen Kaffeetrinken und Abendessen und stieg im feinen Zwirn aufs Dach, um Verputzplatten an die Gauben zu schrauben, weil er abends schon wieder zum Dienst musste und tags darauf Handwerker weiterarbeiten mussten.
Nach all den Strapazen stellt sich nur die Frage, warum er und seine Frau das alte Torhaus in Nassach nicht zu ihrem festen Wohnsitz machen möchten. Zwar sind sie dort Ende vergangenen Jahres eingezogen, doch es ist ein Wohnen auf Zeit.
In gut einem Jahr, so hoffen sie, wird das Haus, das sie derzeit im Maintal bauen, fertiggestellt sein. Dann werden sie dorthin ziehen. Von dort aus gelangt Then-Eck leichter nach Oerlenbach (Lkr. Bad Kissingen), wo er als Lehrer Bundespolizisten unterrichtet. Auch seine Frau hat ihren Arbeitsplatz als Neurobiologin ebenfalls nicht im Haßbergkreis.
Dass sie das Torhaus in Nassach nicht dauerhaft selbst bewohnen, war dem Ehepaar von vornherein klar. Wenngleich beide die Ruhe dort lieben: „Der Ort ist ideal zum Entschleunigen.“
Und auch Pudeldame „Kimba“, die mit im Haus wohnt, schätzt die freie Natur sowie die zu Spaziergängen einladende Landschaft der „Haßberg-Toskana“. Diese sehen sie schon beim Blick durch die Gaubenfenster, sie liegt direkt vorm Haus.
„Das sanierte Torhaus ist ein ganz großer Gewinn für Nassach“, stellt der Aidhäuser Bürgermeister Dieter Möhring fest. Er hofft, dass es Nachahmer gibt, die weitere historische Bauten in der Ortschaft sanieren, oder durch den Rückbau von Nebengebäuden, wie Scheunen, „Schönes entstehen lassen“.

Als „Dilemma“ der gesamten Gemeinde Aidhausen bezeichnet er es, dass es kaum noch Leerstände gibt, die zum Verkauf stehen – obwohl Interessenten diese erwerben und sanieren möchten.
Mit der Einrichtung einer Ferienherberge den Erhalt eines Baudenkmals sicherzustellen, lobt Bernhard Joos von der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landratsamt Haßberge als vorbildliches Konzept. Aus denkmalpflegerischer Sicht stellt für ihn die Sanierung des Torhauses dennoch kein Musterbeispiel dar. Manche Punkte hätten im Detail laut Joos besser gelöst werden können.
Internet-Hinweis:
Als „Ferienhaus Haßgautor“ präsentiert der Besitzer das Objekt bei Facebook.
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