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HASSFURT: Sauerstoff fehlt: Todeszone im Großen Wörthsee

HASSFURT

Sauerstoff fehlt: Todeszone im Großen Wörthsee

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    Unappetitlicher Anblick: Ans Ufer des Großen Wörthsees bei Haßfurt sind tote Fische geschwemmt worden – wohin man blickt.
    Unappetitlicher Anblick: Ans Ufer des Großen Wörthsees bei Haßfurt sind tote Fische geschwemmt worden – wohin man blickt. Foto: Fotos: Michael Mösslein

    Wer eine feine Nase hat, sollte sich derzeit nicht dem Großen Wörthsee in den Haßfurter Mainauen Richtung Augsfeld nähern. Seit dem Wochenende liegt über dem Idyll der Geruch von verwesendem Fisch. Am Freitagmorgen haben Verantwortliche des Sportanglervereins Haßfurt entdeckt, dass der See umgekippt ist. Wegen Sauerstoffmangels im Wasser verendeten bereits unzählige Fische. Andere schnappen an der Oberfläche nach Luft. Ob das Desaster zu verhindern gewesen wäre, darüber scheiden sich die Geister.

    Ein Schuttcontainer ist halb gefüllt mit Fischkadavern. Fünf Tonnen dürften es sein, schätzt Frank Hofmann, Vorsitzender der Sportangler. Wie viele tote Fische noch auf und im 14 Hektar großen See treiben, weiß niemand. Augenscheinlich sind es sehr viele. Der Anglerverein hat den See von der Stadt Haßfurt gepachtet. Täglich um 15 Uhr sind die Mitglieder nun aufgerufen, am See die toten Fische einzusammeln. Alle Kadaver aus dem unzugänglichen, dicht bewachsenen Uferstreifen zu fischen, dürften sie kaum schaffen.

    Die Haßfurter Sportangler haben die Katastrophe kommen sehen. Im Mai, berichtet Hofmann, betrug der Sauerstoffgehalt im Großen Wörthsee (im Volksmund Haucksee) bereits nur vier Milligramm pro Liter – um diese Jahreszeit hätte der Wert idealerweise drei- bis viermal so hoch sein müssen.

    Bereits in den Vorjahren war der Sauerstoffgehalt teilweise besorgniserregend niedrig, berichten die Angler. Als Daniel Kraus, Gewässerwart des Vereins, am Montagnachmittag das Messgerät ins Wasser hält, zeigt es knapp 0,5 Milligramm pro Liter an – ab vier Milligramm wird es für Fische kritisch, bei zwei Milligramm beginnen sie, an der Oberfläche nach Luft zu schnappen, sagt Hofmann.

    Aus Sicht des Haßfurter Anglervereins hätte das frühzeitige Ausbringen von Kalk verhindern können, dass sich der See in eine Todeszone verwandelt. Doch schnelles Handeln war nicht möglich, erklärt Hofmann: Da das Gewässer als wichtiger Lebensraum für Vögel gilt und Teil des Naturschutzgebiets Mainaue ist, darf dort nur per Sondergenehmigung der Regierung von Unterfranken gekalkt werden. Erst Anfang August konnten deshalb Vereinsmitglieder von einem Boot aus in drei Stunden etwa 1,4 Tonnen Kalk ins Wasser streuen. Vergangenen Freitag um 11 Uhr erhielt der Verein die Erlaubnis für eine zweite Kalk-Aktion. Doch dazu kam es nicht mehr.

    Der Kalk bindet im Wasser schwebende abgestorbene Algen, zieht sie auf den Grund und lockert den dortigen Faulschlamm auf. Die Hoffnung ist, dass dadurch Pflanzen wieder mehr Sauerstoff produzieren.

    Doch der Einsatz von Kalk ist unter Naturschützern umstritten, meint Biologe Dietmar Will, der als Naturschutzverantwortlicher der Stadt Haßfurt auch für den Großen Wörthsee zuständig ist. „Das ist kein Allheilmittel.“ Wichtig wäre es aus seiner Sicht, den Eintrag von Nährstoffen, die von nahen Feldern über einen Entwässerungsgraben in den See gelangen, zu verringern. Auch der Gehölzbestand am Ufer – und damit der Laubeintrag – sei zu groß. Die Haßfurter Feuerwehr hat laut Will am Sonntag stundenlang Wasser vom Main den umgekippten See gepumpt, als Notmaßnahme, die die Situation etwas verbessert habe. Will hofft, dass in den kommenden Tagen mit Sonnenschein mehr Algen wachsen und Sauerstoff abgeben. Dies dürfte „einem guten Teil“ der Fische im See helfen, zu überleben, glaubt Will.

    Mit dem Haßfurter Anglerverein ist er sich einig, in den kommenden Wochen während eines Runden Tisches zu klären, wie der Fischbestand im See gerettet beziehungsweise wiederhergestellt werden kann. Für den Anglerverein geht es auch um einen beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden: Für jährlich 10 000 Euro hat er zuletzt Fische im See eingesetzt, berichtet Kassier Hubert Bergmann (Hofheim). Der Große Wörthsee ist für den Verein als größter seiner fünf Angel-Seen wichtig, betont der Vorsitzende. Der Pachtvertrag geht bis Ende 2016. Doch es müssten klare Regelungen her, wie der Verein den See künftig – trotz Naturschutzauflagen – vernünftig pflegen kann, um den Fischbestand wiederherzustellen.

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