Noch eine Schippe drauf: Die Sparkasse Ostunterfranken hat im vergangenen Jahr Kundeneinlagen im Wert von 909 Millionen Euro betreut. Im Jahr zuvor waren es 894 Millionen gewesen – ein Zuwachs von 1,7 Prozent. Der Bilanzgewinn des größten Geldinstituts im Landkreis Haßberge sank im gleichen Zeitraum dagegen leicht, von 2,6 Millionen Euro im Jahr 2011 auf 2,5 Millionen. Vorstandsvorsitzender Peter Schleich war mit diesem – bereits erwarteten – leicht schwächeren Gewinn dennoch „sehr zufrieden“, wie er am Donnerstag während der Bilanzpressekonferenz im Hauptsitz der Sparkasse am Haßfurter Marktplatz bekannt gab. Das Jahr 2012 sei „schön und anstrengend“ gewesen.
Überhaupt war das Ergebnis des Jahres 2012, in dem die Sparkasse Ostunterfranken ihr 175-jähriges Bestehen gefeiert hat, aus deren Sicht ebenso süß, wie die Gebäckteilchen auf dem Tisch vor Peter Schleich. Er vollzog den Brückenschlag zwischen der deutschen Wirtschaftsentwicklung im Vorjahr und der wirtschaftlichen Situation im Haßbergkreis. Mit einer Steigerung um 0,7 Prozent sei das Bruttoinlandsprodukt deutlich weniger gewachsen als in den beiden Jahren zuvor, doch sei dies mehr gewesen als in fast allen anderen Staaten Europas. Der stabile Arbeitsmarkt stärkte die Kaufkraft der Bevölkerung. Die Verbraucherpreise lagen allerdings über dem Zinsniveau, was allmählich das Vermögen der Menschen verzehren würde. Schleich sieht hier jedoch einen Scheitelpunkt erreicht: Die Leitzinsen würden in diesem Jahr nicht weiter fallen, die Tendenz zeige leicht aufwärts – jedoch auf niedrigem Niveau. Das Ende des ganz billigen Geldes naht, was Sparer freut und Kreditnehmer wurmt.
Negatives Wertpapiergeschäft
Schleich nannte auch Konjunkturdaten zum Landkreis Haßberge, die für ein regionales Geldinstitut größere Bedeutung haben als der bundesdeutsche Rahmen. Demnach stieg hier die Zahl der Arbeitslosen im Jahresvergleich von 1420 auf 1653 zum Jahresende 2012, was exakt der Arbeitslosenquote in Unterfranken entspreche (3,4 Prozent) sowie knapp unter der bayerischen Quote (3,5 Prozent) und deutlich unter der deutschen (6,7 Prozent) liege. Die Zahl der Insolvenzen im Haßbergkreis sank im Vorjahr deutlich: bei den Unternehmen auf 14 (2011: 20) und bei Privaten auf 25 (47).
Auf diesem soliden wirtschaftlichen Fundament in der Region entwickelten sich die Geschäfte der Sparkasse Ostunterfranken positiv – mit einer Ausnahme: Das Wertpapiergeschäft verringerte sich um knapp 15 Prozent auf 63 Millionen Euro, hier wurden Papiere für 6,3 Millionen Euro mehr verkauft als gekauft. Die anderen Bilanzbereiche, die Vorstandsmitglied Andreas Linder vorstellte, legten alle zu. Das Geldvermögen der Privatkunden wuchs um 16 Millionen Euro, ein Plus von 1,6 Prozent. Die Summe der Kundenkredite stieg um 1,0 Prozent auf 656 Millionen Euro. So wundert es nicht, dass die Bilanzsumme des Marktführers im Landkreis um 31,4 Millionen Euro (2,8 Prozent) gegenüber dem Vorjahr zulegte. Besonders die Produkte anlässlich des Jubiläums seien gut gelaufen, so Linder.
Beliebteste Anlageformen der Sparkassen-Kunden seien Spareinlagen mit kurzer Bindungsfrist gewesen, wie das Zuwachssparen. Das langfristige Parken von Geld sei momentan unbeliebt, meinte Schleich. Die Anleger warteten auf steigende Zinsen. An Krediten zahlte die Sparkasse im Jahr 2012 131,3 Millionen Euro neu aus, davon 57,6 Millionen an Privatkunden (vor allem für Wohnungsbau) und 68,4 Millionen an Unternehmen und Selbstständige (in erster Linie aus der Region). Gleichzeitig wurden 122,4 Millionen Euro an geliehenem Geld zurückgezahlt. Die Summe der zusagten, zum Teil noch nicht abgerufenen Darlehen lag mit 146,6 Millionen um 3,0 Prozent höher als im Jahr 2011. „Von Kreditklemme keine Spur“, stellte Schleich fest.
Der Bilanzgewinn von 2,5 Millionen Euro nutzt die Sparkassen laut des Vorstandsvorsitzenden komplett, um ihre Rücklagen zu erhöhen. Damit erfülle sie bereits die verschärften aufsichtsrechtlichen Forderungen an Geldinstitute nach Basel-III-Kriterien.
Geld in der Region ausgegeben
Für das laufende Jahr erwartet die Sparkasse laut Schleich ein Ergebnis, „das voraussichtlich geringer ausfallen dürfte als das des Jahres 2012“. In der vorsichtigen Einschätzung spiele vor allem die niedrigen Zinsen eine Rollen, die auch die Rentabilität für die Sparkasse senke sowie die allgemeine konjunkturelle Entwicklung. Die Risikovorsorge der Sparkasse sei aber auf jeden Fall ausreichend.
Die Sparkasse versorgte die Region im vergangenen Jahr jedoch nicht nur mit Geld und verdiente daran, sie hat dort auch welches ausgegeben: rund 2,6 Millionen Euro flossen an heimische Handwerker und Handel für Bauvorhaben, wie die im Mai 2012 fertiggestellte neue Geschäftsstelle in Hofheim oder die renovierte Hofbräuklause am Marktplatz in Haßfurt, die der Sparkasse gehört. Über die Sparkassenstiftung wurden 260 000 Euro für Soziales, Kunst, Kultur, Denkmalpflege und Sport gespendet. Was die Kommunen freuen dürfte: An Grund- und Gewerbesteuer zahlte die Sparkasse etwa zwei Millionen Euro.
Zahlen zur Sparkassen-Bilanz 2012
53 000 Menschen, rund zwei Drittel der Bewohner des Landkreises, zählte die Sparkasse Ostunterfranken im vergangenen Jahr zu ihren Kunden. Hinzu kommen etwa 5000 Unternehmenskunden. Diese hatten 139 290 Konten und Depots, darunter 39 675 Girokonten. 13 500 Kunden nutzen die Möglichkeit, Geldgeschäfte per Internet zu erledigen (Homebanking).
Die Sparkasse unterhält 23 Geschäftsstellen (inklusive Selbstbedienungsterminals), 33 Geldautomaten und 20 Kontoauszugsdrucker im Kreisgebiet. Wer den persönlichen Kontakt zur Bank sucht, dem stehen 303 Mitarbeiter zur Verfügung, etwa die Hälfte von ihnen in Teilzeit. Die Sparkasse hat aktuell 18 Auszubildende. Im Jahr 2012 haben acht Jugendliche ihre Ausbildung begonnen, in diesem Herbst werden erneut acht Azubis eingestellt.
Beim Absatz von Lebensversicherungen, von Absicherungen von Risiken des täglichen Lebens und beim Bausparen setzte die Sparkasse nach eigenen Angaben mehr ab als der bayerische Durchschnitt.