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HASSFURT: Sollte ein Pendant zum Kölner Dom werden

HASSFURT

Sollte ein Pendant zum Kölner Dom werden

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    Architektonisch gesehen ist die Michaelskapelle mit ihrem modernen Anbau aus Glas und Stahl eine enorme Bereicherung für die Stadt Haßfurt. Durch einen eingebauten Aufzug können Gäste bequem in den ersten Stock gelangen.
    Architektonisch gesehen ist die Michaelskapelle mit ihrem modernen Anbau aus Glas und Stahl eine enorme Bereicherung für die Stadt Haßfurt. Durch einen eingebauten Aufzug können Gäste bequem in den ersten Stock gelangen. Foto: Foto: Ulrike Langer

    Am Freitag, 29. April, wird das „Dokumentationszentrum Sankt Michaelskapelle“ offiziell eingeweiht. „Damit wird verwirklicht, was von Anfang an bei der Planung der Neugestaltung der Ritterkapelle anvisiert war“, erklärt Domkapitular Jürgen Lenssen. Als Leiter des Kunstreferats des Bischöflichen Ordinariats Würzburg hat er das inhaltliche Konzept für das Dokumentationszentrum mit den Schwerpunkten „Historismus“, „Frömmigkeit im Historismus“ und „Geschichte der Ritterkapelle“ erstellt.

    „Aufgrund der Bedeutung der Marien-Wallfahrtskirche für den Historismus in Bayern und speziell in Franken ist die Michaelskapelle der gegebene Ort, den Blick auf den Historismus zu lenken und die Bedeutung der Ritterkapelle herauszustellen“, teilte Lenssen mit.

    Überzogene Pläne

    „Für Heideloff war die Sanierung der Ritterkapelle die Möglichkeit, seine sicherlich überzogenen Pläne zu verwirklichen, was auch zu Konflikten führte. Denn es sollte ein Pendant zum Kölner Dom geschaffen werden, der als Zeichen für den Historismus gilt, und ebenso wie er der Rückbesinnung auf das Mittelalter dienen.

    “ Der Nürnberger Konservator Karl A. Heideloff hatte 1855 die Projektleitung der Sanierung der Ritterkapelle übernommen und idealisierte sie unter falscher Auslegung der historischen Bausubstanz als ein um die Mitte des 14. Jahrhundert entstandenes Versöhnungsdenkmal der Gegenkaiser Ludwig des Bayern und Friedrich von Österreich.

    In den vergangenen Wochen wurde das „Dokumentationszentrum Sankt Michaelskapelle“ eingerichtet, unter anderem von: (von links) Domkapitular Jürgen Lenssen, Christoph Deuter und Pfarrer Stephan Eschenbacher (mit einem Bild der vier Evangelisten).
    In den vergangenen Wochen wurde das „Dokumentationszentrum Sankt Michaelskapelle“ eingerichtet, unter anderem von: (von links) Domkapitular Jürgen Lenssen, Christoph Deuter und Pfarrer Stephan Eschenbacher (mit einem Bild der vier Evangelisten). Foto: Foto: Ulrike Langer

    Die Gotik galt ihm dazu als einzig möglicher Architekturstil, die mittelalterlich-katholische Glaubensvermittlung angemessen zu übertragen. Heideloff wies der Kapelle den Rang einer Kathedrale zu und gestaltete seinen Entwurf als Gegenentwurf zum Kölner Dom mit einer prächtigen Doppelturmansicht. Für ihn war es „Aufgabe, den unvollendeten, durch Jahrhunderte verunzierten Bau in der von der Bau- und Restaurationskunst gebotenen Ordnung wiederherzustellen“.

    Adelsverein wurde Hauptförderer

    Sein Augenmerk lag vorrangig auf dem Chor mit Wappenkranz und den wappenhaltenden Engelsfiguren. Damit erreichte er eine deutschlandweite Aufmerksamkeit: Ein Adelsverein wurde Hauptförderer des Projektes. Als Dank arbeitete Heideloff intensiv an seinem „Ritteralbum“.

    Nach der Restaurierung des Chores durch Karl A. Heideloff war man baulich genötigt, den restlichen Außenbau der Kapelle würdevoll zu sanieren. Zudem wollte man auch die Innengestaltung mit angehen.

