Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Haßberge
Icon Pfeil nach unten
Haßbergkreis
Icon Pfeil nach unten

EBELSBACH: Schloss Ebelsbach im Dornröschenschlaf

EBELSBACH

Schloss Ebelsbach im Dornröschenschlaf

    • |
    • |

    Wo Baukräne stehen, da geht es normalerweise vorwärts, da entsteht Neues. Anders sieht es auf Schloss Ebelsbach aus. Auch hier steht seit Jahren ein Baukran und harrt der Dinge, die da kommen sollen. Doch es passiert nichts. Seit nunmehr über einem Jahr herrscht Stillstand in dem altehrwürdigen Gemäuer. „Zurück zu Glanz und Gloria“ hatte das Haßfurter Tagblatt damals, Anfang Dezember 2015, einen Artikel über Schloss Ebelsbach betitelt. Rechtsanwalt David Herzog aus Würzburg war kurz zuvor auf Antrag des Landratsamtes Haßberge vom Amtsgericht Köln zum Nachtragsliquidator bestellt und mit der Aufgabe betraut worden, den Verkauf der Immobilie voranzutreiben.

    Mit Notsicherungsmaßnahmen hatten Landkreis und Gemeinde Ebelsbach zu diesem Zeitpunkt gerade versucht, den weiteren Verfall der Gebäude zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. Nach einem Brand im Jahr 2009 waren große Teile des Anwesens unbewohnbar. Wertvolle Parkettböden und Stuckdecken hatten bereits schwere Schäden erlitten, vor allem aufgrund von Wasser, das sich seinen Weg durch undichte Dächer gebahnt hatte.

    Seitdem David Herzog als Nachtragsliquidator für das Anwesen die Verantwortung übernommen und sich auf die Suche gemacht hat nach einem finanzstarken Käufer. Rund 300 000 Euro müsste dieser aufbringen, alleine um Verbindlichkeiten zu begleichen. Denn mehrere Gläubiger warten seit Jahren auf ihr Geld, auch die Notsicherungen und die Nachtratsliquidation selbst wollen bezahlt sein. Mindestens weitere zwölf Millionen Euro müsste der Käufer mitbringen, um das Schloss nach dem Erwerb sanieren zu können, hatte der Rechtsanwalt der Presse vorgerechnet. Ein schlüssiges, nachhaltiges Nutzungskonzept und einen Businessplan für fünf Jahre müsste der Interessent ebenfalls präsentieren, um den Zuschlag zu erhalten.

    Über 14 Monate sind seit dem Beginn der Suche vergangen. Das Schloss befindet sich noch immer im Dornröschenschlaf. Dabei hatte Herzog im Dezember 2015 selbstsicher verkündet, er rechne mit einem Vertragsabschluss im März oder April. Er sprach wohlgemerkt vom Jahr 2016. Im vergangenen Sommer hätten die Sanierungsarbeiten beginnen sollen. Getan hat sich auf dem Anwesen seitdem aber nichts.

    „So was braucht Zeit“, kommentiert der Ebelsbacher Bürgermeister Walter Ziegler das Warten auf einen Käufer, der das Schloss aus seinem Dornröschenschlaf wachküssen will. Interessenten gebe es allerdings oder habe es zumindest gegeben, wie Ziegler sagt. Von immerhin drei ernsthaften Interessenten sei die Rede gewesen im Herbst, zwei Besichtigungstermine seien in den vergangenen Monaten geplatzt: ein Mal habe Glatteis die Anreise des Interessenten verhindert, ein anderes Mal sei Nachtragsliquidator David Herzog erkrankt gewesen. Freilich bedeutet eine Besichtigung noch lange nicht, dass sich tatsächlich ein Käufer findet. Zumindest ein Strohhalm, an den es sich zu klammern lohnen könnte, wäre das allemal. Als „zu optimistisch“ bezeichnet Ziegler allerdings einen Pressebericht aus dem Oktober, in dem David Herzog verkündete, das Schloss bis Ende des vergangenen Jahres verkaufen zu können. Daraus wurde offensichtlich nichts.

    „Herzog will den Verkauf auf jeden Fall im Laufe dieses Jahres über die Bühne bringen“, sagt Walter Ziegler jetzt. Dass sich die Bevölkerung Ebelsbachs Gedanken um die Ruine macht, die mitten im Herzen der Ortschaft liegt, zeigte sich einmal mehr bei der Büttensitzung der Stabacher Pölsterer vor wenigen Tagen. Auch die Narren machten sich lustig darüber, dass sich dort seit geraumer Zeit nichts bewegt.

    David Herzog indes hüllt sich in Schweigen. Sowohl eine schriftliche als auch mehrere telefonische Anfragen dieser Redaktion in den vergangenen drei Wochen blieben unbeantwortet. Sobald es etwas zu vermelden gibt, werde Herzog eine Pressekonferenz einberufen, ließ der Nachtragsliquidator über sein Büro mitteilen.

    Dass sich der Rechtsanwalt gegenüber der Presse derzeit nicht näher äußern will, könnte bedeuten, dass er kurz vor einem Vertragsabschluss steht und die Verhandlungen nicht gefährden will. Es scheint jedoch auch möglich, dass bei der Suche nach einem Käufer genauso Stillstand herrscht, wie in der Ruine selbst.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden