Sanfte Hügel, grüne Täler, duftende Wälder, schon die Anfahrt nach Birkenfeld, gleich aus welcher Richtung, ist ein Genuss. Dabei zeigt sich, was die Schönheit der Haßberge ausmacht. Und senkt sich die Straße im kleinen Dorf Birkenfeld leicht abwärts, dann fällt der Blick auf ein stattliches, großflächiges Anwesen. Langgestreckte Gebäude, exakt um rechteckige Flächen angeordnet, bilden eine Kombination von Repräsentation und Funktionalem.
Besonders das dreigeschossige Schloss mit seinen exakten Fensterachsen sticht ins Auge. Im großflächigen Hof fahren zwei kleine Jungen mit ihren Spielzeugtraktoren Rennen, die schwarzgraue Katze flitzt mit einer Maus zwischen den Zähnen über den Hof und Tochter Sophie führt gerade das Pferd Fregats aus dem Stall.
Mirjam Gräfin zu Ortenburg, geborene Kalf, eine weltoffene Holländerin, ist seit elf Jahren die Hausherrin auf dem Schloss. Ihr Mann Philipp Graf zu Ortenburg denkt gerne an die Kinderjahre, die er bereits auf dem Schloss zubringen durfte. Nürnberg und Münster waren bis 1992 die Stationen der Familie Graf zu Ortenburg, dann entschied sich ihr Mann innerhalb von einem halben Tag, die Gebiete Sachsen und Thüringen für seinen Arbeitgeber anzunehmen, wobei der Hauptgrund eben Schloss Birkenfeld war.
Denn dort lebten seit 1952 seine Eltern Aurel und Isabel Graf und Gräfin zu Ortenburg. Isabel Gräfin zu Ortenburg ist wie ihre Schwiegertochter Holländerin, pendelt jedoch zwischen dem holländischen Besitz und Birkenfeld hin und her. Aurel Graf zu Ortenburg starb 2001 und fehlt der Familie sehr.
Als das Ehepaar 1992 mit der kleinen Sophie (heute zwölf) und dem gerade geborenen Felix (heute elf) ins Schloss zogen, wollten sie einige Änderungen an Küche und Bad vornehmen, so die Gräfin. Daraus wurde eine fünfjährige Notsanierung. Acht Jahre habe man auf einer Baustelle gelebt, es waren abenteuerliche Zeiten. Marie (acht) und Johannes (fünf) wurden während der ereignisreichen Zeit geboren. Doch die Hausherrin nahm die spannende Umbauphase mit viel Humor, spricht von der Verbindung, die man durch diese Erfahrungen zu dem Hause und dem Dorf bekommen hat.
An die Wand gemalte Comics im Esszimmer erzählen von der Vergangenheit des Hauses. Amerikaner hatten es zu ihrem Quartier erkoren, ein Künstler hatte das Leben der Soldaten auf die Wände skizziert. Kontrastprogramm zu den zahlreichen Gemälden und Stuckarbeiten in den Räumen des ersten und zweiten Stockes.
Wie viele Zimmer das Schloss hat, darauf folgt nur ein Achselzucken der Gräfin. So genau weiß man es nicht und sie spricht von den Themen-Zimmern, wie "Unterhalt und Verfall", bei dem Bilder die Geschichte erzählen; dem "Chinesenzimmer", das die frühere Ostasienbegeisterung des Adels beschwor; vom Zimmer der "Tageszeiten" mit wunderschönen Gemäldetafeln über den Türen.
Der Höhepunkt allerdings ist der heutige Freskensaal, einst überdimensioniertes Speisezimmer mit Spiegelrahmen, Trumeau-Verzierungen (Fensterpfeiler) und vor allem mit Szenen aus der Mythologie. Bei der Führung durch die Räume erzählt sich die Gräfin: "Das Haus wurde früher nicht besonders genutzt, im zweiten Stock als Möbellager". Dabei möchte sie es gerne zum Leben erwecken.
Der Anfang ist gemacht. "Musik und Literatur in fränkischen Schlössern" hat seit einigen Jahren Einzug in das Schloss gehalten. Die Konzerte sind bestens besucht. Und Paul Maar, der Schriftsteller und Kinderbuchautor, wohnt gleich um die Ecke in der ehemaligen Orangerie des Schlosses. In einer zum Park orientierten Wohnung hat der Historiker Volker Rößner sein Wochenenddomizil, er brachte über Schloss Birkenfeld ein interessantes Büchlein nebst Doktorarbeit heraus.
Die gräfliche Familie lebt mit den Menschen im Dorf gut zusammen. Da gibt es auf dem Hof jährlich eine Freilichtaufführung der Gangolf-Bühne, Mirjam Gräfin zu Ortenburg liebt die Begegnungen mit Menschen und hat viele Träume. Zum einen sollen auf dem großflächigen Hof Wohnungen entstehen, in denen Jung und Alt leben, gemeinsam den Garten nutzen und zusammen feiern können. Zum anderen hätte sie die ehemalige Remise beziehungsweise Reithalle gerne zu einer Kleinkunstbühne umgebaut. Denn trotz der vielen Arbeit liebt die Familie die Anlage und die Gräfin meint "so etwas Schönes behält man nicht für sich allein".