    Gezeigt werden die Ausmalungspläne Heideloffs für die Ritterkapelle, die umgesetzt und 1960 wieder entfernt wurden.
    Gezeigt werden die Ausmalungspläne Heideloffs für die Ritterkapelle, die umgesetzt und 1960 wieder entfernt wurden. Foto: Foto: Langer

    Mit diesen Aufgaben wurde Bauamtsassessor Anton Dorner aus Schweinfurt beauftragt, der 1889 mit den Arbeiten begann. Er versetzte die Ritterkapelle voll in den Historismus und machte sie zum Sinnbild neugotischer Kirchenkunst in Franken.

    Als die Wallfahrtskirche Sankt Maria von 2006 bis 2010 außen und innen renoviert wurde, war es das erklärte Ziel, den gotischen Raumeindruck mit den Eingriffen späterer Zeiten zu versöhnen. So wurde die Kirche von ihrer rustikalen pseudo-mittelalterlichen Düsternis befreit und ihre lichtdurchflutete spätgotische Architektur wieder zum Strahlen gebracht.

    Was zu sehen ist

    Den Besuchern des Dokumentationszentrums wird im Untergeschoss der um 1418 errichteten Michaelskapelle, das bis etwa 1870 als Beinhaus beziehungsweise Carner diente, der Historismus und seine Verwirklichung im kirchlichen Bereich vor Augen gestellt: mit Figuren, Messgewändern, Goldschmiedearbeiten, Architekturteilen, Bildern, Grafiken und Glasfenstern.

    Im ehemaligen Kapellenraum im Obergeschoss werden unter anderem Faksimile von den Ausmalungsplänen der Ritterkapelle von Heideloff präsentiert, wie sie verwirklicht und 1960 zerstört wurden. Weiterhin werden seine Architekturpläne für den Bau und den Raum gezeigt.

    So wie auf diesem Entwurf von 1860 hätte der königliche Konservator Karl Alexander Heideloff die Ritterkapelle gerne – ähnlich dem Kölner Dom – umgebaut.
    So wie auf diesem Entwurf von 1860 hätte der königliche Konservator Karl Alexander Heideloff die Ritterkapelle gerne – ähnlich dem Kölner Dom – umgebaut. Foto: Foto: Ulrike Langer

    An einem Monitor können die Besucher auch einen Film des Videoteams der Pfarrei Sankt Kilian über die Geschichte die Ritterkapelle sowie eine Dokumentation der Wappen des Frieses an der Ritterkapelle ansehen. Die meisten Ausstellungsgegenstände wurden von den Kunstsammlungen der Diözese zur Verfügung gestellt. Einzelne Kunstwerke stammen aus Haßfurt; wobei manchmal nicht geklärt werden konnte, ob sie aus der Pfarrkirche oder der Ritterkapelle stammen.

    Im Zuge der Neugestaltung der Michaelskapelle als Dokumentationszentrum wurden auch fünf alte Epitaphien an der Nordwand der Ritterkapelle – gegenüber dem Eingang zur Michaelskapelle, angebracht.

    830 000 Euro

    Die Sanierung und die Neugestaltung von 2013 bis 2014 haben aktuell 830 000 Euro gekostet. Dafür wurden zusätzliche Mittel der Städtebauförderung in Höhe von 306 800 Euro, 30 000 Euro durch die Landesstiftung für Denkmalpflege und 3500 Euro durch die Unterfränkische Kulturstiftung zur Verfügung gestellt. Den Rest hat die Stadt Haßfurt finanziert.

    Dokumentationszentrum

    Das Dokumentationszentrum ist Teil der Museen der Diözese Würzburg und gliedert sich in ein Gesamtkonzept ein. Es wird von der Stadt Haßfurt betrieben und von Mai bis Oktober an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet sein. In den Wintermonaten werden voraussichtlich nur an Sonn- und Feiertagen oder nach Absprache Führungen möglich sein. Außerhalb der Öffnungszeiten können interessierte Personen Auskünfte über das Tourismusbüro der Stadt Haßfurt oder über die Pfarrei Sankt Kilian erhalten, dort können dann auch Gruppenführungen gebucht werden.

    www.ritterkapelle.de

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