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EBERN: Spectaculum und Gaudium

EBERN

Spectaculum und Gaudium

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    Rund um den Eberner Grauturm herrschte am Wochenende mittelalterliches Treiben. Der Stadtrat und sein Oberhaupt zeigten sich hübsch im historischen Gewand. Im Wolz?n Garten feierten die Lagernden eine Zeremonie aus dem Jahr 1200.

    Weder Fleisch noch Fisch? Von wegen. Auch die dritte Auflage des Mittelaltermarktes in Ebern war ein großer Event, der nicht nur bei Rittern und Edelfrauen das Herz zum Frohlocken brachte. Auch das normale Gesindel drängte sich durch die Gassen und zwischen die Markttreibenden, genoss den Honigwein und traf sich mit Essbarem in der Hand in den Rauchwolken der bratenden Wildscheinwurst am Heimatmuseum. Mal mehr, mal weniger Volk versammelte sich am Samstag und am Sonntag um den Grauturm beim mittelalterlichen Treiben. Allein das Wetter hätte sich von einer besseren Seite zeigen können.

    „Das ist ein wunderschöner kleiner Mittelaltermarkt“, meinte Baron Barbarossa de Vert, alias Sascha Schneider, der seit dem ersten Eberner Mittelaltermarkt im Jahr 2013 mit seinem Gelage „Pfalzgraf von Wallenrode“ immer wieder im Wolz?n Garten Herberge findet. Er und seine Gruppe stellen das Lagerleben eines Pfalzgrafen mit seinem Gefolge um das Jahr 1200 dar. „Es ist ein wunderschönes Ambiente hier, die Leute sind unheimlich freundlich, wir werden nett aufgenommen“, lobte Schneider. „Man fühlt sich einfach nur wohl hier.“

    Insgesamt fünf Mittelaltergruppen hat die Organisatorin des Marktes, Helen Zwinkmann, in diesem Jahr eingeladen, mitsamt Kind und Kegel in Ebern zu lagern. Sascha Schneider und seine Kollegen kamen aus Bayreuth angereist. Für sie ist das nicht nur ein Hobby: „Die ganze Mittelaltersache ist eine Einstellung. Das ist mehr als nur Spaß“, erklärte Thomas Riedel, der am Samstag in Ebern in den Adelsstand erhoben wurde.

    Diese außergewöhnliche Zeremonie durfte sogar Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) bezeugen. Er und auch seine Ratsherren und Ratsdamen – dem mittelalterlichen Jargon nach die „Stadtrat(ten)“ – hatten sich für diesen Tag ihr Amtskleid recht historisch ausgewählt. „So schön gewandet sind sie anzuschauen. So schön sind sie nicht immer“, scherzte Hennemann während des Spektakels. Bei seiner Eröffnungsrede vor dem Volke redete er Tacheles und tat sich kaum verfranzen in seiner kurzen mittelalterlichen Reimerei.

    „Pfalzgraf von Wallenrode“ ist eine Mittelaltergruppe, bei der statt der heutigen Demokratie der Absolutismus vorherrscht. „Jeder hat einen Rang, jeder hat eine Aufgabe“, sagte Sascha Schneider. Das gilt jedoch nur für das Protokoll. „Wenn wir in der Gruppe sprechen, dann sind natürlich alle gleichberechtigt.“ Bei Sascha Schneider und seinen Anhängern kann jeder mitmachen, aber nicht jedermann wird später auch in den Adelsstand erhoben. „Man muss sich schon beweisen, zeigen, dass man in die Gruppe integriert ist und seine Aufgaben erfüllt“, sagte der 40-jährige Mann im Kettenhemd.

    Seit acht Jahren schon taucht er am Wochenende immer wieder ins Mittelalter ab und erfüllt sich damit einen Kindheitstraum. Im „echten“ Leben ist er als Apotheker tätig. Thomas Riedels Verbindung ins Mittelalter hingegen ist noch recht jung. Ein Jahr ist er nun dabei, hat nicht lange gefackelt und sich schnell sämtliches Equipment besorgt. Dass er nun schon in den Adelsstand erhoben wurde und den Titel „Freiherr von Friedrichsthal“ tragen darf, bedeutet ihm sehr viel: „Ich werde mein Bestes tun, um all die Anforderungen zu erfüllen.“ Auch ein Stück Land wurde ihm zur Bewirtschaftung übergeben und fünf Hirsche solle er schießen: „Das gehört einfach zum Spiel dazu“, ergänzte Sascha Schneider mit einem Augenzwinkern.

    Turnierbahn und Bogenschießerei – allerlei war für die Kinder beim mittelalterlichen Markt in Ebern geboten. „Es soll ein Familienfest sein“, versprach Helen Zwinkmann schon im Vorfeld. Zwar harrten die Markttreibender mit ihren Waren vor allem in der Rittergasse nicht bis in die Puppen aus, dafür reichten die Schankstellen bis spät nachts den Besuchern das Wasser und knöpfte ihnen ihre Taler ab. Kalte Füße zu bekommen, war bei der einzigartigen Feuershow der Gruppe „Leicht entflammbar“ am Samstagabend schwer. Denn da tummelten sich Hinz und Kunz um den Grauturm und zogen anschließend mit den Türmern und Nachwächtern durch Eberns dunkle Gassen und bekamen unheimliche Geschichten zu hören.

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